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Schwartz, S: Blutseelen 1: Amalia

Schwartz, S: Blutseelen 1: Amalia

Titel: Schwartz, S: Blutseelen 1: Amalia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Angst vor mir“, stellte er irgendwann fest. „Aber du nicht.“
    „Mir ist, als würde ich dich schon eine Ewigkeit kennen.“
    „Die Sache mit dem vorherigen Leben?“
    Amalia seufzte. „Ich weiß es nicht. Das, was du in mir auslöst, ist sonderbar. Vielleicht liegt es an deiner Begabung, andere zu beeinflussen. Vielleicht löst sie eine Art Gegenreaktion in mir aus.“
    „Gut möglich.“
    Sagte er das, weil sie es hören wollte?
    Sie schüttelte den Kopf. Hypnose, Gegenreaktionen – in Ordnung – aber Vampire: Das war lächerlich.
    „Du bringst mein Leben durcheinander.“
    „Das bedaure ich. Was hast du vor? Willst du davonlaufen?“
    Amalia zögerte. „Was empfindet du für mich? Ist das ein Spiel?“
    „Nein. Ich möchte dich bei mir haben.“
    „Deshalb soll ich heute Abend mit auf diese Party kommen?“
    „Ja.“
    „Werde ich dort sicher sein?“
    Sein Gesichtsausdruck war irritiert. „Warum denn solltest du das nicht sein?“
    „Es ist nur ein Gefühl.“ Sie konnte es nicht begründen, aber sie hatte ein flaues Gefühl im Magen, wenn sie an seine Einladung dachte. Als ob er sie in eine Falle locken wollte. Doch er zog sie näher an sich und seine Nähe beruhigte sie.
    „Ich passe auf dich auf“, raunte er in ihr Ohr.
    „Ist das ein Versprechen?“
    Aurelius nickte. „Ja. Das ist ein Versprechen.“

F RANKREICH , V ERGANGENHEIT
    Marie ging zu dem breiten, mit Brokat bezogenen Sessel, hinter dem sie ihr Bündel versteckt hatte. Es war so weit. Das laute Schlagen ihres Herzens dröhnte in ihren Ohren. Sie musste schnell sein. Vor wenigen Minuten hatte sie die Kutsche von Rene ankommen sehen. Eine schwarzes Gefährt, dessen Kutscher ein hagerer Mann war, bleich wie der Tod.
    Rene und Gracia würden abgelenkt sein. Dennoch drohte ihre Angst, von ihnen entlarvt zu werden, sie zu überwältigen.
    Sie nahm sich vor, ganz langsam bis drei zu zählen, um dann ihre Sachen zu nehmen und zu fliehen. Doch bereits bei „zwei“ wurde die Flügeltür des blauen Salons aufgerissen. Die Magd Bernadette stand auf der Schwelle.
    „Marie! Du sollst sofort zu Gracia kommen!“
    Eisiger Schrecken durchfuhr sie.
    Sie wusste es! Gracia wusste es.
    Betäubt setzte sie sich in Bewegung. Hatte Alain sie verraten? Oder war er entdeckt worden, während er die Flucht vorbereitete? Gemeinsam wollten sie ein Pferd stehlen und dann reiten, ganz weit fortreiten in andere Länder, nach Osten.
    „Ich komme“, sagte sie beherrscht, aber es war nur ihre Stimme, die sie gelernt hatte zu kontrollieren. Ihre Brust begann zu schmerzen. Der Raum schien ihr entgegenzustürzen.
    Schritt für Schritt ging sie durch die mit teurem Holz und goldbemaltem Stuck verzierten Flure. Es war der Gang zum Henker. Der Gang zur Guillotine.
    Selbst wenn Gracia es nicht wusste und es nur ein unglücklicher Zufall war, dass die Hexe sie jetzt zu sich bestellte – sie würde es erraten. Der Teufel gab ihr die Kraft, Gedanken zu lesen, und die würde sie nutzen.
    Sie wünschte sich, sie könnte das Zittern beherrschen, das über ihre Glieder fiel. Die Kälte des Winters brannte in ihrer Brust und in ihrem Magen. Zögernd betrat sie das große Gemach, in dem Gracia residierte. Es war mit zwei weiteren Räumen zu einer Zimmerflucht verbunden. Marie befand sich beim Eintreten im Prunkraum, der Gracia sowohl zum Ausleben ihrer verdorbenen Lüste als auch zum Repräsentieren diente, falls adeliger Besuch im Haus war. Dieser Rene musste sehr einflussreich und wichtig sein.
    Marie sank auf einem der schweren roten Teppiche auf den Boden, die quer über das Parkett verteilt lagen. Sie senkte den Kopf und sah Gracia – in ihrem Lieblingssessel, der eher einem Thronstuhl glich – und einen jungen Mönch in einfacher brauner Gewandung, der in einem schlichteren Sessel saß. Der Mönch war schlank, sein Gesicht wirkte zeitlos und asketisch. Er hatte die Kapuze zurückgenommen und Marie erhaschte einen Blick in seine Augen. Hellblaue Augen, Aquamarinen gleich, die strahlten wie die Augen eines Engels. Seine Haare waren so kurz, dass man ihre Farbe kaum ausmachen konnte. Kleine helle Stoppeln bedeckten den Kopf.
    „Eine Vorspeise. Wie aufmerksam“, sagte der Mönch mit glockenheller Stimme. Er war eine Frau.
    Marie unterdrückte den Impuls, überrascht aufzusehen.
    „Rene, wie unhöflich. Noch habe ich Es gar nicht hypnotisiert. Es hört jedes Wort, das du sagst.“
    Rene stand auf. „Ich mag ihre Angst. Ich mag es, wenn ihr Herzschlag sich zu

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