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Schwartz, S: Blutseelen 1: Amalia

Schwartz, S: Blutseelen 1: Amalia

Titel: Schwartz, S: Blutseelen 1: Amalia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Mythos.“
    Amalia suchte in seinem Gesicht nach der Wahrheit. Er wirkte überzeugt von dem, was er sagte, aber ihre Zweifel wichen nicht. Sie betrachtete die blonde Frau mit den großen blauen Augen. „Sie erinnert dich an jemanden. Du würdest sie am liebsten hier und jetzt nehmen.“
    Aurelius hob abwehrend die Hände. „Entschuldige, aber es kommt nicht alle Tage vor, dass sich eine Frau vor mir entblößt und sich mir anbietet.“
    „Nicht?“
    Aurelius setzte zu einer Antwort an, doch eine ungeduldige Stimme schräg über ihnen kam ihm zuvor. Dieses Mal kam sie von einer Frau.
    „Was ist denn jetzt? Verkauft ihr hier Brot oder seid ihr noch am Vögeln?“
    Aurelius stand auf. „Wir sollten gehen.“ Er packte Amalias Hand.
    „Ich muss mich erst richtig anziehen.“ Zumindest hatte sie es geschafft, den BH und die Stiefel festzuhalten und irgendwie an ihren Körper zu pressen. Die Tüte mit dem teuren Kleid hatte sie auf der Flucht verloren. „Ich hätte gerne mein Kleid zurück“, murmelte sie, während sie den Reißverschluss der Stiefel schloss.
    „Wir holen es später.“
    Amalia sah zögernd auf das halb nackte Mädchen. „Was ist mit ihr?“
    In dem Moment blinzelte die Fremde, griff sich verwundert an die nackte Brust und wurde scharlachrot. Ein lautloses „Oh“ entfuhr ihrem geöffneten Mund. Hastig zog sie ihr mittelalterliches Kleid nach oben.
    „Geht gleich weiter“, sagte sie benommen in Richtung Kundschaft.
    „Siehst du.“ Aurelius zog sie in die Höhe. „Sie ist in Ordnung. Gehen wir.“
    Während Aurelius sie über die Wege zog, hin zum weiten Platz vor der Bühne, überschlugen sich Amalias Gedanken. Sie hatte versucht, die Erlebnisse im Auwald zu verdrängen. Ihre Träume von Aurelius. Aber was war, wenn sie nicht verrückt war? Wenn er ein übernatürliches Wesen war? Vielleicht war sie nicht wiedergeboren. Vielleicht löste er etwas in ihr aus. Was, wenn sie eine Art Medium war? Ihre Mutter hatte immer behauptet, sie sei besonders sensibel für die andere Welt. Für die verborgene Welt.
    Aber ihre Mutter war auch zwei Mal in Therapie gewesen.
    Trotzdem blieb der Gedanke.
    Aurelius zog sie zu einem liegenden Baumstamm am Wegrand, der als Sitzgelegenheit diente. „Ich hole dir was zu trinken. Du siehst blass aus.“ Er wollte ihre Hand loslassen, aber Amalia hielt ihn fest.
    „Wer war dieser Mann? Der Grauhaarige?“
    „Der Bruder von Kamira. Meiner Ex-Freundin.“
    „Bruder?“
    „Kamira ist türkischer Abstammung und ich bin Deutscher. Verständlicherweise gibt sie mir die gesamte Schuld an unserer Affäre, damit sie die unschuldige Tochter und Schwester bleiben kann. Ich habe sie verführt, ich bin der Böse. Ihr Bruder würde mich dafür am liebsten umlegen und sie wissen beide, dass ich jedes Jahr zum WGT fahre. Sie werden mir aufgelauert haben.“
    Es war eine schlüssige Antwort, aber sie blieb misstrauisch. Sie glaubte ihm nicht. Sie wollte ihm gerne glauben, weil die Erklärung gut war, aber dennoch blieb ein Zweifel. Kamira wirkte exotisch. Ihr Gesicht hatte östliche Züge, und wenn man sie sich mit schwarzer Haarfarbe vorstellte, konnte sie durchaus türkischer Abstammung sein. Trotzdem gab es da dieses Gefühl in ihrem Magen, das sie warnte. Sie hatte den Kampf beobachtet. Die Gewalt und die Schnelligkeit der Bewegungen. Aurelius belog sie. Er war nicht das, was er zu sein vorgab. So irrsinnig es auch klingen mochte, er schien kein normaler Mensch zu sein. Die schnellen Reflexe, die weiße Haut. Dazu war er extrem verführerisch und manipulierend. Und dann seine Freunde. Grace und Darion. Amalia dachte an den roten Fleck auf Grace‘ Lippen, gestern in der Agra. Er hatte ausgesehen wie Blut. Konnte es sein? War Aurelius anders? War er vielleicht etwas, das sie zumindest aus Büchern und Filmen kannte?
    Ein Vampir.
    Drehte sie völlig durch? Nur weil die Frau am Brotstand ihm ihren Hals angeboten hatte, und er gut kämpfen konnte, musste er nicht gleich ein übernatürliches Wesen sein, das gerne Blut trank. Es musste eine Erklärung geben. Eine rationale Erklärung. Er hatte erzählt, sich auf Kampfkunst spezialisiert zu haben. Dennoch. Eine Frage brannte in ihr, die sie stellen musste. Sie beschäftigte sie schon lange, gerade im Bezug auf ihre Träume aus Frankreich.
    „Wie alt bist du?“, fragte sie mit leicht zitternder Stimme.
    „Was?“
    „Wie alt du bist. Das ist eine ganz simple Frage, nicht?“
    „Zweiunddreißig.“
    „Lügner.“ Sie spürte,

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