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Schwartz, S: Blutseelen 1: Amalia

Schwartz, S: Blutseelen 1: Amalia

Titel: Schwartz, S: Blutseelen 1: Amalia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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spürte er die Wunde nicht, weil er voller Adrenalin war. Sie musste ruhig bleiben, durfte nicht in Panik geraten. Sie würde ihm helfen, ob er es wollte oder nicht.
    „Du bist verletzt. Diese Verrückte hat dir ein Messer in den Bauch getrieben.“
    Aurelius zog die Uniformjacke zurück. Amalia sah eine Wunde, die kaum mehr blutete.
    „Sie hat mich nur gestreift. Ein Kratzer.“
    Sie schüttelte heftig den Kopf. Sie hatte gesehen, wie viel Blut an dem Messer geklebt hatte. Die gesamte Klinge war benetzt gewesen.
    „Unmöglich.“
    „Ich sagte dir doch, es ist nur ein Kratzer.“
    Sie wusste, was sie gesehen hatte, und nach all dem, was sie an diesem Abend erlebt hatte, wurden ihr ihre Schlussfolgerungen, die schon die ganze Zeit in ihrem Kopf herumspukten, nur weiter bestätigt.
    „Du hast es heilen lassen!“ Sie hörte, wie vorwurfsvoll sie klang.
    Aurelius winkte ab. „Bitte. Es gibt keine übernatürliche Heilung.“
    Amalia packte seine Schultern. „Nein. Die gibt es nicht. Es gibt auch keine Frauen, die sich in Wölfe verwandeln. Es …“, sie verstummte. Aurelius sah sie aus einem braunen Auge an – und einem goldgrünen. Es schimmerte wie das Auge eines Drachen im Licht des vollen Mondes.
    „Du trägst Kontaktlinsen.“
    Irritiert sah er sie an. „Haben wir jetzt nicht Wichtigeres …“
    Er hielt mit großen Augen inne, als sie mit beiden Fäusten auf seine Brust einschlug. „Du bist es. Und du wusstest es. Die ganze Zeit über wusstest du, dass ich recht habe. Dass es vorherige Leben gibt. Dass du grüne Augen hast. Du elender Lügner!“
    Sie sah, wie er zu seinem Auge griff. Er musste eine der Linsen im Kampf verloren haben. Gegen ihre Schläge wehrte er sich nicht, er ließ sie einfach an sich abprallen. Ihre Hände begannen, zu schmerzen. Es fühlte sich ein, als würde sie auf Stein schlagen.
    Seine Stimme klang verunsichert. „Amalia, ich …“
    „Keine Lügen mehr!“ Ihre Wut gab ihr Kraft, ihn zu konfrontieren. Sie sah in sein goldgrünes Auge. Ein Auge, das sie seit Jahren in ihren Träumen verfolgte. „Ich will die Wahrheit hören. Die ganze Wahrheit, verdammt. Was war das eben? Und was ist hier überhaupt los? Was will das Wolfsding von mir?“ Jetzt klang ihre Stimme doch etwas hysterisch. Sie versuchte, sich zu beruhigen und starrte auf die nahezu geschlossene Wunde an Aurelius‘ Seite. Das alles war verrückt.
    Aurelius suchte nach Worten. Verlegen versuchte er, mit der Hand den Einschnitt in seinem Hemd zu verdecken, als könne er so die Lügen aufrecht erhalten. „Nun, das …“
    „Sag nichts.“ Amalia hörte, wie bitter sie klang, aber es war ihr in diesem Moment egal. Plötzlich lag das Rätsel ganz klar vor ihr, samt seiner Lösung. Sie hatte an diesem Tag schon ein Mal darüber nachgedacht, aber sie hatte nicht glauben können, dass es übernatürliche Wesen gab. Mit einem Mal war sie sicher, dass er ein Vampir war. Ihre Gedanken überschlugen sich. Sie wollte ihm wehtun, schreien, oder wenigstens das Zittern unter Kontrolle bringen, das sie schüttelte. Sie konnte es nicht fassen. Aurelius hatte alles gewusst. Er spielte mit ihr, seit sie einander kannten. Er war der letzte Mensch – das letzte Wesen auf dieser Erde – von dem sie Ehrlichkeit erwarten durfte. Ihr Schmerz war bitter, gerade weil sie in diesem Moment begriff, wie sehr sie ihn liebte. Tränen rannen aus ihren Augenwinkeln.
    „Amalia, bitte, hör mir zu.“
    „Nein. Du erzählst sonst nur wieder Lügen. Ist es nicht so? Lügen, wie die von deiner Exfreundin und ihrem Bruder, der angeblich eure Beziehung missbilligt. Lügen über deine Augen und die Wunde an meinem Hals.“ Hatte er sie gebissen? Wirklich gebissen? Es waren keine Bissspuren in der Wunde zu sehen. Wenn dort welche gewesen waren, waren sie unnatürlich schnell verheilt. Genau wie die Wunde in seinem Bauch. Hatte er sie geheilt? Sie presste die Hand auf ihren Hals und trat zurück. Das alles war zu viel für sie.
    „Amalia, das …“
    „Ich will nichts hören“, unterbrach sie ihn verzweifelt, obwohl sie ihn gerade mit Fragen bombardiert hatte. Das alles war genug für einen Tag. Genug für ein Leben. Seine ganzen Lügen. Der Kampf im heidnischen Dorf, der skurrile Abend, die seltsame Hekae mit ihren Weissagungen und dann dieser Angriff. Die Explosion. Die Wahrheit ließ sich nicht mehr leugnen. So unglaublich sie auch war, sie stand groß und leuchtend vor ihr wie der volle Mond am Himmel. Sie schluchzte, unfähig, ihre Gefühle

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