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Schwartz, S: Blutseelen 2: Aurelius

Schwartz, S: Blutseelen 2: Aurelius

Titel: Schwartz, S: Blutseelen 2: Aurelius Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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sie?“
    Ihre Stimme war schwach. Ihr Körper zitterte, und sie spürte das warme, schwere Gefühl, das der Orgasmus zurückgelassen hatte. Der plötzliche Übergang in die reale Welt kam ihr falsch vor. Am liebsten hätte sie sich eine ganze Nacht lang von Aurelius unter den Sternen lieben lassen.
    „Warum glaubst du, ich müsse sterben?“
    „Das ist meine größte Furcht. Sie hat nichts mit der Wirklichkeit zu tun.“
    „Natürlich hat sie das.“ Amalia blinzelte im Licht der Pool-Lampen. „Es war eine Vision. Ich werde sterben.“
    „Du bist müde und musst dich ausruhen.“
    Sie schwieg. War es nur die Müdigkeit? Ihr anderes Ich – Jara – hatte genau gewusst, dass Aurelius' Furcht mehr war als ein beunruhigendes Gedankenspiel. Das Schicksal streckte seine Klauen nach ihr aus, und es gab nichts, was sie dagegen tun konnte. Ihr war, als würde sie lebendig begraben.
    „Ich bin tatsächlich unglaublich müde“, sagte sie mit schwacher Stimme.
    Er hob sie auf seine Arme. „Schlaf. Der zweite Teil des Rituals ist anstrengend, und es ist normal, dass du dich verzweifelt fühlst. Du wurdest mit deiner tiefsten und geheimsten Angst konfrontiert. Das vergeht nicht von einem Augenblick auf den anderen, aber es wird vergehen.“
    Sie schloss die Augen und ließ sich von ihm aus dem Wasser tragen. Die Erschöpfung war so groß, dass sie Mühe hatte zu atmen. Jedes Wort schmerzte auf den Lippen. Es fühlte sich an, als wären ihre Gesichtszüge aus Blei.
    „Deine Furcht verstehe ich, egal, ob sie nun die Zukunft zeigt oder nicht. Aber dein Wunsch ... Du wünschst dir tatsächlich ... wünschst dir nichts mehr, als ein
Mensch
zu sein? Aber du hast doch ... ich meine ... das ewige Leben ...“
    „Schlaf, Amalia“, flüsterte er an ihrem Ohr. Er trug sie ins Schlafzimmer und legte sie auf ein weiches Bett, das nach frisch gewaschener Bettwäsche duftete. „Ruh dich aus.“
    „Ich muss mich nicht ...“ Sie brachte den Satz nicht zu Ende. Die Müdigkeit überrollte sie. Ihr Körper, ohnehin schwer und taub, entglitt ihr. Sie wollte so viel mehr fragen und sehnte sich nach Antworten.
    Aus der Ferne hörte sie seine Stimme.
    „Erhol dich gut. Morgen beginnen wir mit der Erinnerungsarbeit.“ Er zog eine Decke über sie und küsste ihre Stirn.
    Ohne antworten zu können, schlief sie ein.

S TRAßBURG , 18. O KTOBER 1636
    Aurelius starrte zum Turm des Münsters hin. Das höchste Gebäude der Welt beeindruckte ihn immer wieder aufs Neue.
    „Du hörst mir gar nicht zu“, beschwerte sich Edita neben ihm. „Ich habe dich aus diesem Affenhaus herausgeholt, um in Ruhe mit dir sprechen zu können. Ohne dass dieser Tatjen es hört.“
    Mit „Affenhaus“ bezeichnete Edita ihre derzeitige Unterkunft, eine Villa in einem Vorort der Stadt.
    Aurelius sah sie an und setzte sich zu ihr. „Bist du nicht dankbar, dass uns Tatjen protegiert? Durch ihn sind wir in die höchsten Kreise gekommen.“
    Edita wusste noch immer nicht, dass Tatjena eine Frau war. Er, Darion und sie hielten diese Lüge aufrecht. Aurelius gab sich Tatjena immer wieder hin. Sie war wie eine Sucht für ihn, der er nicht entkommen konnte.
    Editas Blick wurde trotzig. Er kannte diesen Ausdruck. Seine Frau wappnete sich für einen Angriff, der sich gewaschen hatte. „Wenn diese hohen Kreise wüssten, was ihr seid, dann würden sie euch öffentlich verbrennen lassen.“
    Er sah den Fluss hinunter. Nicht weit entfernt befand sich einer der Käfige, in dem Ehebrecherinnen in die Fluten des Flusses getaucht wurden, um sie zu läutern. Erst vor Kurzem hatte er eine solche Strafmaßnahme beobachten können. Die arme Frau war halb wahnsinnig gewesen, als sie auftauchte und endlich wieder Luft bekam.
    „Was willst du damit sagen?“
    Sie stand von der Bank auf. „Ich will sagen, dass du mich für dumm hältst, Aurelius. Glaubst du, ich wüsste nicht, dass ihr anders seid? Ich halte mich zurück und tue, als würde ich es nicht sehen, aber ich bin ja nicht blind.“ Tränen stürzten aus ihren Augen. „Du bist verändert. Vielleicht warst du schon immer anders. Was bist du, Aurelius?“
    Er schluckte und sah sie lange an. Natürlich hatte sein Versteckspiel nicht ewig gut gehen können. Seit Monaten war Edita mit ihnen unterwegs, auf dem Weg nach Frankreich. Tatjena ließ sich dabei viel Zeit – Zeit hatte für sie eine andere Bedeutung. Auch ihr Zwischenstopp in Straßburg dauerte bereits zwei Wochen an.
    „Warum fragst du? Genieße das Leben, das ich dir

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