Schwarz
Firma namens Sibirtek in Finnland zu untersuchen, und es sieht so aus, als wären alle Finnen tot, die dieses Unternehmen am besten kannten.«
»Alle?«, fragte Salme Pohjala, während sie die Jacke ihres Gastes an der Flurgarderobe aufhängte. Sie führte die Besucherin ins Wohnzimmer, und Kati Soisalo schaute sich die in ultramodernem Stil eingerichtete Wohnung an.
»Matti Pohjala«, sagte ein etwa vierzigjähriger breitschultriger Mann mit Glatze und stand vom Sofa auf. »Mutter hat hier alles neu eingerichtet, nachdem Vater … nicht mehr da war, um es zu verhindern.«
»Wohnen Sie beide …«
»Um Himmels willen, nein«, unterbrach Matti Pohjala sie lachend. »Wir haben das Grundstück schon vor Jahren geteilt, ich habe hier nebenan für meine Familie ein Haus bauen lassen.«
Kati Soisalos Instinkt sagte ihr, dass irgendetwas an diesem Treffen eigenartig war. Die Atmosphäre wirkte aufgeladen. Warum wollte auch Pohjala junior dabei sein? Ihr Spürsinn war hellwach.
Salme Pohjala plauderte über dies und das, während sie Kaffee eingoss.
»Darf ich ohne Umschweife zur Sache kommen? Sie haben sicherlich an einem Freitagabend auch anderes zu tun, als sich mit mir über die Vergangenheit zu unterhalten«, sagte Kati Soisalo, und beide Pohjalas nickten.
»Wie ist Henri Pohjala eigentlich genau ums Leben gekommen?«, fragte sie unvermittelt und sah, wie der Gesichtsausdruck ihrer Gastgeber auf einmal angespannt wirkte. »Entschuldigen Sie, dass ich gleich so eine unangenehme Frage stelle, aber ich habe nirgendwo Einzelheiten gefunden, obwohl seinerzeit in der Presse ziemlich viel über den Tod von Henri Pohjala geschrieben wurde.«
»Das war damals eine wichtige Nachricht, hier ging es zwei Tage lang zu wie in einem Taubenschlag, alle möglichen Journalisten wollten etwas wissen. Aber es fällt mir trotzdem immer noch schwer, über Henris Tod zu sprechen«, antwortete Salme Pohjala und schaute kurz zu ihrem Sohn. »Wir waren auf einer Safari im Chobe-Nationalpark in Botswana, als sich für Interessenten die Möglichkeit ergab, eine riesige Elefantenherde zu beobachten. Mit dem Auto waren es nur ein paar Minuten bis dahin. Wir waren den ganzen Tag unterwegs gewesen, ich lag todmüde im Zelt, und Matti verbrachte den Abend in der nächstgelegenen Stadt.«
»In Kasane. Das war allerdings eher ein Dorf als eine Stadt, und ich wollte dort Wäsche waschen«, ergänzte Matti Pohjala.
»Henri ist allein zu den Elefanten gefahren, er hat nie eine Gelegenheit ausgelassen, etwas Neues zu erleben. Er war tollkühn und ging zu hohe Risiken ein, das war sein schlimmster Fehler und …«
Matti Pohjala unterbrach seine Mutter. »Landschaftlich am schönsten ist es im Chobe-Nationalpark an den Ufern der Flüsse. Der Geländewagen, in dem Vater saß, geriet in einen Erdrutsch, stürzte in den Fluss und versank im Schlamm. Vater ertrank … oder erstickte.«
Kati Soisalo wartete ab, was Salme Pohjala über den Tod ihresMannes sagen würde, aber die Frau, die kerzengerade in ihrem Sessel saß, deutete nur fragend auf die Kaffeetasse ihres Gastes.
»Vater wurde in Kapstadt beigesetzt«, fuhr Matti Pohjala fort. »In seinem Testament hatte er eine Feuerbestattung verfügt und darum gebeten, seine Asche in einer der schönsten Landschaften der Welt im Wind zu verstreuen. Wir wollten den Leichnam nicht erst nach Finnland zurückbringen lassen, und in der Welt findet man nicht viele Orte, die imposanter sind als der Tafelberg.«
»Das ist sicherlich eine schreckliche Erfahrung, wenn man jemanden im Urlaub und so weit weg von zu Hause verliert«, sagte Kati Soisalo zu Salme Pohjala. Sie wusste genau, wovon sie sprach, am liebsten hätte sie von Vilma erzählt.
Es dauerte eine Weile, bis Salme Pohjala antwortete. »Der Verlust des langjährigen Ehegatten ist wohl immer furchtbar. Unabhängig von Ort und Zeitpunkt.«
Kati Soisalo beschloss, das Thema zu wechseln. »Eigentlich wollte ich mit Ihnen ja über die Arbeit Ihres Mannes sprechen. Ich hätte gern gefragt, ob er irgendwelche Aufzeichnungen hinterlassen hat, ein Tagebuch … vielleicht irgendwelche wichtigen Unterlagen im Tresor oder im Schließfach der Bank?«
»Vater hat natürlich jede Menge Ordner mit Unterlagen hinterlassen«, erwiderte Matti Pohjala. »Die Leute der Rechtsabteilung von Finnsteel waren damals gleich nach … seinem Tod ein paarmal hier und haben sie durchsucht. Einen Tresor oder ein Schließfach besaß Vater nicht, und er hat meines Wissens auch nie
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