Schwarz
muss dir das Beweismaterial geben und mich irgendwo verstecken. Die Nachrichtendienste schaffen es noch, die Raketen aufzuspüren. In dieser Tasche befindet sich alles, was ich weiß, alle Beweise, die ich in die Hand bekommen habe. Ich muss das Risiko eingehen, ich will wirklich nicht für den Rest meiner Tage darunter leiden, dass ich den Tod von Tausenden Menschen auf dem Gewissen habe«, sagte Katarina Kraus, öffnete ihre Tasche und drehte sie zu Kara hin.
»Warum ich?«
»Wenn du diese Informationen an die Behörden weitergibst und meinen Namen niemandem gegenüber erwähnst, könnte ich das alles vielleicht noch lebend überstehen. Du schuldest mir einen Gefallen, ohne mich würde Hofman dich heute oder morgen umbringen lassen.«
Kara schüttelte den Kopf. »Dein Name ist schon allen bekannt.«
»Wenn du nichts sagst, wird niemand wissen, dass gerade ich alles verraten habe«, erwiderte Katarina Kraus und klopfte auf ihre Tasche. »Und noch etwas. So unglaublich das auch klingt, die Raketenanschläge sind bei der ganzen Sache nicht einmal das schlimmste Verbrechen. Bitte die Behörden herauszufinden, warum Sibirtek bereitwar, denen, die hinter dem Ultimatum stecken, die Raketen zu verkaufen. Es ist etwas noch viel Größeres als die Raketenanschläge im Gange, etwas …«
Ein Schuss krachte, die Kugel durchschlug den Schädel von Katarina Kraus mitten im Satz.
Kara warf sich instinktiv zu Boden, die nächste Kugel durchlöcherte ihre Tasche. Ihm stockte der Atem, das Bild, wie eine Wolke von Blut aus Katarina Kraus’ Kopf herausspritzte, brannte sich ihm ein wie Säure. Kara kroch zur Tür des Kontrollraums und realisierte, dass der Schütze durch das zersplitterte Sicherheitsglas hindurch wahrscheinlich nichts erkennen konnte, ihm blieben ein paar Sekunden Zeit. Als der dritte Schuss krachte, riss Kara die Tür auf und rannte zu den Maschinen, die mitten in der Halle standen. Das nächste Geschoss schlug eine Handbreit neben seinem Fuß ein. Funken sprühten, Kara warf sich hin und landete auf dem Bauch im Schutz eines riesigen kugelförmigen Metallbehälters, er holte gierig Luft. Sein Herz raste. Er war in Deckung, aber gleich würde der Killer kommen. Die Fenster befanden sich unter der Decke, Notausgänge waren nicht zu sehen, ein Anruf brächte nicht rechtzeitig Hilfe, und bis zur Tür würde er es nie schaffen. Er war noch so geschwächt, dass er gar nicht erst zu überlegen brauchte, ob er es mit einem bewaffneten Killer aufnehmen könnte. Die Tasche mit den Beweisen stand noch auf dem Tisch, die konnte er auf keinen Fall mehr an sich bringen.
Er hörte, wie die Schritte des Killers schneller wurden, und sah im selben Moment die Luke an der Seite des Behälters. Er richtete sich auf, zog an dem Griff, und die Klappe ging auf. Die Schritte kamen näher und wurden immer schneller, er zwängte sich hinein, knallte die Klappe von innen zu und drehte den Griff herum. Nur ein paar Sekunden später packte der Killer die Klinke von außen. Er war kräftig, der Griff bewegte sich allmählich nach unten, hing der Mann mit seinem ganzen Gewicht daran? Kara stellte sich unter den Griff, der sich zum Glück in der richtigen Höhe befand, stemmte die Schulter darunter und seufzte vor Erleichterung, obwohl sich das Metall tief in seinen Schultermuskel drückte. Der Puls dröhnte in den Ohren. Es war höchste Zeit, die Notrufzentrale anzurufen. Erholte sein Telefon aus der Tasche und fluchte: Auf dem Display war nicht einmal der Name des Anbieters zu lesen, in der Metallkugel hatte das Handy keinen Empfang.
Der Mann draußen zerrte noch eine Weile an der Klinke, dann ließ der Druck auf Karas Schulter nach. Er rührte sich nicht von der Stelle und hörte, wie der Killer um den Behälter herumging und dann die Leiter hinaufstieg, die auf die Metallkugel führte. Die Angst staute sich als Druck im Kopf, Kara fror, obwohl es in seinem Versteck heißer war als in der Halle. Wenn es noch einen zweiten Eingang gab, würde er nicht mehr lange leben. Die Sekunden vergingen so langsam wie Minuten. Wie lange müsste er diesmal in einem geschlossenen Raum leiden, die quälenden Erinnerungen machten sich schon bemerkbar.
Endlich hörte er, wie der Killer wieder herunterstieg. Doch er wollte sich nicht wegrühren, solange der Mann nicht gegangen war. Kara strengte seine Augen an, aber der Behälter war so dicht, dass rundum nur absolute Dunkelheit herrschte, nirgendwo ein Lichtstreif. Er musste hier heraus, und zwar
Weitere Kostenlose Bücher