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Schwarz und Weiss (German Edition)

Schwarz und Weiss (German Edition)

Titel: Schwarz und Weiss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Carey
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Gedächtnis ruft, funktioniert es. Man braucht viel Zeit, um es sich anzutrainieren, aber wenn man es geschafft hat, ist es wie eine einfache Gewohnheit.
    Eorsén hatte es geschafft. Er hatte Jahre daran gearbeitet, nicht über sich und die Welt nachzudenken und irgendwann waren es nur noch diese beiden Worte, die er in seinem Kopf hörte. Nicht nachdenken!
    Das redete er sich zumindest ein. Vor allem, wenn er alleine war, musste er sich anstrengen, um nicht nachzudenken über alles, was er getan hatte und was er noch tun würde.
    Eorsén sah das Denken als seine größte Schwäche. Vor allem deswegen, weil dann früher oder später die Erinnerungen ihn einholen würden. Er wollte auf keinen Fall so deprimiert enden wie Aracas, der hatte ja überhaupt keine Freude mehr am Leben.
    Eorsén war im Herzen von Althalion unterwegs, auf dem Weg zu seinem Haus. Genau genommen war es nicht sein Haus, aber es stand leer (und Eorsén würde dafür sorgen, dass es so blieb, auch wenn die Besitzer heimkehrten). Er lobte sich selbst dafür, dass er die „Nicht-Nachdenken-Geschichte“ beherrschte, nach dem, was mit Persephone passiert war. Eorsén hatte sie nicht umgebracht. Es war diese Flasche Rarezin gewesen. Eorsén hatte gerade noch gesehen, wie das brennbare Zeug im Kaminfeuer lag, war aber zu langsam gewesen, um es herauszuholen. Warum glaubten die anderen nur, er habe Persephone getötet? Zugegeben, er hatte es so aussehen lassen, aber ein guter Magier bekommt auch gute Trugbilder zustande.
    Eorsén hatte Persephone nicht verletzt. Es tat ihm Leid, dass es sich für sie so angefühlt haben musste, aber er hatte einen Grund gebraucht...
    Nicht Nachdenken! fuhr er sich selbst an. Aber er hatte Persephone von Solyce erzählen müssen...
    Verdammt, hör auf! Wieso klappte es dieses Mal nicht? Was hatte Val jetzt mit Solyce vor...
    Eorsén schüttelte energisch den Kopf, als endlich das große Haus in Sicht kam. Tony, Resa, Caez und Livian hatten sich gefragt, wie er so einfach bei Persephone auftauchen konnte. Vermutlich ahnten sie bereits, dass er springen konnte, ohne ein Bild von seinem Zielort zu haben.
    Obwohl er das konnte, war er nicht in die direkte Nähe des Hauses gesprungen, weil er anderenfalls bemerkt worden wäre.
    Außerdem fand er die Bilder unsinnig. Auf so eine Idee musste man erst mal kommen...
    Er zog sich die Kapuze ins Gesicht, als er an ein paar Leuten vorbeikam, die die schmale Straße entlang spazierten.
    Eorsén wusste, dass er einen Fehler gemacht hatte. Er hatte Solyce niemals mit Val bekannt machen wollen...so aber hatte er Camar direkt in die Hände gespielt. Er wusste, dass Camar immer sechs seiner Leute um sich hatte, aber einen Platz hatte er immer für Solyce frei gehalten. Was hatte es Eorsén nicht alles gekostet, an diese ganzen Informationen zu kommen, nicht zuletzt, das Vertrauen von Lynnox zu gewinnen.
    Wo war er abgeblieben?
    Eorséns ursprünglicher Plan war es gewesen, Solyce zu Lynnox zu bringen, der über Camar Bescheid wusste, sich aber auf Abstand zu ihm hielt. Warum ist er nicht aufgetaucht? Oder hätte ich Solyce die Wahrheit erzählen sollen? Immerhin habe ich behauptet, er würde zu Camar persönlich gehen...
    Eorsén schlug sich die Gedanken aus dem Kopf.
    Er öffnete die Tür seines Hauses, sah sich schnell um, ob ihm niemand gefolgt war (eine blöde Angewohnheit, die er nicht los wurde) und schlug sie hinter sich zu.
    Das „Nicht-Nachdenken“ hatte zumindest dieses Mal seinen Zweck erfüllt, Eorsén wusste schon überhaupt nicht mehr, was ihm eben noch Sorgen bereitet hatte. Pfeifend stolzierte er durch den langen Flur, schmiss den Umhang über einen alten Hutständer, der unter dem zusätzlichen Gewicht beinahe zusammenkrachte und machte in der kleinen Küche Halt, um sich einen Tee zu machen.
    Eorsén trank seinen Tee kalt, er verabscheute heiße Sachen generell. Das Zeug bestand zum größten Teil aus einer ihm unbekannten Pflanze, die er im Garten gefunden hatte, wo sie wie Unkraut vor sich hin wucherte. Er wusste nicht, ob sie gesund war oder nicht, aber zumindest hatte sie ihn bisher nicht vergiftet. Das fand Eorsén ausreichend.
    Er nahm die Tasse und machte sich bestens gelaunt auf den Weg ins Dachgeschoss. Er schloss die Luke über der Treppe auf und kletterte hinauf. Es war längst wieder an der Zeit, dass er seinem Gast (und Gefangenen) Mr. Namenlos einen Besuch abstattete.
    Im Dachgeschoss war es dunkel und staubig, es gab nur ein schräges Fenster, durch das

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