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Schwarz-Indien

Schwarz-Indien

Titel: Schwarz-Indien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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wohl, es giebt eine Monomanie des Hasses, welche keine noch so lange Zeit zu verlöschen vermag. Sucht in Euerm Leben soweit zurück als möglich. Alles, was hier vorgeht, erscheint als das Werk gefühllosen, doch geduldigen Wahnsinns, und könnte eine Folge irgend welcher Vorkommnisse in Eurer frühesten Lebenszeit sein.«
    Simon Ford antwortete nicht sofort. Man erkannte, daß der ehrenwerthe Obersteiger alle seine Erinnerungen durchflog, bevor er eine Erklärung abgab. Endlich erhob er wieder den Kopf.
    »Nein, bei Gott, sagte er, weder ich noch Madge haben jemals irgend Jemandem Böses gethan. Ich glaube nicht, daß wir einen einzigen Feind haben könnten.
    – Ach, rief der Ingenieur, wenn doch Nell endlich sprechen wollte!
    – Herr Starr, antwortete Harry, und auch Sie, Vater, ich bitte Sie herzlich, unsere Untersuchungen und Gespräche noch geheim zu halten. Fragen Sie nur meine arme Nell jetzt nicht. Ich weiß, wie ängstlich erregt sie ohnedies schon ist, und daß ihr Herz nur mühsam ein drückendes Geheimniß bewahrt. Wenn sie schweigt, so hat sie entweder nichts zu sagen oder sie glaubt es nicht zu dürfen. Wir haben keinen Grund, an ihrer Liebe zu uns, gewiß zu uns Allen, zu zweifeln! Sobald sie mir später mittheilt, was sie jetzt in sich verschließt, verspreche ich, Sie sofort davon in Kenntniß zu setzen.
    – Es sei, Harry, erwiderte der Ingenieur, und doch erscheint dieses Schweigen, wenn Nell überhaupt etwas weiß, wahrhaft unerklärlich.«
    Harry wollte noch eine Einwendung versuchen.
    »Sei ohne Sorgen, beruhigte ihn der Ingenieur. Wir werden keine Sylbe gegen Diejenige fallen lassen, welche Dein Weib werden soll.
    – Und welche es in kürzester Zeit wäre, wenn es mein Vater so wollte.
    – Mein Sohn, ließ sich Simon Ford vernehmen, nach einem Monate, genau auf den Tag, soll Deine Hochzeit stattfinden. – Sie werden bei Nell Vaterstelle vertreten, Herr James?
    – Zählt auf mich, Simon!« antwortete der Ingenieur.
    James Starr und seine zwei Begleiter kehrten zur Cottage zurück. Sie erwähnten nichts von dem Resultate ihrer Nachsuchung, und so behielt jener Felseneinsturz für Alle in der Kohlengrube nur die Eigenschaft eines unglücklichen Zufalles. In Schottland gab es einfach einen See weniger.
    Nell hatte ihre gewohnten Beschäftigungen allmälig wieder aufgenommen. Jener Besuch der Oberwelt ließ in ihr aber unverlöschliche Eindrücke zurück, welche Harry bei ihrer weiteren Ausbildung auszunutzen verstand. Die Entbehrung des Lebens der Außenwelt trug sie jedoch ohne jedes Bedauern. So wie vor jenem Ausfluge liebte sie auch heute noch das dunkle Erdinnere, wo sie als Frau fortzuwohnen gedachte, wie sie daselbst ja schon als Kind und junges Mädchen lebte.
    Die bevorstehende Heirath Harry Ford’s und Nell’s verursachte in Neu-Abersoyte eine erklärliche Aufregung Herzliche Glückwünsche strömten geradezu nach der Cottage. Jack Ryan war nicht der Letzte, die seinigen darzubringen. Man hatte ihn sogar im Verdacht, ungehört von Anderen seine schönsten Lieder für ein Fest einzuüben, an dem ja die ganze Bevölkerung Coal-Citys theilnehmen sollte.
    Während dieses letzten Monates vor der Hochzeit trafen Neu-Abersoyte aber so zahlreiche Unfälle, wie nie vorher. Es schien, als rufe die bevorstehende Verbindung Harry’s und Nell’s Katastrophen übber Katastrophen hervor.
    Vorzüglich wurden davon die Arbeiten in der Tiefe betroffen, ohne daß man deren eigentliche Ursache zu ergründen vermochte.
     

    Harry wurde nur wie durch ein Wunder gerettet. (S. 185.)
     
    So verzehrte eine Feuersbrunst das Holzwerk einer der unteren Galerien, wobei man auch die Lampe des Brandstifters auffand. Nur mit Lebensgefahr gelang Harry und seinen Kameraden die Unterdrückung dieses Feuers, welches die ganze Kohlenader zu ergreifen drohte, und dessen sie nur Herr wurden durch Benützung sogenannter Exstincteurs, welche
     

    »Simon Ford, Du hast mir das letzte Flötz gestohlen!…« (S. 187.)
     
    mit sehr kohlensäurereichem Wasser, an dem es der Grube ja nicht fehlte, gefüllt waren.
    Ein andermal kam ein Einsturz der Absteifungen eines Schachtes vor, wobei James Starr nachzuweisen vermochte, daß irgend ein Bösewicht dieselben angesägt hatte. Harry, der die Arbeiten an dieser Stelle leitete, wurde unter den Trümmern begraben und nur wie durch ein Wunder gerettet.
    Einige Tage später stieß ein Wagenzug, auf dem Harry eben saß, gegen ein Hinderniß, entgleiste dabei und stürzte um. Hier

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