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Schwarz wie Samt

Schwarz wie Samt

Titel: Schwarz wie Samt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Trump
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sich kämpfte, mir die Wahrheit zu sagen. Er begann: „Diese Klinik oder besser gesagt, dieser Kurort nimmt Schwerkranke auf, um sie...“ Salman verstummte wieder. „Bitte sage mir, was dir Marek empfohlen hat.“
    „Dort kann man zusammen mit dem Partner ein Zimmer bekommen. Der Patient wird schmerzfrei gehalten. Das Personal ist bestens geschult.“ Allmählich begann ich zu verstehen. Es war wohl eine Klinik, in der man bis zum Tode begleitet wurde. So etwas hatte ich schon einmal gelesen, das nannte man wohl Hospiz. War es also schon bald so weit? Vielleicht waren die 6 Wochen doch nicht mehr zu schaffen.
    Salman stand mit hängenden Schultern vor mir, seinen Blick auf den Boden gerichtet. Ich stand auf und ging zu ihm. Ich legte ihm meine Arme um den Hals.
    „Salman, das ist wahrscheinlich für mich das Beste.“, sagte ich. „Denn ich kann ja nicht mehr allein bleiben. Ich brauche immer jemanden, der mich betreut.“
    “Wenn du willst, gehe ich mit dir in diese Klinik. Ich habe dir versprochen, bei dir zu bleiben.“
    „Ja, danke Salman“, sagte ich. Ich wusste, dass er sein Wort halten und mich nicht allein dorthin schicken würde. Es war das Letzte, was er für mich tun konnte, das würde er mir nicht verweigern, egal, wer in Afrika auf ihn wartete. Inzwischen hatte ich wieder großes Vertrauen zu ihm gefasst und die Streitereien, die mich veranlasst hatten, mich in Kairo von ihm zu trennen, kamen mir inzwischen nur noch kindisch vor. Ich war einfach zu egoistisch gewesen. Salman hatte sich Ziele gesetzt, die er noch erreichen wollte.
     

19. Kapitel
     
    Die Tage vergingen schleppend. Meine Mutter besuchte mich immer nur kurz. Sie konnte es nicht ertragen, dass Salman an meiner Seite war. Für sie war er immer noch der Sohn des Gärtners. Meine Verbindung mit ihm war ihr ein dauerhaftes Ärgernis.
    Doch diese Dinge zählten für mich nicht mehr. Ich versuchte, ihr nicht zu erzählen, wie jämmerlich ich mich fühlte und welche Angst ich vor dem Sterben hatte. Meine Mutter glaubte noch immer, dass meine Krankheit schon wieder besser werden würde. Als ich ihr von der Klinik erzählte, in die ich zusammen mit Salman gehen würde, rümpfte sie nur die Nase.
    „Sind dir die Krankenhäuser hier in Berlin nicht gut genug? Gibt es hier nicht die besten Ärzte?“, fragte sie entrüstet. „Was soll der Aufenthalt im Sauerland? Das ist doch in der tiefsten Provinz. Ich glaube nicht, dass sie dort viel für dich tun können!“
    Ich ließ sie reden. Dass es eine Sterbeklinik war, in die ich begeben würde, konnte ich ihr nicht sagen. Sie würde es schon bald von Salman erfahren.
    Die Klinik im Sauerland hatte für mich innerhalb einer Woche einen Platz freigemacht. Frau Koch kam, um mir beim Packen zu helfen. Sie legte so viele Dinge aufs Bett, die ich ihrer Meinung nach unbedingt brauchte. Doch ich packte nur einen kleinen Koffer mit dem Nötigsten. Den meisten Platz nahmen meine Medikamente ein. Als sie mich fragte, wie lange ich in der Klinik bleiben würde, brach ich in Tränen aus. Sie nahm mich in den Arm und sagte: „Es wird schon nicht so lange dauern.“
    Auch sie wusste nicht, dass ich von dort ziemlich sicher nicht mehr zurückkehren würde. Ich zog meinen besten Hosenanzug auf die Reise an. Die Hose war mir zwar viel zu weit und ich musste sie mit einem Gürtel festzurren. Aber die Jacke verdeckte meinen dürren Oberkörper mit dem aufgeblasenen Oberbauch. Ich hatte meine Haare gerichtet und mich sorgfältig geschminkt. Die hohen Absätze machten mir zu schaffen, denn ich war sehr schwach. Als ich ins Hotel hinüberging, um mich zu verabschieden, kamen alle zu mir und ich wurde gedrückt und mit vielen guten Wünschen versehen.
    Meine Mutter und Frau Koch begleiteten mich zum Auto, wo Salman bereits auf mich wartete. Sie winkten, bis wir aus der Einfahrt verschwunden waren. Endlich konnte ich meinen Tränen freien Lauf lassen. Salman legte seine rechte Hand auf meinen Oberschenkel. Er fühlte, wie ich zitterte und sagte: „Keine Angst, wir werden das zusammen schon durchstehen.“
    „Warum glauben eigentlich alle, dass ich wieder gesund werde?“, fragte ich, ohne Salman anzusehen. Er antwortete nicht gleich.
    Doch dann sagte er: „Weil sie es dir und sich wünschen!“
    Ich hatte ja auch niemandem die Wahrheit gesagt. Woher sollten sie wissen, wie schlecht es mir wirklich ging. Wie gut, dass ich wenigstens Salman hatte, dem ich nichts vorspielen musste und jetzt war es sowieso egal. In der

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