Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarz wie Samt

Schwarz wie Samt

Titel: Schwarz wie Samt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Trump
Vom Netzwerk:
Besinnung.“ Ich öffnete nicht und nach einiger Zeit ging sie wieder hinunter.
    Auf diesen Gefühlsausbruch war ich nicht vorbereitet gewesen. Ich hatte mich immer gut mit ihr verstanden, aber in diesem Fall sah sie Rot und es würde nichts nützen, ihr mehr zu erzählen. Sie würde es niemals verstehen wollen. Wenn ich in der Zukunft mit ihr klarkommen wollte, musste ich meine Beziehung zu Salman wieder verheimlichen. Schwarze waren für meine Mutter Diener und Arbeiter, aber dass ich mich in einen Schwarzen verliebt hatte, würde sie nie verstehen. Ich hatte es begriffen und wusste dennoch, dass ihre Regeln für mich nicht zählten. Außerdem hatte sie gedroht, Salmans Vater zu entlassen, wenn ich nicht von seinem Sohn ließe. Das wäre fatal für Salmans Familie. Sie würden das einzige feste Einkommen verlieren, denn Salman hatte noch jüngere Geschwister, die versorgt werden wollten.
    Ich ging weiterhin zu ihm, wenn auch unter schwierigen Bedingungen. Er war inzwischen aus dem Krankenhaus entlassen worden und war wieder in seiner Wohnung in der Stadtmitte von Nairobi. Ich besuchte ihn in den frühen Morgenstunden, wenn meine Eltern noch schliefen.
    Ich verließ das Haus heimlich über den Wintergarten, schlich durch den Garten und bestach die Wachen am Eingang. Dann musste ich eine lange Wegstrecke zu Fuß zurücklegen, bis ich endlich bei ihm war. Ich war auch bei schnellem Gehen mindestens eine Stunde unterwegs. Wenn ich völlig außer Atem bei ihm ankam, saß er schon in seinem kleinen Wohnzimmer und wartete auf mich. Er war noch immer sehr schwach, aber er war dankbar, dass ich kam und wir hielten uns im Arm. Ein paar Mal hatte ich auch aus unserer Küche ein paar Essensreste mitgebracht, da Salman durch die Krankheit nur noch Haut und Knochen war. Sein Vater kam fast täglich bei ihm vorbei und kümmerte sich um ihn. Mich hatte er hier noch nicht angetroffen. Und das war auch gut so. Mir reichten die Probleme mit meiner Mutter und ich wollte gar nicht wissen wie Mr. Martinez reagieren würde, wenn er uns zusammen antreffen würde.
    Die Wohnung, in der Salman lebte, war für mich kaum zu ertragen. Es war alles sehr einfach, aber die Dinge, die überall verstreut waren, erinnerten an seine Frau und das Kind.
    Ich sagte zu Salman: „Du musst diese Dinge weggeben, das kannst du sonst nicht ertragen!“ Er sah mich nur traurig an. Er konnte sie nicht so schnell vergessen. Manchmal glaubte ich, dass er mich gar nicht mehr liebte, sondern nur noch in der Vergangenheit lebte. Ich wollte nicht wahrhaben, dass er ein eigenes Leben geführt hatte, ohne mich. Schließlich hatten wir nur ein paar Mal miteinander geschlafen und ich war nach Europa gegangen. Trotzdem wusste ich inzwischen, dass er mir wichtiger war, als alles andere, auch wichtiger als mir Marek je gewesen war.
    Natürlich war es egoistisch zu glauben, dass Salman mich jetzt sofort wieder so lieben könnte wie ich ihn. Er war noch in tiefer Trauer und der Verlust seines Sohnes, von dem er nur andeutungsweise sprach, nahm ihn sehr mit. Der Kleine hatte bereits angefangen zu sprechen, obwohl er noch nicht einmal laufen konnte. Salman war mit seinem Studium fast fertig und wollte danach nach Ägypten, um in Kairo sein betriebswirtschaftliches Studium anzuschließen.
    Er sagte: „Mein Professor hat sich bemüht, für mich dort ein Stipendium zu erhalten und Kairo ist eine Stadt, in der ich meine Karriere starten kann.“
    „Aber das kannst du auch in Berlin, dort kannst du sogar bei mir wohnen. Ich habe ein kleines Haus mit genug Platz für uns zwei.“
    Salmas trauriger Blick ging mir unter die Haut. Er sah mich nicht an als er antwortete: „Arven ich bin schwarz, hast du das vergessen?“
    „In Berlin gibt es viele Menschen mit den unterschiedlichsten Hautfarben“, entgegnete ich aufgebracht, „du wirst nicht der Einzige sein.“ Doch Salman schüttelte den Kopf, er hatte sich bereits entschieden. Er wollte in Afrika bleiben. Ich konnte nicht begreifen und akzeptieren, dass Salman nicht mit mir gehen wollte. Ich fürchtete insgeheim, dass seine Heirat mit dieser Afrikanerin kein Zufall gewesen war, er würde wieder eine schwarze Frau heiraten, egal was ihn mit mir verband. Seine Kultur und seine Karriere waren ihm viel wichtiger, als ich.
    Obwohl mir diese Gedanken durch den Kopf gingen, weigerte ich mich, es zu glauben. Salman war zu schade, um hier in diesen Slums zu leben. Er war intelligent, sah unglaublich gut aus, hatte gute Manieren und war

Weitere Kostenlose Bücher