Schwangerschaft und Geburt

genesen ist; und schließlich die allgemeine körperliche und geistige Beschäftigung mit dem Neugeborenen, wobei sich die ganze Energie darauf konzentriert, was momentan am wichtigsten ist. Zudem werden die Gefühle durch den bei vielen jungen Vätern auftretenden zeitweiligen Anstieg der weiblichen Hormone und das Absinken des Testosteronspiegels beeinflusst, weil die männlichen Hormone bei Frauen wie bei Männern die Libido anregen. Wahrscheinlich trägt die Natur auf diese Weise dazu bei, dass Sie Ihre Pflichten als Vater wahrnehmen und nicht in erster Linie an Sex denken, wenn das Baby im Haus ist.
    Mit anderen Worten: Es ist vermutlich gar nicht schlimm, wenn Sie keine Lust verspüren, vor allem dann nicht, wenn es Ihrer Frau – wie den meisten Frauen in der ersten Zeit nach der Geburt – emotional oder körperlich ähnlich geht. Wie lange es dauern wird, bis Sie beide wieder Lust auf Sex haben, lässt sich nicht voraussagen. Wie bei allen sexuellen Dingen ist die Spannbreite ziemlich groß. Manche Paare haben schon Lust, noch bevor der Arzt grünes Licht gibt – das hängt von den Umständen ab; normalerweise sollte man zwischen zwei und sechs Wochen warten. Bei anderen findet das Sexualleben erst nach sechs Monaten wieder statt. Manche Frauen empfinden erst nach dem Abstillen wieder Lust, was nicht heißt, dass sie die Nähe ihres Partners nicht genießen können.
    Selbst Väter, die auf das Geburtserlebnis vorbereitet waren, haben plötzlich den Eindruck, als ob das Vergnügen, das immer einen besonderen Stellenwert hatte, auf einmal einem praktischen Zweck dienen würde. Aber in der Regel verschwindet dieses Gefühl mit der Zeit. Immerhin erfüllt die Vagina zwei wichtige Funktionen: eine praktische und eine sexuelle. Keine schließt die andere aus, und wenn man darüber nachdenkt, sind beide sogar eng miteinander verzahnt. Für die Geburt wird die Vagina nur kurz gebraucht, aber für Sie und Ihre Frau ist sie ein Leben lang eine Quelle des Vergnügens.
    Während Sie auf die zwangsläufige Rückkehr Ihrer Libido warten, achten Sie darauf, dass Sie Ihrer Partnerin so viel Aufmerksamkeit schenken, wie sie zweifellos braucht. Frauen, die gerade entbunden haben, fühlen sich normalerweise nicht eben begehrenswert, und auch wenn sie keine Lust auf Sex hat, möchte sie bestimmt hören, dass Sie sie lieben (und sie schön und sexy finden). Auch ein bisschen Romantik kann nicht schaden, um Sie beide wieder in Stimmung zu bringen – so schwierig das mit einem Neugeborenen im Haus auch sein mag. Zünden Sie ein paar Duftkerzen an, sobald das Baby endlich schläft, um diesen durchdringenden Geruch von schmutzigen Windeln zu überdecken; bieten Sie Ihrer Partnerin eine sinnliche Massage ohne weitere Bedingungen an; kuscheln Sie zusammen auf der Couch. Und wer weiß – vielleicht kommt Ihre Lust schneller zurück als gedacht.
    »Seit meine Frau stillt, erscheinen mir ihre Brüste auf einmal zu funktional, um noch sexy zu wirken.«
    W ie die Vagina dienen auch die Brüste einem praktischen und einem sexuellen Zweck (welcher, vom Fortpflanzungsstandpunkt aus betrachtet, ebenfalls praktischer Natur ist). Und obwohl sich beide Zwecke auf lange Sicht nicht gegenseitig ausschließen, kann es während der Stillzeit vorübergehend zu Konflikten kommen.
    Manche Paare regt das Stillen sexuell an, vor allem wenn die Brüste zum ersten Mal voll und rund sind. Andere empfinden es eher als lusthemmend – entweder aus ästhetischen Gründen (zum Beispiel wegen der auslaufenden Milch) oder weil ihnen die Vorstellung nicht behagt, die Nahrungsquelle des Kindes für ihr sexuelles Vergnügen zu »missbrauchen«. Vielleicht lässt dieser Eindruck nach, wenn das Stillen für alle Beteiligten erst einmal selbstverständlich geworden ist.
    Was immer Sie als lustanregend oder lusthemmend ansehen, ist für Sie persönlich normal. Wenn die Brüste Ihrer Frau Ihrer Ansicht nach im Moment zu funktional sind, um sexy zu wirken, dann konzentrieren Sie Ihr Vorspiel auf etwas anderes, bis Sie sich daran gewöhnt haben, sie mit dem Baby zu teilen (oder bis das Kind abgestillt ist). Aber sprechen Sie offen und ehrlich mit Ihrer Frau. Wenn Sie plötzlich die Hände von ihren Brüsten lassen, könnte das dazu führen, dass sie sich unattraktiv fühlt. Hegen Sie auch keinen Groll gegen das Baby, weil Sie »Ihre« geliebten Brüste mit ihm teilen müssen; betrachten Sie das Stillen stattdessen als vorübergehende Leihgabe an Ihr Kind. Und freuen Sie