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Schwarz wie Samt

Schwarz wie Samt

Titel: Schwarz wie Samt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Trump
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verlassen, ich war selbst an allem schuld. Ich durfte ihm keinen Vorwurf machen. Salman war ein schöner, ein erfolgreicher und ein sexuell aktiver Mann. Er hatte jedes Recht auf eine andere Frau. Ich war nur noch ein Relikt aus seinem früheren Leben. Die Zeit, die er hier mit mir verbrachte war ein Geschenk, das ich erhalten hatte, ohne ihm dafür etwas zurückgeben zu können. Trotzdem fühlte ich einen schrecklichen Schmerz in meinem Herzen. Ich musste mich überwinden, ihn anzusehen und endlich den Mund auf zu tun.
    „Wann wirst du abreisen?“, war alles was ich hervorbrachte.
    „Morgen.“, sagte Salman sehr ruhig und sah mich dabei mit seinen warmen Augen an. Ich konnte seinen Blick nicht ertragen und entgegnete:
    „Kannst du Marek anrufen. Vielleicht kann er zu mir kommen?“ Salman nickte. „Das hätte ich auch vorgeschlagen.“ Die Vorstellung, allein in dieser Klinik zu bleiben, ohne Hilfe, ohne Beistand, war für mich kaum zu ertragen. Ich brauchte unbedingt einen Menschen, der mir bei meinen einfachen Verrichtungen half. Meine Mutter würde sicher auch kommen, doch das wäre wirklich das Allerletzte, das ich mir wünschte. Ich ließ mich zurücksinken auf ein Kissen, das mir Salman fürsorglich unter den Kopf schob.
    Es klopfte an der Zimmertüre. Zwei Schwestern und ein Pfleger kamen herein und erklärten mir, dass sie das Krankenbett herrichten wollten. Ich nickte nur.
    Das schöne Bett mit den farbigen Bezügen wurde hinausgefahren und ein weißes, steril abgedecktes Bett kam an seine Stelle. Dann brachten sie ein Nachtkästchen mit ausklappbarem Tisch und ein Metallgestell, an dem verschiedene gefüllte Beutel mit Schläuchen hingen. Damit war die Romantik des hübschen Zimmers endgültig dahin. Wie hätte es auch anders sein können? Ich war in einer Klinik und nicht in einem Hotel. Zum Schluss schoben sie noch einen Teewagen herein, auf dem abgedeckt zwei Teller standen. Das war wohl unser Abendessen. Doch die eine Schwester kam zu mir und sagte: „Für sie haben wir nur einen kleinen Teller Suppe, da morgen früh die Untersuchungen beginnen, da sollen sie nüchtern sein.“
    Ich war einen Moment lang froh gewesen über die Ablenkung, die durch die Betriebsamkeit der Schwestern und Pfleger entstanden war. So konnte ich meinen Schmerz über die Tatsache, dass ich ab Morgen allein war, besser verbergen.
    Salman saß an meinem Fußende und hatte das Treiben kaum bemerkt, er starrte auf seine Hände und wagte nicht, mich anzusehen. In Gedanken war er schon weit fort. Ich hätte ihm so gerne Glück gewünscht für die Geburt seines Kindes und für seine Zukunft, doch mir fehlten die Worte. Ich war wie erstarrt.
    Erst jetzt fiel mir auf, dass Salman seinen Koffer gar nicht mit auf unser gemeinsames Zimmer genommen hatte. Er war im Auto geblieben. Hatte er schon in Berlin damit gerechnet, abgerufen zu werden? Waren die Versprechungen, die er mir gemacht hatte, nur leere Worte gewesen? Bitterkeit stieg in mir hoch. Das Gefühl, verlassen zu werden traf mich so unerwartet, dass ich am liebsten eine Überdosis Tabletten genommen hätte, um meinem Leben sofort ein Ende zu machen. Ich musste wieder aufstehen, um meinen Körper zu spüren, auch wenn mich der starke Schmerz fast lähmte. Ich biss die Zähne zusammen. Mir jetzt vor ihm noch eine Blöße zu geben, hätte ich nicht ertragen.
    Ich beschloss, Marek selbst anzurufen und nahm mir das Telefon. Dann wählte ich Mareks Nummer. Er war sofort am Apparat. „Hallo Marek“, sagte ich „geht es Dir gut?“
    Marek antwortete nach kurzem Zögern. „Das sollte ich wohl lieber dich fragen. Wo bist du denn?“ „Ich bin im Sauerland in der Klinik.“, antwortete ich. „Und ich wollte Dich fragen, ob du dir vorstellen kannst, für eine Weile zu mir zu kommen. Wegen der Kosten musst du dir keine Gedanken machen.“
    Ich hörte, wie Marek am anderen Ende für einen Moment die Luft anhielt, bevor er antwortete: „Ich habe gedacht, dass Salman dich begleitet.“, sagte er ziemlich irritiert.
    „Ja, das war so geplant, aber jetzt muss er abreisen.“, sagte ich ohne eine weitere Erklärung abzugeben.
    „Gut – wenn du mich brauchst, komme ich gerne.“, sagte Marek, ohne einen Augenblick zu zögern. „Die Adresse habe ich ja und dann bin ich Morgen da.“
    Ich atmete auf. „Danke.“, sagte ich erleichtert. Wir redeten noch ein paar Minuten über Belanglosigkeiten. Als ich auflegte, sah ich Salman mit seinem Gebetsteppich auf dem Balkon. Er hatte sich

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