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Schwarz wie Samt

Schwarz wie Samt

Titel: Schwarz wie Samt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Trump
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wurde und von dort aus würden wir unsere Ausflüge unternehmen.
    Während des Flugs in den Nationalpark erzählte mir meine Mutter, was seit meiner Abwesenheit in Nairobi alles passiert war. Es waren lauter Belanglosigkeiten, die mich nicht interessierten, bis auf eine Nachricht, die mich aufmerksam werden ließ: Salmans Vater war längere Zeit nicht erschienen und als meine Mutter nachfragte, hatte sie erfahren, dass er sich um die Familie seines Sohnes kümmern musste, da sie alle schwer an einer Virusgrippe erkrankt waren. Salmans Vater hatte seinen Dienst noch nicht wieder aufgenommen und meine Mutter wusste nicht, ob inzwischen wieder alles in Ordnung war. Ich war sehr beunruhigt, doch ich versuchte, mir nichts anmerken zu lassen.
    Unser Flugkapitän, ein Freund meines Vaters, landete am Rande des Nationalparks, wo uns bereits ein Jeep erwartete. Onkel Simon, wie er von mir genannt wurde, trennte sich hier von uns, er war ein Jäger, der sich nicht einer Gruppe anschließen wollte, sondern auf eigene Faust außerhalb des Nationalparks auf Jagd ging. Mit einem Augenzwinkern hatte er sich von uns verabschiedet und uns ermahnt: „Treibt nur mir die besten Tiere zu! Ich lade euch dann zu einem traditionellen Mahl ein.“
    Mein Vater lachte und antwortete: „Angenommen, aber es muss schon etwas Besonderes sein!“ Onkel Simon war bekannt für seinen ausgefallenen Humor und seine exotischen Einladungen und meine Mutter bedauerte sehr, dass er nicht mit uns ins Lodge kam.
    Mit dem Jeep fuhren wir eine halbe Stunde auf einer staubigen Piste, die voller Schlaglöcher war. Ich musste an Salman denken und konnte die vorbeifliegende Landschaft gar nicht richtig genießen. Meine Eltern waren beide sehr gelöst und meine Mutter sagte: „Wie schön, dass wir endlich alle zusammen Urlaub machen können!“
    Unser Fahrer bog in eine kleine Allee aus Akazienbäumen ab, an deren Ende eine Ansammlung von kleinen Bungalows stand. Wir bewohnten den größten davon. Es war das zweite Mal, dass wir hier eine Safari gebucht hatten und der Leiter des Lodge kam aus dem Büro, um uns zu begrüßen. Man führte uns in unser Haus, wo bereits ein Begrüßungsbuffet aufgebaut war: Es gab kleine Tonschälchen mit allerlei Köstlichkeiten: gekochte Fasanenbrust, Mangosalat, Wildschweinpastete, gepökeltes Springbockfleisch und verschiedene frische Salate. Obwohl alles sehr gut aussah, hatte ich keinen Appetit und verzichtete. Ich trank nur frisch gepressten Fruchtsaft und aß ein paar Stückchen Melone.
    Bereits für den nächsten Tag war ein Ausflug in die Sümpfe von Ol Okenya geplant, wo wir Nilpferde und Alligatoren beobachten konnten. Ich mochte keine Alligatoren und hatte deshalb auch etwas Angst vor diesem Ausflug. Mein Vater beruhigte mich: „Die sind doch nur an ganz jungem Fleisch interessiert und du bist nicht mehr ganz frisch!“ Natürlich hatte er das mit einem Augenzwinkern gesagt und es nicht ernst gemeint, aber meine Mutter verstand solche Späße überhaupt nicht. Sie sagte vorwurfsvoll: „Und was denkst du dann über mich?“ Mein Vater nahm sie nur in den Arm und küsste sie auf die Wange. Er sagte spaßend: „Bei dir laufen sie bestimmt davon!“ Meine Mutter versuchte sich aus seiner Umarmung zu befreien und blickte mich entrüstet an. Doch ich konnte nur lachen. Wie gut, dass mein Vater nie seinen Humor verlor. Er war der am meisten gestresste von uns allen, aber er verstand es immer wieder gute Laune zu verbreiten.
    Die nächsten Tage vergingen mit abenteuerlichen Fahrten durch Buschwerk, ausgetrocknete Flussläufe und weite Grassteppen. Wir hatten dieses Mal einen ganzen Trupp schwarzer Helfer dabei, die uns rührend umsorgten. Es gab immer gekühlte Getränke, ein Sonnensegel wurde aufgespannt und sobald wir den Jeep verlassen hatten, standen auch schon bequeme Liegestühle bereit. Auf diese Art eine Safari zu machen war mehr als angenehm, doch mir war es fast zu viel. Seit ich allein in Berlin lebte, war ich es nicht mehr gewöhnt, dass jede meiner Bewegungen beobachtet wurde und ich nie allein war. Immer waren die Boys anwesend und starrten mich an. Selbst wenn man seine Notdurft verrichten wollte, waren sie irgendwo da und man war nie sicher, ob sie nicht alles sahen, was sie sehen wollten.
    Meine Mutter bemerkte mein Unbehagen und beruhigte mich: „Du weißt doch, dass sich das nicht vermeiden lässt. Sie sind zu unserer Sicherheit dabei und wir können uns auf sie verlassen!“ Ich wusste, dass sie recht

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