Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarz-Indien

Schwarz-Indien

Titel: Schwarz-Indien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
auf die Spur
    zu kommen.
    Der Stollen war verlassen. Der junge Mann leuchtete mit
    der Lampe längs der Wände hin, ohne irgendein Zeichen
    von Axt- oder Hackenschlägen aus neuerer Zeit daran zu
    entdecken.
    Er kam also zu dem Gedanken, daß ihn hier nur eine
    akustische Illusion, ein wunderbares phantastisches Echo
    getäuscht habe.
    Andere Male, wenn er plötzlich seinen Lichtschein in ir-
    gendeine verdächtige Aushöhlung fallen ließ, hatte er etwas
    wie einen Schatten vorüberhuschen sehen. Er sprang darauf
    zu ... nichts! Er fand nicht einmal ein Schlupfloch, durch

    — 80 —
    — 81 —
    das ein menschliches Wesen sich seiner Verfolgung hätte
    entziehen können.
    Zweimal während eines Monats hörte Harry, wenn er
    den westlichen Teil des Bergwerks besuchte, entfernte Deto-
    nationen, als sei von Bergleuten eine Dynamitpatrone ent-
    zündet worden.
    Die genauesten Nachforschungen lehrten ihn beim zwei-
    ten Mal allerdings auch, daß einer der stehengelassenen
    Steinpfeiler durch eine Minensprengung umgeworfen wor-
    den war.
    Mit Hilfe seiner Lampe untersuchte Harry genau die
    von der Sprengung zerrissenen Wände. Sie bestanden aus
    Schiefer, der überhaupt in dieser Tiefe des Bergwerks vor-
    herrschte. Hatte nun irgend jemand diese Minen gelegt, um
    vielleicht eine neue Ader zu entdecken, oder beabsichtigte
    der Urheber nur, diesen Teil des Bergwerks zu verschütten?
    Diese Fragen tauchten in ihm auf; doch auch als er den Vor-
    fall seinem Vater erzählte, konnte sie weder der alte Ober-
    steiger noch er selbst befriedigend lösen.
    »Es ist wunderbar«, wiederholte Harry häufig. »Der Auf-
    enthalt eines unbekannten Wesens in der Grube ist doch
    kaum anzunehmen und dennoch außer allem Zweifel.
    Wollte außer uns noch ein anderer nachforschen, ob sich
    hier noch ein abbauwürdiges Flöz befindet, oder hatte er
    nur die Absicht, vollends zu zerstören, was von dem Berg-
    werk von Aberfoyle noch übrig ist? Doch warum das? Ich
    muß es wissen und koste es das Leben.«
    14 Tage bevor Harry Ford den Ingenieur durch die Irr-
    — 82 —
    gänge der Grube Dochart führte, glaubte er nah daran zu
    sein, das Ziel seiner Nachforschungen zu erreichen.
    Mit einer mächtigen Fackel in der Hand streifte er durch
    den südwestlichen Teil der Grube.
    Plötzlich schien es, als verlösche nur wenig 100 Schritte
    vor ihm ein Licht, genau am Ausgangspunkt eines schiefen,
    aufwärts verlaufenden Schachts. Er eilte dem verdächtigen
    Schein nach ...
    Vergeblich. Da Harry nicht gewöhnt war, natürlichen
    Erscheinungen eine übernatürliche Ursache zuzuschreiben,
    folgerte er daraus, daß hier bestimmt irgendein Unbekann-
    ter sein Wesen treiben müsse. Aber obwohl er mit peinlichs-
    ter Sorgfalt auch die geringsten Ausbiegungen und Höhlen
    des Gangs untersuchte, war seine Mühe dennoch fruchtlos
    und verschaffte ihm keinerlei Gewißheit.
    Harry vertraute also auf den Zufall, der dieses Geheim-
    nis entschleiern werde. Da und dort sah er wohl noch mehr-
    mals Lichter schimmern, die, Sankt-Elms-Feuern ähnlich,
    von einer Stelle zur andern hüpften; sie leuchteten aber nur
    so kurz auf wie ein Blitz, und er mußte darauf verzichten,
    ihrer Ursache weiter nachzuspüren.
    Hätten Jack Ryan oder die anderen leichtgläubigen Ar-
    beiter der Grube diese phantastischen Flämmchen bemerkt,
    sie hätten sie ohne Zaudern einem außerirdischen Einfluß
    zugeschrieben.
    Harry freilich dachte nicht im mindesten daran, so we-
    nig wie der alte Simon. Beide besprachen aber öfter diese
    — 83 —
    Erscheinungen, denen ihrer Ansicht nach irgendeine natür-
    liche Ursache zugrunde liegen müsse.
    »Warten wir es ruhig ab, mein Junge«, sagte dann der
    Obersteiger. »Das wird einmal noch alles an den Tag kom-
    men!«
    Wir bemerken hierzu, daß bisher weder Harry noch sein
    Vater das Ziel eines brutalen Angriffs gewesen waren.
    Wurde jener Stein, der so dicht vor dem Ingenieur nie-
    derschlug, von der Hand eines Übeltäters geworfen, dann
    war das der erste verbrecherische Versuch, an den sie sich
    erinnerten.
    James Starr antwortete, als man ihn um seine Ansicht
    darüber fragte, daß der Stein sich von dem Gewölbe des
    Stollens gelöst haben werde; nur Harry wollte eine so ein-
    fache Erklärung nicht gelten lassen. Er blieb dabei, daß der
    Stein nicht herabgefallen, sondern geworfen worden sei.
    Wenn er im Fallen nicht irgendwo angeprallt war, so hätte
    er niemals eine Kurve beschreiben können, außer wenn er
    von fremder Gewalt

Weitere Kostenlose Bücher