Schwarz
beteiligt.«
»Wir müssen jetzt handeln, verdammt!«, sagte Betha Gilmartin aufgebracht. »Es bleiben noch zwei Tage und elf Stunden Zeit, und Nazir wird den Standort der Raketen nicht so leicht verraten, wir brauchen Zeit für die Verhöre. Alle drei Verdächtigen holen und bearbeiten – das kommt nicht in Frage, die Entführung eines unschuldigen Ministers oder Vizepräsidenten würde die islamische Welt auf die Palme bringen. Das können wir uns nicht leisten, vor allem weil wir den Medien nicht verraten dürfen, warum wir so operieren müssen.«
»Die Scheißkerle werden alle drei komplett überwacht, Abhörgeräte, Satelliten, unbemannte Luftschiffe und Aufklärungsflugzeuge, das ganze Arsenal. Einer von ihnen wird schon etwas Unüberlegtes sagen und Nazir verraten. So oder so.«
DRITTER TEIL
Die neue Welt
9. Mai – 13. Mai
27
Sonnabend, 9. Mai
Die Glastür zum Garten des weißen, dreistöckigen Hauses im Khartoumer Stadtteil Riyad öffnete sich. Der Diener wartete mit ausdruckslosem Gesicht, bis das Getöse der Triebwerke des Passagierflugzeugs, das auf dem internationalen Flughafen gestartet war, nachließ, und meldete dann den Gast auf Arabisch: »Die Botschafterin des Vereinigten Königreichs, Frau Dr. Rosalind Cliff.«
Rashid Osman, der Zweite Vizepräsident des Sudan, kam mit funkelnden grünen Augen und ausgestreckter Hand unter dem von Schlingpflanzen bedeckten Sonnendach hervor. Die Galabija hing an ihm wie eine Zeltplane, und der Turban war so groß, dass sein rundes Gesicht lächerlich klein wirkte. Auf seinem Schnurrbart glitzerte ein Schweißtropfen. »Willkommen. Und Dank dafür, dass Sie bereit waren, mich für unser Gespräch hier daheim zu besuchen wie einen Freund.«
»Das ist mir eine Ehre«, versicherte die Botschafterin. »Ist es Ihnen übrigens recht, dass mein Assistent Notizen macht? Mein Anliegen dürfte diesmal außergewöhnlich wichtig sein.« Ihr junger Botschaftssekretär arbeitete für den SIS, und sie hoffte, dass Osman nichts davon wusste.
Osman nickte und wies mit der Hand auf den Frühstückstisch, der unter dem Sonnendach gedeckt war. »Hätten Sie Appetit auf ein
Fatour
?«
»Ja, danke. Ein sudanesisches Frühstück ist immer ein Erlebnis«, erwiderte die Botschafterin und nahm auf dem Stuhl Platz, den ihr Osmans Diener zurechtschob. Sie betrachtete das von Mauern umgebene Haus, dessen weiße Wände in der Sonne glänzten. Auf der Terrasse wucherten Grünpflanzen und Blumen wie im Dschungel. Auch im Garten grünte und blühte alles dank der künstlich angelegten Bäche, Springbrunnen und Bewässerungsanlagen.
»Auberginensalat, Lamm, Maisbällchen, Tomatensalat, Mangosaft, sudanesischer Kaffee und natürlich
Foul mudammas
.« Osman deutete mit beiden Händen auf den gedeckten Tisch.
Botschafterin Cliff wechselte mit Osman ein paar freundliche Worte über das Wetter, den letzten Haboob und die Dürre, und dann wurde ihre Miene ernst.
»Ich möchte mit Ihnen über eine recht … unerfreuliche und unangenehme Angelegenheit sprechen. Wie Sie wissen, wurde das Hauptquartier der UN in Kenia vor knapp zwei Wochen mit einem Marschflugkörper beschossen, was dreizehn Menschenleben forderte. Wir in Großbritannien untersuchen den Fall natürlich wie andere auch. Ich wollte mich mit Ihnen treffen, weil es anhand des uns vorliegenden Aufklärungsmaterials so aussieht, als wäre einer der Entscheidungsträger … der Regierenden des Sudan in die Planung des Raketenanschlags verwickelt.«
Rashid Osman war sowohl überrascht als auch wütend.
»Verdächtigen Sie etwa mich?«
»Natürlich nicht«, erwiderte die Botschafterin, sie lachte verlegen und schaute kurz zu ihrem Botschaftssekretär. Es ärgerte sie ungemein, dass der stumm dasitzende junge Mann die Gründe für diesen Besuch viel besser kannte als sie. Dr. Cliff wusste nur, dass sie auf Anweisung des Außenministeriums möglichst rasch Gespräche mit Osman, Verteidigungsminister Mugahid Mahgoub Mohamed und dem Armeebefehlshaber General Mustafa al-Nuri führen musste. Eine Liste der Fragen, die sie stellen sollte, hatte man ihr gegeben.
Botschafterin Cliff brach ein Stück
Kisra
-Brot ab und kostete das
Foul mudammas
, mit Olivenöl, Knoblauch, Petersilie, Zwiebel und Zitronensaft gewürzte Saubohnen. »Um ehrlich zu sein, wollte ich über diesen Verdacht gerade mit Ihnen sprechen, weil Ihre Auffassungen sowohl in Großbritannien als auch andernorts im Westen geschätzt werden. Man hält sie für einen Mann des
Weitere Kostenlose Bücher