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Schwangerschaft und Geburt

Schwangerschaft und Geburt

Titel: Schwangerschaft und Geburt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Murkoff , Sharon Mazel
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wahrnehmen, sich so viel wie möglich auszuruhen. Sie werden den Kraftvorrat benötigen, sobald Sie wieder zu Hause sind.
Wo bleibt die Milch?
    »Ich habe vor zwei Tagen entbunden, und aus meinen Brüsten kommt gar nichts, wenn ich sie drücke, nicht mal Kolostrum. Muss mein Baby verhungern?«
    I hr Baby wird bestimmt nicht verhungern. Es ist noch nicht einmal hungrig. Babys kommen ohne großen Appetit und ohne sofortiges Nahrungsbedürfnis auf die Welt. Bis Ihr Kind Hunger auf eine Brust voll Milch hat (etwa am dritten oder vierten Tag nach der Entbindung), können Sie diese bestimmt bereitstellen.
    Das heißt aber nicht, dass Ihre Brüste derzeit leer sind. Vormilch, das sogenannte Kolostrum, versorgt Ihr Kind mit ausreichend Nährstoffen (vorerst) und mit wichtigen Antikörpern, die sein Körper noch nicht eigenständig produzieren kann. Außerdem unterstützt die Vormilch die Absonderung von überschüssigem Schleim aus dem Verdauungstrakt und die Ausscheidung von Mekonium (Kindspech). Kolostrum ist auf jeden Fall in der benötigten kleinen Menge vorhanden. Ihr Baby benötigt derzeit nur etwa einen Teelöffel pro Mahlzeit. Aber bis zum dritten oder vierten Tag nach der Entbindung, wenn Ihre Brüste anschwellen und sich voll anfühlen (also der Milcheinschuss begonnen hat), lässt sich nur schwer etwas aus der Brust drücken. Ihr erst einen Tag altes, mit Eifer saugendes Baby ist besser ausgerüstet, um an die Vormilch zu gelangen.
Mutter-Kind-Bindung
    »Ich hatte erwartet, dass ich zu meinem Kind gleich nach der Geburt eine Bindung hätte, aber ich empfinde nichts in der Art. Stimmt da etwas nicht bei mir?«
    K urz nach der Geburt bekommen Sie das lang ersehnte Freudenbündel in die Arme gelegt, und Ihr Baby ist noch hübscher und noch perfekter, als Sie sich je ausgemalt haben. Es sieht Sie an, und Ihre Blicke treffen sich, berauscht vor Glück. Der Beginn einer tiefen Mutter-Kind-Bindung. Sie wiegen Ihren kleinen Liebling im Arm, atmen seinen süßen Geruch ein, bedecken sein Gesicht mit zarten Küssen und sind überwältigt von intensiven, nie gekannten Emotionen…
    So haben Sie es sich vorgestellt? Geburtsszenen wie diese sind aus solchem Stoff, wie Träume sind – oder schnulzige Werbestreifen. Für viele Mütter spielt sich etwas anderes ab. Hier ein vielleicht realistischeres Szenario: Nach einer langen und schweren Geburt, die Sie emotional und körperlich vollkommen ausgelaugt hat, wird Ihnen ein faltiges, verschwollenes, rotgesichtiges fremdes Wesen in die ungeschickten Arme gedrückt, das wenig mit dem pausbäckigen Engelchen zu tun hat, das Sie erwartet hatten. Als Nächstes fällt Ihnen auf, dass es nicht zu schreien aufhört. Und Sie haben keine Ahnung, wie Sie es dazu bringen können. Sie mühen sich ab, es zu stillen, aber es zeigt sich wenig bis gar nicht kooperativ. Sie versuchen, sich mit ihm anzufreunden, aber es hat mehr Lust zu brüllen, als zu schlafen – und ehrlich gesagt, geht es Ihnen ähnlich. Und irgendwann (nachdem Sie aufgewacht sind) fragen Sie sich: »Habe ich die Gelegenheit verpasst, eine Bindung zu meinem Kind aufzubauen?«
    Auf keinen Fall. Der Bindungsprozess ist bei jedem Elternteil und jedem Kind verschieden, und er hat kein Verfallsdatum. Zwar haben manche Mütter schneller als andere eine Bindung zu ihrem Neugeborenen – vielleicht, weil sie Erfahrung mit Säuglingen haben, weil sie realistischere Vorstellungen hatten, weil die Geburt einfacher war oder weil ihre Babys besser reagiert haben –, aber nur wenige machen die Erfahrung, dass man quasi mit Sekundenkleber verbunden wird. Bindungen, die ein Leben lang halten, werden nicht über Nacht geknüpft. Sie entwickeln sich mit der Zeit – und die haben Sie und Ihr Baby in rauen Mengen.
    Geben Sie sich also Zeit – Zeit, sich an die Mutterrolle zu gewöhnen (das ist schließlich eine gewaltige Umstellung), und Zeit, das neu in Ihr Leben getretene kleine Wesen kennenzulernen. Erfüllen Sie die grundlegenden Bedürfnisse Ihres Kindes (und auch Ihre eigenen), und Sie werden erfahren, wie sich die liebende Bindung formt – mit jedem Tag und jeder Liebkosung. Wo wir gerade bei Liebkosungen sind: Davon kann es nicht genug geben. Je mehr Sie Ihr Kind hegen und pflegen, desto besser finden Sie in Ihre neue Rolle. Je mehr Sie mit Ihrem Kind schmusen, es streicheln, füttern und massieren, ihm vorsingen, zuflüstern und mit ihm sprechen – je mehr Zeit Sie Haut an Haut und von Angesicht zu Angesicht verbringen –, desto

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