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Schwarz auf Rot

Schwarz auf Rot

Titel: Schwarz auf Rot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Qiu Xiaolong
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Rotgardistin h a ben.«
    »Kann ich verstehen. Ich habe das Buch jetzt meh r mals gelesen, und eine Sache läßt mich nicht los. Manche Stellen sind ausgesprochen amateurhaft geschrieben, das ist zumindest mein Eindruck. Sie klingen wie die Tag e buchaufzeichnungen einer Oberschülerin. Andere wi e derum sind wirklich gut, zum Beispiel der Anfang, der von tiefer historischer Einsicht zeugt.«
    »Das ist eine sehr interessante Beobachtung, Peiqin«, sagte Chen. »Diese Qualitätsunterschiede sind auch e i nem anderen Kritiker aufgefallen. Er vermutete, daß Yin einen Ghostwriter hatte. Schließlich hat sie zuvor nie e t was veröffentlicht.«
    »Aber das erklärt nicht die Uneinheitlichkeit des Te x tes.«
    »Vielleicht haben Sie das Motiv gefunden, das wir noch immer suchen. Vielleicht hat jemand mit diesem Geheimnis Geld von ihr erpreßt – ich meine, entweder der Ghostwriter oder ein anderer, der dahintergekommen ist.« Chen hielt inne und pfiff sich selbst zurück. »Aber nein, wenn sie erpreßt wurde, wieso sollte derjenige sie dann umbringen. Ich bin schon ganz verwirrt.«
    »Genau wie ich.«
    »Es könnte dennoch von Belang sein. Vielleicht bringt es uns auf ein mögliches Motiv. Jedenfalls vielen Dank, Peiqin. Ich war zu sehr mit meiner Übersetzung beschä f tigt, um Yu bei dem Fall helfen zu können.«
    »Sie brauchen mir nicht zu danken. Ich habe ja nur den Roman gelesen. Hier im Restaurant gibt es ohnehin nicht viel zu tun.«
    »Das war ein wichtiger Beitrag zu den Ermittlungen.«
    Mehr konnte sie im Moment nicht tun. Ausnahmswe i se, so beschloß sie, würde sie heute etwas früher nach Hause gehen.
    Dann fiel ihr ein, daß es noch etwas zu tun gab, etwas völlig anderes.

12

    Seit Oberinspektor Chen mit dem Übersetzungspr o jekt begonnen hatte, war er an Überraschungen g e wöhnt. Die Überraschung diese Morgens hatte die G e stalt eines schlaksigen Handwerkers, der Chens Wohnung mit e i nem elektrischen Heißwasserboiler und einer Klimaanl a ge mit Heizgebläse ausstatten sollte. Der I n stallateur war mindestens ebenso verblüfft wie der Obe r inspektor, als dieser beteuerte, solche Geräte nicht b e stellt zu haben.
    Chen hatte über derartige Luxusartikel gelesen. Die meisten modernen Gebäude in der Stadt verfügten nicht über heißes Wasser aus der Leitung. Ein Boiler war also eine Alternative, allerdings eine sehr teure. Er selbst hatte nie daran gedacht, sich einen zu kaufen. Schließlich konnte er im Präsidium duschen. Und eine Klimaanlage installieren zu lassen wäre ihm nicht im Traum eingefa l len.
    Er konnte sich denken, wessen Idee das gewesen war, und griff zum Hörer.
    »Ich kann doch nicht ständig Geschenke von Ihnen annehmen, Herr Gu. Das ist eine Frage des Prinzips, Sie verstehen.«
    »Weiße Wolke hat mir berichtet, daß es in Ihrer Wo h nung viel zu kalt ist. Das ist nicht förderlich für die A r beit. Ich habe noch ein paar solcher Geräte aus dem D y nasty Club übrig. Warum sollen sie verkommen?«
    »Nein, das geht nun wirklich zu weit.«
    »Wie wäre es, wenn Sie sie mir abkauften?«
    »Das kann ich mir nicht leisten.«
    »Ich habe die Geräte en gros eingekauft und deshalb Rabatt bekommen. Hinzu kommt eine Wertminderung, weil sie schon drei Jahre bei mir herumliegen. Was me i nen Sie? Neunhundert Yuan? Und Sie müssen auch nicht sofort bezahlen. Ich werde den Betrag vom Überse t zungshonorar abziehen.«
    »Sie machen sich zu viele Umstände mit mir, Herr Gu.«
    »Keineswegs, ich bin Geschäftsmann, und diese Ger ä te liegen nutzlos in meinem Lager herum und nehmen Platz weg. Außerdem finde ich, ein Kader Ihres Ranges sollte längst so etwas haben. Sie sind ein integrer Mann, und dafür bewundere ich Sie.« Dann wechselte Gu a b rupt das Thema. »Wenn ich aufgrund des Projekten t wurfs amerikanische Investoren interessieren könnte, würde ein Traum für mich wahr werden.«
    »Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.«
    »Sie tun mir wirklich einen großen Gefallen. Das me i ne ich ernst, Oberinspektor Chen.«
    Das Telefongespräch hatte Chen nachhaltig aus der Fassung gebracht, noch lange starrte er tatenlos auf die Übersetzung, die vor ihm auf dem Tisch lag. Das hatte nicht nur mit dem Lärm zu tun, den der Handwerker im Badezimmer veranstaltete; die Installation des Boilers mit seinen verschiedenen Rohranschlüssen schien sich kompliziert zu gestalten und einige Zeit in Anspruch zu nehmen.
    Neben den Aufsteigern aus dem privaten Geschäft s sektor begannen nun auch

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