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Schwarz-Indien

Schwarz-Indien

Titel: Schwarz-Indien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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jetzt nicht weiter«, fügte er hinzu,
    als hätte er die erwünschte Antwort schon in den Augen des
    alten Obersteigers gesehen.
    »Und die zweite?«
    »Wißt Ihr vielleicht, Simon, wer das hier an mich ge-
    schrieben haben könnte?« antwortete der Ingenieur und
    zeigte jenem den anonymen Brief.
    Simon Ford nahm das Schreiben und las es aufmerksam
    durch. Dann zeigte er es seinem Sohn.
    »Kennst du diese Handschrift?« fragte er.
    »Nein, Vater«, erwiderte Harry.
    »Und dieser Brief trug auch den Poststempel von Aber-
    foyle?« erkundigte sich Simon Ford weiter.
    »Genau wie der Eure«, bestätigte James Starr.
    »Was hältst du davon, Harry?« sagte Simon Ford, über
    dessen Stirn ein leichter Schatten lief.
    »Ich meine, Vater«, antwortete Harry, es wird irgend je-
    mand ein Interesse daran gehabt haben, Mr. James’ Besuch
    bei dir zu hintertreiben.«
    »Aber wer in aller Welt?« rief der alte Bergmann. »Wer
    hat vorzeitig von meinen Gedanken Kenntnis haben kön-
    nen?«
    — 70 —
    Simon Ford versank in nachdenkliches Träumen, aus
    dem ihn erst Madges Stimme wieder weckte.
    »Bitte, nehmen Sie Platz, Mr. Starr«, sagte sie, »die Suppe
    wird kalt. Für jetzt wollen wir uns über diesen Brief den
    Kopf nicht zerbrechen!«
    Auf die Einladung der Frau hin nahm jeder seinen Platz
    ein, James Starr gegenüber Madge und Vater und Sohn an
    ihren Seiten.
    Es gab eine vorzügliche schottische Mahlzeit. Man aß
    zuerst einen ›Hotchpotch‹, eine Suppe mit Fleisch in kräf-
    tiger Bouillon. Nach dem Urteil des alten Simons übertraf
    niemand seine Gattin in der Zubereitung des Hotchpotch.
    Dasselbe war der Fall mit dem ›Cockyleeky‹, eine Art
    Ragout von Huhn mit Lauch zubereitet, das wirklich alles
    Lob verdiente.
    Das ganze wurde mit ausgezeichneten, aus den besten
    Quellen Edinburghs bezogenem Ale befeuchtet.
    Das Hauptgericht aber bildete ein ›Haggis‹, das Natio-
    nalgericht aus Fleisch und Gerstenmehl. Dieses prächtige
    Gericht, das Burns seinerzeit zu einer der schönsten Oden
    begeisterte, hatte freilich das Schicksal alles Schönen auf
    der Erde: es ging wie ein Traum vorüber.
    Madge verdiente die aufrichtigsten Lobsprüche ihrer
    Gäste.
    Das Frühstück endete mit einem Dessert von Käse und
    ›Cakes‹, das sind sehr fein zubereitete Haferkuchen, zu de-
    nen kleine Gläschen mit ›Usquebaugh‹ gereicht wurden, ei-
    — 71 —
    nem sehr schönen Kornbranntwein, der 25 Jahre, also ge-
    nauso alt wie Harry war.
    Diese Mahlzeit nahm 1 volle Stunde in Anspruch. James
    Starr und Simon Ford hatten nicht nur tüchtig gegessen,
    sondern auch geplaudert, hauptsächlich von der Vergan-
    genheit der Bergwerke von Aberfoyle.
    Harry verhielt sich sehr schweigend. Zweimal hatte er
    die Tafel, ja sogar das Haus verlassen. Offenbar quälte ihn
    seit dem Ereignis mit dem Stein eine gewisse Unruhe, und
    er wollte die Umgebung des Cottage im Auge behalten. Der
    anonyme Brief konnte auch nicht gerade dazu beitragen,
    ihn zu beruhigen.
    Als er sich einmal entfernt hatte, sagte der Ingenieur zu
    Simon Ford und Madge:
    »Ihr habt da wirklich einen braven Sohn, meine Freun-
    de!«»Ja, Mr. James, ein gutes und dankbares Kind«, bestätigte
    der alte Obersteiger.
    »Gefällt es ihm hier bei Euch im Cottage?«
    »Er würde uns nicht verlassen.«
    »Habt Ihr schon daran gedacht, ihn einmal zu verheira-
    ten?«
    »Harry und heiraten!« rief Simon Ford. »Wen denn?
    Etwa ein Mädchen von da oben, das in Feste und Tänze ver-
    narrt ist und ihren heimatlichen Clan doch unserer Höhle
    vorziehen würde? Das kann Harry selbst nicht wollen!«
    »Du wirst aber nicht verlangen«, ließ sich Madge hören,
    »daß sich unser Harry niemals eine Frau nimmt ...«
    — 72 —
    »Ich werde gar nichts verlangen«, fiel ihr der alte Berg-
    mann ins Wort, »doch das eilt ja nicht! Wer weiß, ob wir
    eine für ihn finden ...«
    Harry trat wieder ein, und Simon Ford unterbrach seine
    Worte.
    Als sich Madge vom Tisch erhob, folgten die andern ih-
    rem Beispiel und setzten sich kurze Zeit an die Tür des Cot-
    tage.
    »Nun, Simon«, begann der Ingenieur, »ich bin ganz
    Ohr.«
    »Mr. James«, erwiderte dieser, »ich bedarf Ihrer Ohren
    weniger als Ihrer Beine. – Fühlen Sie sich gekräftigt?«
    »Vollständig, Simon. Ich bin bereit, Euch zu folgen, wo-
    hin es immer sei.«
    »Harry«, sagte Simon Ford zu seinem Sohn, »zünd uns
    die Sicherheitslampe an.«
    »Ihr braucht Sicherheitslampen!« rief James Starr er-
    staunt, »obwohl eine

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