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Schwarz-Indien

Schwarz-Indien

Titel: Schwarz-Indien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Harry! Die Geister von New Aberfoyle sind
    nicht so leicht zu fangen.«
    — 173 —
    »Ich will sie schon entdecken, deine vermeintlichen Geis-
    ter!« erwiderte Harry mit einem Ton der festesten Überzeu-
    gung.
    »Du gedenkst sie also zu bestrafen?«
    »Zu bestrafen und sie zu belohnen, Jack. Wenn die eine
    Hand uns in jener Galerie eingesperrt hat, dann vergesse ich
    dabei doch nicht, daß eine andere uns zu Hilfe gekommen
    ist! Nein, nein, das vergesse ich niemals.«
    »Bist du aber«, entgegnete ihm Jack Ryan, »auch über-
    zeugt, daß diese beiden Hände nicht ein und demselben
    Wesen gehören?«
    »Warum, Jack? Wie kommst du auf den Gedanken?«
    »Ja, zum Kuckuck ... Du weißt ... Harry! Die Wesen, die
    in diesen Abgründen hausen ... sind nicht so wie wir ge-
    baut!«
    »Jene aber sind ganz unseresgleichen, Jack!«
    »Nein, Harry, nein ... wäre es übrigens nicht möglich,
    daß hier ein Geisteskranker sein Wesen treibt ...«
    »Ein Geisteskranker?« erwiderte Harry; »ein Wahnsin-
    niger, in dessen Ideen eine solche Folgerichtigkeit herrscht!
    Ein Verrückter, jener Bösewicht, der seit dem Tag, da er die
    Leitern im Yarow-Schacht zerstörte, uns unausgesetzt zu
    schädigen suchte!«
    »Er tut es aber nicht mehr, Harry. Seit 3 Jahren ist weder
    gegen dich noch gegen deine Angehörigen irgendeine neu-
    ere Bosheit ausgeführt worden.«
    »Das macht nichts, Jack«, antwortete Harry. »Ich kann
    die Ahnung nicht loswerden, daß jener böse Geist, sei er
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    wer er wolle, auf seine verderblichen Absichten noch nicht
    verzichtet hat. Worauf ich mich mit dieser Annahme stütze,
    ich könnte es selbst nicht sagen. Auch im Interesse des wie-
    deraufgelebten Betriebs unserer Grube möchte ich wissen,
    wer es ist und woher er kommt.«
    »Im Interesse des jetzigen Betriebs?« fragte Jack er-
    staunt.
    »Gewiß, Jack« versetzte Harry, »aber ich sehe in allen
    diesen Handlungen ein dem unseren offenbar widerstre-
    bendes Interesse. Ich habe wohl oft darüber nachgedacht
    und glaube mich nicht zu täuschen. Erinnere dich an jene
    Reihe unerklärlicher Ereignisse, die völlig logisch aufeinan-
    derfolgten. Jener anonyme, dem meines Vaters widerspre-
    chende Brief beweist zunächst, daß irgendjemand von un-
    serem Vorhaben Kenntnis gehabt und dessen Ausführung
    zu vereiteln versuchte. Mr. Starr kam, uns zu besuchen, nach
    der Grube Dochart. Kaum habe ich ihn ein Stück dahin-
    geführt, da wird ein gewaltiger Stein nach uns geschleu-
    dert und durch Zerstörung der Leitern des Yarow-Schachts
    jede Verbindung mit der Außenwelt unterbrochen. Unsere
    Nachforschungen beginnen. Ein Experiment, das für das
    Vorhandensein eines weiteren Kohlenlagers als Beweis die-
    nen sollte, war durch Verschließung der Spalten im Schie-
    fergestein unmöglich gemacht. Nichtsdestoweniger gelingt
    dieser Beweis zuletzt, das Flöz wird gefunden. Wir kehren
    zurück, da entsteht eine heftige Bewegung der Luft. Unsere
    Lampe zerbricht. Rings um uns wird es finster. Trotzdem
    gelingt es uns, den richtigen Weg einzuhalten ... da war kein
    — 175 —
    Ausgang mehr vorhanden, die Mündung verschlossen. Wir
    waren eingesperrt! – Nun, Jack, siehst du in dem allen nicht
    eine böswillige Absicht? Unzweifelhaft, ein bis jetzt von mir
    noch nicht erlangtes, aber keineswegs übernatürliches We-
    sen, wie du glaubst, annehmen zu müssen, war hier in der
    Grube verborgen. Aus einer noch unaufgeklärten Absicht
    suchte es unser weiteres Vordringen zu verhindern. Es war
    früher hier! ... Eine Ahnung sagt mir, daß es auch jetzt nicht
    verschwunden ist und wahrscheinlich irgend etwas Furcht-
    bares im Schilde führt. – Nun gut, Jack, und sollte es mein
    Leben kosten, ich muß hier klarsehen lernen!«
    Harry sprach mit einer so sicheren Überzeugung, daß er
    die Ansicht seines Kameraden gewaltig erschütterte.
    Jack Ryan fühlte recht gut, daß Harry recht hatte, we-
    nigstens bezüglich der Vergangenheit. Doch mochten diese
    außerordentlichen Ereignisse eine natürliche oder überna-
    türliche Ursache haben, jedenfalls lagen sie klar vor Augen.
    Trotzdem verzichtete der wackere Bursche nicht darauf,
    die Tatsachen nach seiner Art zu erklären. Da er jedoch
    wußte, daß Harry niemals die Intervention eines rätselhaf-
    ten Wesen zugeben würde, so betonte er nur jenes eine Er-
    eignis, das mit der Annahme einer böswilligen Absicht ge-
    gen die Familie Ford offenbar unvereinbar schien.
    »Nun gut, Harry«, begann er, »muß ich dir

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