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Schwarz-Indien

Schwarz-Indien

Titel: Schwarz-Indien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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könnten. Und doch, es gibt nur ein Mittel, mei-
    nen Großvater zu entwaffnen, und das liegt darin, daß ich
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    ihn wieder aufsuche. Er ist zwar immer unsichtbar, aber er
    selbst sieht alles. Fragen Sie sich doch, wie er stets Kennt-
    nis haben konnte von den geheimsten Absichten, von dem
    an Sie, Mr. Starr, gerichteten Brief bis zu meiner geplanten
    Verbindung mit Harry, wenn er nicht die unerklärliche Ei-
    genschaft besäße, eben alles zu wissen. Mein Großvater ist,
    nach meinem Urteil, selbst in seinem Wahnsinn ein geistbe-
    gabter Mann. Früher kam es wohl vor, daß er mit mir über
    so mancherlei sprach. Er lehrte mich Gott erkennen und
    hat mich nur darin getäuscht, daß er, um meinen Haß ge-
    gen die ganze Menschheit zu wecken, mir alle Menschen als
    schlecht und treulos darstellte. Als Harry mich ins Cottage
    brachte, habt Ihr mich zuerst für völlig unwissend gehalten.
    Oh, weit mehr! Ich war von Schrecken ergriffen, ich glaubte
    mich – aber verzeiht meinen Argwohn der ersten Tage – in
    der Gewalt böser Menschen und wollte Euch entfliehen. Sie,
    Madge, haben mich auf andere Gedanken gebracht, weni-
    ger durch Ihre Worte als durch den Anblick Ihres ganzen
    Lebens und durch die Achtung und Liebe, die Ihr Mann
    und Ihr Sohn Ihnen entgegenbrachten. Später, als ich diese
    zufriedenen Arbeiter Mr. Starr verehren sah, für dessen
    Sklaven ich sie hielt; als ich Augenzeuge war, wie die ganze
    Bevölkerung New Aberfoyles nach der Kapelle zusammen-
    strömte, dort kniend Gott ihre Gebete darbrachte und ihm
    für seine unendliche Liebe und Güte dankte, da hab’ ich mir
    gesagt: ›Der Großvater hat dich getäuscht!‹ Jetzt aber, wo
    ich so viel von Euch gelernt und erfahren habe, glaube ich,
    der Ärmste hatte sich selbst getäuscht! – Laßt mich also
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    die verborgenen Wege wieder aufsuchen, auf denen ich ihn
    sonst begleitete. Ich werde ihn rufen ... er wird mich hören,
    und wer weiß, ob es mir durch eine freiwillige Rückkehr
    nicht gelingt, seine Verblendung zu besiegen.«
    Alle hatten das junge Mädchen reden lassen. Jeder fühlte,
    wie notwendig es ihr war, ihr ganzes Herz vor den Freunden
    jetzt auszuschütten, wo sie in ihrer edelmütigen Selbsttäu-
    schung sie für immer verlassen zu müssen glaubte. Als sie
    aber erschöpft und mit schweren Tränen an den Wimpern
    schwieg, da wandte sich Harry an Madge und sagte:
    »Meine Mutter, was würdest du von einem Mann den-
    ken, der eine so edeldenkende Tochter, wie du sie erwarte-
    test, aufgeben und verlassen könnte?«
    »Einen solchen Mann würde ich für einen Schurken hal-
    ten«, erwiderte Madge, »und wär’ es mein Sohn, ich würde
    ihn verleugnen, ich müßte ihm fluchen!«
    »Du hörst die Worte unserer Mutter, Nell«, fuhr Harry
    fort. »Wohin du auch gehst, ich folge dir. Willst du ohne Wi-
    derrede fort, gut, so gehen wir zusammen ...«
    »Harry! Harry!« schluchzte das junge Mädchen.
    Doch die Erregung übermannte sie. Ihre Lippen entfärb-
    ten sich, und bewußtlos sank sie in Madges Arme, die den
    Ingenieur, Simon und Harry bat, sie mit der Armen allein
    zu lassen.

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    — 283 —
    21. KAPITEL
    Nells Vermählung
    Man trennte sich, aber unter dem Versprechen, mehr denn
    je vorsichtig und aufmerksam zu sein. Des alten Silfax’ Dro-
    hung war zu deutlich, um ihr nicht Rechnung zu tragen. Es
    fragte sich, ob der frühere Büßer nicht irgendein furchtba-
    res Mittel besaß, ganz Aberfoyle zu vernichten.
    An den verschiedenen Ausgängen der Grube wurden also
    bewaffnete Wächter aufgestellt, die Tag und Nacht dort blie-
    ben. Jeder Fremde sollte James Starr vorgeführt werden, um
    sich über seine Person auszuweisen. Jetzt scheute man sich
    auch nicht, die Bewohner von Coal City über die der un-
    terirdischen Kolonie drohenden Gefahren zu informieren.
    Da Silfax hier mit niemandem in heimlichem Einverständ-
    nis sein konnte, war ja keine Verräterei zu befürchten. Auch
    Nell teilte man die ergriffenen Sicherheitsmaßnahmen mit,
    welche diese, wenn auch nicht vollständig, doch einigerma-
    ßen beruhigten. Vor allem aber war es die zuverlässige Ver-
    sicherung Harrys, ihr überallhin zu folgen, was ihr das Ver-
    sprechen abrang, keine Fluchtversuche zu machen.
    Während der Woche vor Nells und Harrys Vermählung
    blieb New Aberfoyle von jedem Zwischenfall verschont.
    Auch die Bergleute erholten sich, wenn auch alle Vorsichts-
    maßnahmen streng aufrechterhalten wurden, allmählich
    von dem

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