Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwartz, S: Blutseelen 1: Amalia

Schwartz, S: Blutseelen 1: Amalia

Titel: Schwartz, S: Blutseelen 1: Amalia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
plötzlich, dass sie sterben würde, wenn sie sich nicht sofort in Sicherheit brachte.
    Ohne einen Laut zu machen, kroch sie tiefer in den Busch, der sie ohnehin halb verbarg. Sie robbte hindurch und zog hastig ihre Hose und das eingerissene Oberteil an. Immer noch hörte sie wütende Schreie und Kampflärm. Der Kampf würde bei dieser Lautstärke nicht lange unentdeckt bleiben.
    Sie kam eben hinter dem Zelt für orientalische Spezialitäten auf die Beine, als ein harter Arm ihre Hüfte umschlang. Sie schrie auf und packte den Arm mit beiden Händen. Eine Hand legte sich auf ihren Mund, der Schrei erstickte. Sie wurde quer durch das Zelt gerissen, an erstaunten, aufspringenden Menschen vorbei, die auf Kissen am Boden gesessen hatten. Die Tüte fiel zu Boden. Porzellan klirrte brechend. Es roch nach Jasmin-Tee, schwerem Kaffee und Gebackenem mit Honig.
    Ehe sie recht begriff, was mit ihr geschah, wurde sie aus dem Zelt getragen, hinter zwei Kleiderständen entlang und dann – mit einem weiten Sprung, den ein anscheinend zugekiffter Mann lachend und scherzend beklatschte – hinter eine hüfthohe Wand gebracht.
    Amalia landete hart auf dem Boden, aber lange nicht so schlimm, wie sie gefürchtet hatte. Eine Hand presste sich in ihr Gesicht. Sie blickte in besorgte braune Augen.
    „Aurelius“, flüsterte sie in seine Handfläche. Das Wort wurde erstickt. Sie sah sich um. Aurelius war mit ihr hinter die Wand eines Brotstandes gesprungen. In ihrer Nähe stand die Verkäuferin, eine junge Frau mit dunkelblonden Haaren, und starrte sie mit offenem Mund an. Sie wollte eben zu schreien beginnen, als Aurelius Blick sie traf, und sie verstummen ließ.
    Amalia war viel zu durcheinander, um länger über die Frau nachzudenken. Ihre Gedanken überschlugen sich. Warum diese Flucht? Wer waren die beiden Angreifer? Die Frau war angeblich Aurelius‘ Ex-Freundin. Aber der Mann? Etwa ihr neuer Freund? Der Kampf zwischen ihnen hatte todernst gewirkt, nicht wie ein Spiel.
    Sie versuchte, sich aufzurichten, doch Aurelius hielt sie hart auf den Boden gepresst. Er sah sie nicht mehr an, sondern blickte der Verkäuferin vom Brotstand in die Augen. Lautlos sank sie auf die Knie und erwiderte den Blick. Sie schien hypnotisiert zu sein. In ihren Zügen spiegelte sich Verwunderung. Ihre Hände wanderten zu der Schnürung ihres Kleides. Langsam öffnete sie die Nestelschnüre.
    Aurelius schüttelte energisch den Kopf, ohne sie aus den Augen zu lassen, doch die Frau war wie weggetreten. Sie streifte die Ärmel ab, schlüpfte aus dem Oberteil des Kleides und legte den Kopf schief. Es wirkte, als wolle sie Aurelius ihren Hals und ihre Brust anbieten.
    Amalia verstand überhaupt nichts mehr. Sie spürte, wie sich Aurelius‘ Griff um ihren Mund lockerte.
    „Was machst du mit …?“
    Aurelius‘ Griff wurde wieder fester. Er presste sie eng an die Wand des Standes.
    „Still. Sie sind noch hier“, zischte er kaum hörbar. Eine Weile verharrten sie wie ein Standbild für einen verrückten Maler: Amalia, unter Aurelius liegend, auf den harten Holzbrettern des Standes, die kniende Standfrau vor ihnen, die Aurelius noch immer ihren Hals und ihre Brüste anbot, und Aurelius, dessen Muskeln über ihr sich anfühlten wie Stein.
    Obwohl Amalia das alles mehr als sonderbar vorkam, wagte sie nicht, zu protestieren. In ihr war noch immer ein Teil der Angst, den die Weißhaarige ausgelöst hatte. Angst um ihr Leben.
    Sie warteten. Inzwischen beschwerten sich die Kunden vor dem Stand.
    „Wo ist die denn so lange? Treibt die es etwa mit dem verrückten Kerl?“ Ein Käufer trat ganz nah an die Theke und versuchte, darüber zu sehen. Amalia beobachtete, wie er in Aurelius‘ Augen sah und zurückfuhr, als habe man ihn geschlagen.
    „Das dauert wohl noch einen Moment“, erklärte er dem Pärchen hinter ihm in der Schlange. Seine Stimme war versöhnlich. „Da muss man Geduld haben.“
    Aurelius ließ Amalias Mund los. „Sie sind weg.“
    „Woher weißt du das so genau?“ Amalia sah ihn misstrauisch an. „Das klingt, als ob du es spüren könntest.“
    Aurelius lächelte dünn. „Meinst du, ich hätte übernatürliche Fähigkeiten?“
    Amalia starrte auf die halb nackte Brotverkäuferin, die mit glasigen Augen neben ihnen am Boden kniete. „Und was hast du mit der da gemacht?“
    „Gar nichts. Vielleicht nimmt sie Drogen.“
    „Sie wirkt nicht zugedröhnt. Sie ist erst so, seitdem du sie angesehen hast. Hast du sie hypnotisiert?“
    „Hypnose ist ein

Weitere Kostenlose Bücher