Schwarz und Weiss (German Edition)
momentan wirklich keine Zeit dafür...
Keine Zeit! schimpfte die Stimme, natürlich nicht! Und wann willst du dann darauf zurückkommen?
Am liebsten gar nicht.
Kaum, dass Solyce das gesagt hatte, wusste er, dass es ein Fehler gewesen war.
So ist das also, sagte die Stimme bedrohlich, du hintergehst mich. In Crealor hast du es versprochen.
Ich stand neben mir in Crealor, verteidigte sich Solyce.
Tust du das nicht immer? Ich meine, die ganze Zeit über, die ich dich kenne, warst du immer ein wenig neben der Spur.
Was soll das denn heißen? fauchte Solyce.
Alles, was ich will, ist, dass du mich gehen lässt. Stell dir vor, dann bist du mich los. Wir gewinnen beide.
Nein. Ich mache das nicht.
Die Stimme schwieg. Solyce war erleichtert, wusste aber, dass es nicht lange anhalten würde. Angestrengt versuchte er, einen klaren Kopf zu bekommen.
Stattdessen konzentrierte er sich darauf, wohin Val verschwunden sein könnte.
Über ihm konnte er deutlich Kampfgeräusche hören, vermutlich war dort der Ort, wo er jetzt eigentlich hätte sein sollen, aber er fand keinen Weg dorthin.
Wenn du so weiter machst, ist der Kampf ohne dich zu Ende.
Ich habe mich schon gefragt, wie lange du schweigen kannst, meinte Solyce, wir könnten auch eine Wette darüber abschließen. Ich wette, du schaffst es keine fünf Minuten.
Du weichst mir aus, sagte die Stimme gehässig, gib es zu. Du willst überhaupt nicht kämpfen.
Ist das so schlimm? Ich bin eher für den Frieden als für den ewigen Kampf.
Sagst du das auch nicht nur, weil du nicht kämpfen kannst?
Wer sagt, dass ich nicht kämpfen kann?
Lass es mich anders ausdrücken: Du kannst nicht auf die Weise kämpfen, wie du es gerne hättest.
Kann ich wohl.
Die Stimme lachte glucksend, sodass Solyce ein unangenehmer Schauer den Rücken hinunterlief.
Mache ich dir Angst? fragte die Stimme leise.
Nein.
Du lügst.
Stell dir mal vor, ich würde ständig in deinem Kopf mit dir reden.
Das wäre sicherlich amüsant. Eine willkommene Abwechslung.
Sicher. Für dich.
Für dich wäre es auch mal eine Gelegenheit, alles aus meiner Perspektive zu sehen.
Solyce zog es vor, nicht weiter darauf einzugehen und verbannte die Stimme mühevoll aus seinen Gedanken. An ihrer Stelle blieb ein leises, aber durchdringendes Pfeifen zurück.
Solyce fühlte sich nicht wohl in diesen dunklen, leeren Gängen, in denen außer den dumpfen Kampfgeräuschen nichts zu hören war, zusammen mit einer Stimme im eigenen Kopf, die auf ihn einredete. Er musste so schnell wie möglich Val finden, oder besser noch Arisán und Seylen, um sie im Kampf zu unterstützen...
Gegen wen auch immer, dachte er verdrossen. Noch immer überfiel ihn diese Unruhe, wenn er daran dachte, als wüsste sein Unterbewusstsein etwas, von dem er selbst nicht die geringste Ahnung hatte.
Die wenigen Minuten, die er durch die langen Flure lief und nach einem Ausgang suchte, empfand er als endlose Stunden. Nach einer weiteren sinnlosen Ecke wurde es ihm zu blöd und er beschloss kurzerhand, zu springen. Vielleicht zurück nach Althalion, nach Tony und den anderen suchen und seine Rache an Camar erst einmal in den Hintergrund stellen...
Er wandte sich um und stand zwei nebeneinanderliegenden Gängen gegenüber. Am Ende des linken konnte er deutlich ein schwaches Licht erkennen.
„Was machen wir jetzt?“, fragte Livian leise. Sie und Tony standen nach wie vor in dem leeren Raum mit dem kleinen Kamin, in das sie ein offenbar nicht vorhandener Schatten gelockt hatte.
„Ich weiß es nicht“, seufzte Tony durcheinander, „wir sollten zurück zu Caez und Resa, wir müssen ihnen helfen...“
Die Tür krachte zu. Livian unterdrückte unüberhörbar einen Schrei und wich zurück. Tony nahm ebenfalls ein paar Schritte Abstand. Es blieb still.
„Was war das?“, flüsterte Livian mit zittriger Stimme.
Tony antwortete nicht. Er stand da wir angefroren. Konnten das Yuastan und Nezeera sein? Wenn die beiden sie eingesperrt hatten...
„Wie konnten wir ihnen nur in die Falle gehen“, murmelte Tony, wütend auf sich selbst.
„Bist du sicher, dass es Yuastan und Nezeera waren?“, fragte Livian.
„Wer sollte es sonst gewesen sein? Caez und Resa kümmern sich um Arisán und Seylen...“
Die Tür knarrte und Livian verstummte augenblicklich, als sie leise wieder aufschwang.
„Was sollte das denn?“, fragte sie.
Tony bewegte sich vorsichtig auf die Tür zu, aber noch bevor er sie erreicht hatte, kam jemand herein. Jemand, den
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