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Schwarz und Weiss (German Edition)

Schwarz und Weiss (German Edition)

Titel: Schwarz und Weiss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Carey
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das späte Sonnenlicht fiel und den Staub deutlich sichtbar machte. Eorsén verzog das Gesicht.
    Namenlos lag auf einer einfachen Matratze gegenüber vom Fenster. Er war noch nie eine angenehme Gesellschaft gewesen und hier oben war er gut aufgehoben. Als er Eorsén hörte, sah er auf.
    „Du bist schon zurück?“, fragte Namenlos mit brüchiger Stimme. Er sah noch schlimmer aus, als Eorsén ihn in Erinnerung hatte. Das lange, schwarze Haar wurde immer ungepflegter und die tiefen Wunden, die sich fast über sein ganzes Gesicht zogen, schienen immer noch nicht heilen zu wollen. Er sah viel älter aus, als er eigentlich war. Genau genommen war er sogar etwas jünger als Eorsén.
    Eorsén musterte ihn abschätzend. „Wie geht es dir?“
    „Wie wird's mir schon gehen?“, fragte er belustigt und sah ihn aus dunklen, blauen Augen an, „warum hältst du mich noch immer hier oben fest?“
    „Nun ja“, sagte Eorsén gut gelaunt, „dir scheint es noch nicht besser zu gehen, also...“
    „Es geht mir besser!“, protestierte Namenlos entrüstet und grinste ihn an.
    Eorsén verdrehte die Augen. „Ich bitte dich.“
    „Du kannst mich rauslassen“, bekräftigte Namenlos.
    „Könnte ich, werde ich aber nicht.“ Eorsén grinste zurück. Es machte ihn innerlich wahnsinnig, dass dieser Kerl ihm so sehr ähnelte. Nicht unbedingt vom Äußeren, da glich er schon eher Aracas (die Narben mal ausgenommen), aber sein Charakter war von derselben Sorte.
    „Wie ist es mit Solyce gelaufen?“, wollte Namenlos plötzlich wissen.
    „Spitze“, sagte Eorsén hohl.
    „Na dann“, sagte Namenlos wenig überzeugt und zog eine vernarbte Augenbraue hoch.
    Eorsén setzte sich auf den Boden und schwieg.
    „Was willst du schon wieder hier oben?“, fragte Namenlos neugierig.
    Eorsén nahm betont langsam einen Schluck von dem kalten Tee. „Nun ja, du bist der einzige, mit dem ich reden kann.“
    „Weil ich nichts ausplaudere?“, fragte Namenlos amüsiert.
    „Unter Anderem.“
    „Hm.“
    Stille.
    „Und“, fuhr Namenlos fort, „über was willst du reden?“
    „Ich dachte mir“, sagte Eorsén unbehaglich, „dass es dich interessieren könnte, dass Aracas tot ist.“
    Namenlos setzte sich entsetzt auf und verzog das Gesicht. „Tot?“, wiederholte er ungläubig.
    „Ja.“
    Namenlos starrte ihn an. „Das glaube ich nicht.“
    „Genau das habe ich auch gesagt, als Tony es mir erzählt hat.“
    „Ich muss ihn endlich kennenlernen“, murmelte Namenlos.
    „Ich meine ja nur“, sagte Eorsén, „hättest du das nicht merken müssen? Ich meine, wenn Aracas gestorben wäre...“
    „Das ist es ja, was mich verwirrt.“ Namenlos strich vorsichtig über eine besonders große Narbe, die sich über seinem rechten Auge befand.
    Eorsén musterte ihn neugierig. „Was ist?“
    „Erzähl mir, was mit Solyce passiert ist.“
    Eorséns Laune sank nach unten, zumal er jetzt wieder wusste, worüber er er sich vorhin Gedanken gemacht hatte. „Sagen wir, unser Plan ist nicht ganz so verlaufen, wie wir es gehofft hatten.“
    „Das dachte ich mir.“
    „Halt die Klappe.“
    Namenlos schwieg. Aber länger als eine Minute hielt er es nicht aus. „Was genau ist passiert?“
    „In Crealor ist er durchgedreht, als ich ihm sagte, dass ich der Unbekannte bin.“ Eorsén behielt Namenlos im Blick. „Und als ich ihn zu Lynnox bringen wollte, ist stattdessen Val aufgetaucht.“
    Namenlos' Augen weiteten sich. „Val? Du meinst...Val?“
    „Kennen wir denn zwei mit diesem Namen?“ Eorsén seufzte.
    „Dir scheint das ein wenig zuzusetzen“, sagte Namenlos gerade heraus.
    „Was willst du damit sagen?“, fauchte Eorsén.
    „Nur, dass du vielleicht deine Abneigung gegen Freundschaft abgelegt hast.“
    „Ich arbeite allein“, sagte Eorsén belustigt.
    „Das ist mir klar.“
    „Gut.“
    Erneut schwiegen sie, dieses Mal länger, und betrachteten die schwachen Sonnenstrahlen, die durch das Fenster fielen.
    „Darf ich etwas von dem Tee haben?“, fragte Namenlos.
    Eorsén gab ihm wortlos die Tasse.
    „Gibt's den auch in warm?“, wollte Namenlos angeekelt wissen und spähte hinein.
    „Nein.“
    Namenlos trank einen Schluck und wollte Eorsén die Tasse zurückgeben.
    „Nein, du darfst es behalten“, winkte Eorsén ab.
    „Ich glaube nicht, dass Aracas tot ist“, sagte Namenlos fest.
    Eorsén würde es niemals zugeben, aber das war genau das, was er sich von dem Besuch bei Namenlos erhofft hatte.
    „Du musst es schaffen, das Vertrauen der

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