Schwarz-Indien
Bikarbonat des Wasserstoffs darstellt, bil-
det das Sumpfgas ein explodierendes Gemisch, sobald sich
5 bis 8 Prozent Luft damit vermengen. Die Entzündung die-
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ses Gemischs geschieht dann auf irgendeine Weise und es
erfolgt eine Explosion, die oft die verderblichsten Katastro-
phen herbeiführt.
Dieser Gefahr nun beugt Davys Apparat vor, indem er die
Flamme der Lampe durch ein feines Drahtgewebe isoliert,
in dem das Gas verbrennen kann, ohne dessen Entzündung
nach außen zu verbreiten. Diese Lampe erfuhr wohl mehr
als zwanzig Verbesserungen. Sie verlöscht beim Zerbrechen,
ebenso, wenn sie der Bergmann trotz der strengen Verbote
zu öffnen versucht. Warum kommen aber dennoch Explosi-
onen vor? Weil es keine Vorsicht abzuwenden vermag, daß
der unkluge Arbeiter sich auf jeden Fall seine Pfeife anzu-
zünden möchte, oder daß ein Werkzeug beim Schlagen ei-
nen Funken gibt.
Nicht alle Kohlenbergwerke leiden gleichermaßen unter
schlagenden Wettern. Da wo sie sich nicht erzeugen, ist die
gewöhnliche Lampe gesetzlich gestattet, wie zum Beispiel in
der Grube Thiers, in den Bergwerken von Anzin. Ist die ge-
förderte Steinkohle aber mehr fettiger Natur, so enthält sie
eine verschiedene Menge flüchtiger Stoffe, aus denen sich
Wetterluft oft in reichlicher Menge entwickeln kann. Die
Sicherheitslampe ist nun dazu eingerichtet, die Explosionen
zu verhüten, die um so gefährlicher sind, weil auch die nicht
unmittelbar davon getroffenen Bergleute durch das bei der
Verbrennung entstehende und die Stollen auf weite Stre-
cken hin erfüllende unatembare Gas, das heißt durch die
Kohlensäure, leicht ersticken.
Auf dem weiteren Weg erklärte Simon Ford dem Inge-
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nieur noch, was er getan, sein Ziel zu erreichen, wie er sich
überzeugt hatte, daß die Ausscheidung von Wettergasen am
Ende des untersten Stollens vor sich ging; wie es ihm an sei-
ner Nordseite an dem auslaufenden Schiefergestein gelun-
gen war, lokale Explosionen oder vielmehr Entzündungen
des Gases zustande zu bringen, die an der Natur des letzten
keinen Zweifel ließen und dartaten, daß es sich zwar nur in
geringer Menge, aber ständig entwickelte.
1 Stunde nach dem Verlassen des Cottage hatten James
Starr und seine zwei Begleiter eine Strecke von 4 Meilen zu-
rückgelegt. Von seinen Wünschen, seinen Hoffnungen ge-
trieben, hatte der Ingenieur des langen Weges nicht geach-
tet. Er überdachte alles, was ihm der alte Bergmann gesagt
hatte, und wog sorgsam die Argumente ab, die für dessen
vertrauensvolle Ansicht sprachen. Auch er glaubte, daß eine
so kontinuierliche Entwicklung von Wasserstoff-Monokar-
bonat nur auf eine noch vorhandene Kohlenader zurückzu-
führen war. Lag nur eine Art gasgefüllte Höhle im Schiefer
zugrunde, wie das wohl dann und wann vorkommt, so hätte
die sich jedenfalls auf einmal entleert und die Erscheinung
hätte sich nicht wiederholen können. Nach Simon Fords
Aussagen entwickelte sich das Gas dagegen fortwährend
und ließ also eine Kohlenader in der Nähe vermuten. Die
Reichtümer der Grube Dochart konnten demzufolge noch
nicht völlig erschöpft sein. Nur blieb die große Frage, ob
es sich hier um ein größeres, abbauwürdiges Flöz handelte
oder nicht.
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Harry, der seinem Vater und dem Ingenieur vorausging,
blieb stehen.
»Wir sind an Ort und Stelle!« rief der alte Bergmann.
»Gott sei Dank, Mr. James, nun sind Sie da und wir werden
erfahren ...«
Die sonst so sichere Stimme des alten Obersteigers wur-
de etwas zitternd.
»Mein wackrer Simon«, sagte der Ingenieur, »beruhigt
Euch. Ich bin gewiß ebenso erregt wie Ihr, aber jetzt gilt es
keine Zeit zu verlieren.«
Hier, wo sich die drei Männer befanden, erweiterte sich
das Ende des Stollens zu einer Art dunklen Höhle. Kein
Schacht durchsetzte das Gestein, so daß der weit ausgebro-
chene Stollen ohne jede direkte Verbindung mit der Ober-
fläche der Grafschaft Stirling blieb.
James Starr musterte mit höchstem Interesse den Ort, wo
er sich befand.
Noch sah man an der Schlußwand dieser Höhle die Spu-
ren der letzten Spitzhackenschläge und sogar einige Reste
von Sprenglöchern, die gegen Ende des Betriebs zur Los-
lösung des Gesteins gebohrt worden waren. Bei dem sehr
festen Gefüge des Schieferfelsens war es nicht nötig gewe-
sen, die letzte Aushöhlung zu stützen oder wieder aufzufül-
len. Hier zwischen dem Schiefer und Sandstein der
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