Schwarz
austrank. Seine Augen trieften, und die Bewegungen waren eckig.
Forslund nickte, breitete die Arme aus und deutete dann auf die Jacht. »Weißt du, wie viel bei diesem Teil eine Tankfüllung kostet?«
Der Herr Generaldirektor a. D. war nicht nur ein eingebildeter Banause, sondern offenbar auch anfällig für Schmeicheleien. Also beschloss Kara, noch etwas nachzulegen. »Wie ich schon am Telefon gesagt habe, untersuche ich im Auftrag des Büros für Drogen- und Verbrechensbekämpfung der UNO, wie die von der Fennica AG hergestellten Steuerungssysteme illegal in den Sudan gelangt sind. Die offizielle Erklärung ist, dass sie in Amsterdam gestohlen wurden, aber ich kann nicht recht glauben, dass dies die ganze Wahrheit ist. Ich habe die Angelegenheit schon mit den Zuständigen bei Fennica, bei der KRP und der SUPO besprochen und stoße überall auf denselben Namen – Pertti Forslund. Jeder behauptet, du wüsstest alles, was man über die finnische Wirtschaft wissen kann.«
»Das stimmt«, erwiderte Forslund. »Und warum weiß ich über die Dinge Bescheid? Weil man mir vertraut. Du glaubst doch wohl nicht ernsthaft, dass ich Geschäftsgeheimnisse einfach so jedem verrate, dem es gerade einfällt, danach zu fragen«, erklärte Forslund und gestikulierte dabei theatralisch.
Kara beschloss, seinen Trumpf auszuspielen. »Ich weiß auch von den Ermittlungen der KRP zu Wartsala-Tech«, sagte er und sah, wie der Generaldirektor a. D. erstarrte. Forslund erhob sich unsicher, ging zum Kühlschrank und stellte eine Auflaufform auf den Tisch.
»Hast du Appetit auf einen Entenbraten? Diese Tauchente ist mir am Ufer in Hiittinen über den Weg gelaufen, das war so eine mordsgünstige Gelegenheit, da habe ich es nicht fertiggebracht, sie laufenzulassen,obwohl jetzt ja eigentlich keine Jagdsaison ist. Zum Glück gehört mir die ganze Insel, da braucht man nicht zu fürchten, dass einen der Nachbar bei der Polizei anschwärzt.«
»Eine von Wartsala-Tech hergestellte Abschussrampe Robotic DD-52 wurde vor einem Monat im Libanon gefunden«, sagte Kara.
»Sie wurde ganz legal nach Russland verkauft, wohin die sie dann geliefert haben, ist nicht Sache von Wartsala«, entgegnete Forslund aufgebracht.
»Welchen Zusammenhang gibt es zwischen Sibirtek und der Abschussrampe?«, fuhr Kara fort. »Ich weiß, dass Fennica und Wartsala mit demselben russischen Investor zusammengearbeitet haben. Laut Sicherheitspolizei hat Wartsala ein langjähriges und enges Verhältnis sowohl zur Sowjetunion als auch zu Russland.«
Forslund schaute ihn mit großen Augen an. »Bei der KRP hast du das nicht erfahren. Mit wem hast du gesprochen?«
»Ich habe meine Quellen. Wartsala ist ja eines der wenigen Unternehmen, die schon zu sowjetischen Zeiten eine Vertretung in Moskau hatten. Habt ihr mit dem KGB zusammengearbeitet? Ist Sibirtek eine Art Instrument der heutigen russischen Nachrichtendienste?«
Der Generaldirektor geriet in Rage. »Dieser verdammte Hofman, er hat behauptet, das ›Kabinett‹ brauche sich wegen Sibirtek oder wegen irgendwelcher praktischen Dinge keine Sorgen zu machen. Wer hat dir etwas von Sibirtek erzählt?« Forslund goss sich Kognak nach.
»Was ist das ›Kabinett‹? Und wer ist Hofman, für wen arbeitet er?«, fragte Kara ganz ruhig, obwohl Forslund gerade verraten hatte, dass Hofman, der Kunde von Katarina Kraus, auch mit Sibirtek, Fennica und Wartsala in Zusammenhang stand. Wieder ein Durchbruch!
»Du hast von Sibirtek gehört, aber nicht von Hofman und dem ›Kabinett‹. Das ist ziemlich merkwürdig. Ich glaube, es ist jetzt besser, wenn du gehst«, erwiderte Forslund und erhob sich.
Doch Kara ließ nicht locker. »Was für eine Firma ist Sibirtek? Wie kann man Kontakt zu Hofman aufnehmen?«
Der Generaldirektor a. D. ging an Deck und bedeutete Kara, ihm zu folgen. »Sibirtek ist eigentlich keine Firma, es ist … Du solltestdir darüber nicht den Kopf zerbrechen. Und zu Hofman kann man überhaupt nicht Kontakt aufnehmen, jedenfalls du nicht. Es sei denn, er will dich aus dem einen oder anderen Grund treffen.«
»Kennst du Katarina Kraus?«, fragte Kara, als er an Deck stand. Forslunds Gesichtsausdruck verriet wieder für einen Augenblick Besorgnis. Er kehrte Kara den Rücken zu und stapfte wieder in Richtung Kajüte, als Kara ihm eine letzte Frage hinterherschickte.
»Du hast bestimmt schon von Otto Mettälä gehört.«
»Was ist mit ihm?«
»Er wurde gestern umgebracht, kurz bevor wir uns treffen wollten.
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