Schwartz, S: Blutseelen 2: Aurelius
Immer wieder umspielten ihre Zungen einander. Sie schmiegte sich an ihn und versuchte so viel von seinem Körper wie möglich an ihrem zu spüren. Sie wollte ihn ganz.
„Du musst dich auch gegenüber den anderen respektvoll verhalten“, sagte er zwischen zwei Küssen. „Besonders gegenüber dem Tribunal. Ich werde Mai anweisen, sich darum zu kümmern, dass du alle Regeln und Gewohnheiten kennst. Als Anwärterin musst du aufpassen, was du sagst.“
„Dieses ganze Anwesen ist verrückt“, murmelte sie zwischen weiteren Küssen. „Trotzdem kann ich mir keinen schöneren Ort vorstellen, solange du da bist.“ Sie öffnete ihre Schenkel und legte seine Hand erneut zwischen ihre Beine.
Er dirigierte sie zur breiten Couch und drückte sie mit sanfter Gewalt hinab. Seine Hand stützte ihren Rücken, damit sie nicht stürzte. Unter ihm liegend sah sie in diese grüngoldenen Augen, von denen sie träumte, seit sie zurückdenken konnte.
„Du wirst meine Anwärterin sein“, flüsterte er über ihr. Seine langen Haare fielen auf ihre Arme und kitzelten ihre Haut. „Du wirst mir dienen und dem Klan nutzen. Dafür schwöre ich, dich zu schützen und zu fördern, damit du den Klan bestmöglich unterstützen kannst.“
Sie hätte gerne geantwortet, wie idiotisch sie diese ganzen Klanregeln fand, zumal sie ihr aufgesetzt vorkamen. Der Klan schien ihr keine große Familie zu sein, sondern eine Zweckgemeinschaft ohne tiefer gehende Gefühle. Aber sie unterdrückte die Worte und sah in seine Augen. Es würde sich alles von selbst lösen und den richtigen Weg gehen, darauf musste sie vertrauen.
Er streichelte sie, und einen Moment kam Ruhe in ihr Liebesspiel. Sie atmete tief durch.
„Ich nehme an, Gracia und andere sind lange nicht so gut zu ihren Anwärtern wie du?“
Seine Stimme war leise. „Nein.“
„Es macht ihnen Spaß, andere zu quälen.“ Ihr Blick verdunkelte sich. Sie dachte an Marie, die Dienerin, die Gracia und Aurelius in Frankreich gehabt hatten. Gracia hatte Marie gern mit allerlei Verboten erniedrigt, die nicht auszuhalten waren, und von vornherein so gedacht waren, dass Marie sie nicht erfüllen konnte. Sie hatte Marie das Sprechen samt jedem anderen Laut verboten, und ihr anschließend einen Höhepunkt nach dem nächsten beschert. Jedes Stöhnen war hart bestraft worden.
„Es fasziniert dich“, flüsterte er. „Ich sehe es an deinem Blick. Du wirst eine gute Sklavin sein.“
„Ich bevorzuge das Wort Anwärterin.“
„Lass diese Gedanken los. Das Ritual ist eingeleitet. Verlass dich ganz auf deine Gefühle.“ Er beugte sich zu ihrer rechten Brust und nahm die Spitze in den Mund. Seine Zunge glitt kreisförmig darüber, während seine Hände zielsicher ihre erregbarsten Körperstellen fanden und sie zum Prickeln brachten. Der Druck seiner Finger war an der Grenze zum Schmerz. Aufreizend langsam glitt seine Zunge über ihren Busen, hin zur linken Spitze. Seine Zähne bissen spielerisch zu.
Sie stöhnte leise auf und ging ins Hohlkreuz, als wolle sie seinen Händen entkommen, die zugleich quälendes Verlangen und ersehnte Berührung brachten. Ihre Brustknospen kribbelten und fühlten sich hart an.
„Sieh mich an!“ Seine Stimme war hypnotisch.
Amalia öffnete die Augen und sah in seine grüngolden gesprenkelte Iris, die von innen heraus zu glühen schien. Seine Pupillen waren winzig und so klein, wie es die Pupillen eines Menschen nicht sein konnten. Fasziniert starrte sie ihn an und berührte das kantige Kinn und die weichen Lippen. „Wer hat dich erschaffen, dass du so schön bist?“
Er sagte nichts, starrte sie nur an und allmählich spürte sie die Bindung, die sich zwischen ihnen aufbaute. Ihr Herzschlag verlangsamte sich, und in ihrer Brust breitete sich ein fremdartiges Gefühl aus. Es war weder Glück noch Furcht. Sie dachte nach, wie sie es benennen konnte. Vielleicht war es – Schicksal? Ein Gefühl jenseits der Zeit. Es erfüllte sie und zog sie ganz in Aurelius' Bann.
Plötzlich weiteten sich seine Pupillen, wurden übernatürlich groß und waren ein Spiegel, in dem sie sich selbst sah. Der Raum, in dem sie sich eben noch befunden hatte, war verschwunden. Stattdessen lag sie auf einer steinernen Treppe, die sich hart unter ihr anfühlte. Aurelius kauerte über ihr. Wo war sie?
„Nimm es hin“, flüsterte er. „Es ist eine gemeinsame Vision, in die sich vieles hineinmischt. Es ist nicht real und doch realer als manches andere.“
Als wolle die fremde Umgebung seine
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