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Schwarz-Indien

Schwarz-Indien

Titel: Schwarz-Indien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Ryan wurde so die Freude des Cottage. Er war ein
    gutmütiger Mensch und zuverlässiger Arbeiter. 6 Monate
    nach der Wiedereröffnung des Betriebs übernahm er die
    Leitung einer Arbeiterkolonne.
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    »Sie haben sich da wahrlich verdient gemacht, Mr. Ford«,
    begann er wenige Tage nach seinem Einzug. »Sie haben eine
    neue Kohlenader entdeckt, und wenn Sie dafür bald mit Ih-
    rem Leben gebüßt hätten, nun, so war auch dieser Preis viel-
    leicht nicht zu teuer.«
    »Ei nein, Jack, es ist sogar ein gutes Geschäft, das wir
    hierbei machten!« antwortete der alte Obersteiger. »Aber
    weder Mr. Starr, noch ich werden es jemals vergessen, daß
    wir dir unser Leben verdanken.«
    »Nein, nein«, erwiderte Jack. »Daran ist Ihr Sohn Harry
    schuld, weil er den guten Gedanken hatte, meine Einladung
    zu dem Fest in Irvine anzunehmen ...«
    »Und dort nicht zu erscheinen, nicht wahr?« fiel Harry
    ein und drückte die Hand des Kameraden. »Nein, dir, Jack,
    der seine Wunden nicht schonte, der keinen Tag, keine
    Stunde verstreichen ließ, dir verdanken wir es, noch lebend
    in der Grube aufgefunden worden zu sein.«
    »Nein, nimmermehr!« wehrte sich der Trotzkopf. »Ich
    werde nichts sagen lassen, was nicht wahr ist! Ich habe nicht
    gesäumt, zu erfahren, was aus dir geworden war, das ist alles.
    Doch um jedem seinen Anteil zu lassen, so muß ich bemer-
    ken, daß ohne jenes unerreichbare Bergmännchen ...«
    »Aha, da haben wir’s!« rief Simon Ford. »Ein Bergmänn-
    chen!«
    »Ja, ein Bergmännchen, ein Gnom, das Kind einer Fee«,
    wiederholte Jack, »vielleicht der Enkel einer Feuerhexe, ein
    Urisk, oder was Ihr sonst wollt. Es steht aber fest, daß wir
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    ohne seine Hilfe niemals in die Galerie gekommen wären,
    die Euch gefangenhielt.«
    »Ganz gewiß, Jack«, stimmte ihm Harry zu. »Es fragt
    sich nur, ob jenes Wesen wirklich so übernatürlicher Art
    war, wie du annimmst.«
    »Übernatürlich!« rief Jack Ryan. »Es war ebenso überna-
    türlich wie ein Irrlicht, das man mit der Fackel in der Hand
    dahineilen sähe, das man vergeblich einzuholen suchte,
    das euch entwischt wie ein Sylph und verschwindet wie
    ein Schatten. Warte nur, Harry, es wird schon noch einmal
    sichtbar werden.«
    »Nun gut, Jack«, bemerkte Simon Ford, »ob Irrlicht oder
    nicht, wir werden es wieder aufzufinden suchen, und du
    wirst uns dabei behilflich sein.«
    »Das würde Ihnen nicht gut bekommen, Mr. Ford«, ant-
    wortete Jack Ryan.
    »Nun, das wird sich ja zeigen, Jack.«
    Der Leser wird leicht begreifen, wie alle Mitglieder der
    Familie Ford, und besonders Harry, mit dem Gebiet von
    New Aberfoyle schnell vollständig bekannt wurden. Harry
    durchstreifte alle Gänge und Winkel und kam bald dahin,
    angeben zu können, welche Punkte der Erdoberfläche der
    und jener Punkt des Kohlenbergwerks entsprach. Er wußte,
    daß auf der einen Erdschicht der Golf von Clyde ruhte oder
    über der andern sich der Lomond- oder Katrine-See aus-
    breitete. Diese Pfeiler hier dienten als Widerlager für die
    darüber aufgetürmten Grampian-Berge. Jene Wölbung trug
    Dumbarton. Über diesem umfangreichen Teich lief die Ei-
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    senbahn von Balloch hin. Hier endete die Küste Schottlands
    und begann das Meer, dessen furchtbaren Wellenschlag man
    während der heftigen Äquinoktialstürme hörte. Harry wäre
    der vollkommenste ›Führer‹ durch diese natürlichen Kata-
    komben gewesen, und was die Führer auf den schneeigen
    Gipfeln der Alpen bei vollem Tageslicht leisten, das leistete
    auch er, in der Finsternis geleitet durch seinen unvergleich-
    lichen Instinkt, in dem ungeheuren Kohlenbergwerk.
    Wie hing er auch an diesem New Aberfoyle! Wie oft wagte
    er sich, seine Lampe am Hut, in dessen entfernteste Gale-
    rien. Die Teiche untersuchte er mit Hilfe eines Boots, das er
    sehr geschickt führte. Er jagte sogar manchmal, denn durch
    die Höhlen schwärmten zahlreiche wilde Vögel, wie langge-
    schwänzte und Trauerenten, Bekassinen, die sich von den Fi-
    schen nährten, die in den dunklen Wassern spielten. Es schien
    fast, als seien Harrys Augen für diese dunklen Räume ge-
    schaffen, wie die des Seemanns für das Auslugen in die Ferne.
    Doch wenn er so umherirrte, trug sich Harry immer
    mit der Hoffnung, das rätselhafte Wesen wiederzutreffen,
    dessen hilfreichem Dazwischentreten er und die Seinigen
    mehr als jedem anderen ihre Rettung verdankten. Sollte sie
    in Erfüllung gehen? Wenn er seinen Ahnungen traute, ge-
    wiß; wenn

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