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Schwarz

Schwarz

Titel: Schwarz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Hofman hob fragend eine Flasche Becherovka und ein Röhrchen mit Schmerztabletten hoch.
    Kara nickte und machte sich noch mehr Sorgen, als er auf Hofmans Schreibtisch eine Pistole liegen sah. Würde er es schaffen?
    Zu seiner Überraschung sagte Hofman plötzlich ganz unvermittelt: »Ich habe vor, dir alles zu erzählen, du wirst später verstehen, warum. Wo soll ich anfangen?«
    »Bei Ewan Taylors Tod«, antwortete Kara, die Worte kamen ganz von allein aus seinem Mund. Schließlich wusste er noch, weshalb er diesen Weg eingeschlagen hatte, einen Weg, dessen Ende nun offenbar in Sicht war. Er versuchte ruhig zu bleiben, während er Hofman betrachtete. Der dichte schwarze Bart und die tief in die Stirn geschobene runde Kufi-Kappe verdeckten den größten Teil von Hofmans Kopf, der an den eines Gorillas erinnerte. Kara stopfte sich eine halbe Handvoll Ibuprofen-Tabletten in den Mund und spülte sie mit Alkohol hinunter.
    Das Rauschen in dem Büro wurde lauter, als Hofman die Klimaanlage einstellte. »Vielleicht ist es am einfachsten, wenn ich mit dem Anfang beginne. Mit Finnland. Globeguide von Fennica, die Abschussrampe von Wartsala und der wegweisende neue Metallkompositwerkstoff von Finnsteel sind Erzeugnisse, die ich … die Sibirtek bestellt hat. Unser Forschungsprogramm ist so umfassend, dass wir zwangsläufig einen großen Teil der technischen Innovationen, die wir benötigen, bei verlässlichen Zulieferern bestellen müssen. Einige Komponenten der Rakete von Kenia wurden also in Finnland hergestellt, andere in Deutschland, Belgien, Tschechien …«
    Kara nahm einen Schluck Becherovka, während Hofman fortfuhr.
    »Wir haben die Raketen dem Sudan oder vielmehr Rashid Osman verkauft, weil ihre technischen Innovationen – das Ramjet-Scramjet-Hybridtriebwerk, der Treibstoff aus polymerem Stickstoff, das Steuerungssystem, die Eigenschaften des Metallkompositwerkstoffs der Raketenhülle, die Geschwindigkeit – auch in der Praxis getestet werden mussten.«
    »Für wen habt ihr die Rakete entwickelt? Für die USA, Russland,China? Hängt das Raketenprojekt irgendwie mit dem Raketenschild der USA oder dem Raketenabwehrsystem Russlands oder generell dem Wettrüsten zusammen?«, fragte Kara.
    »Die Raketen hängen mit der Kriegsführung der Zukunft zusammen, aber über dieses Thema werde ich mit dir nicht ausführlicher sprechen. So viel kann ich jedoch sagen: Die wichtigsten Innovationen der Rakete, das in Deutschland entwickelte Triebwerk und das aus Belgien gelieferte Treibstoffsystem, werden die Zukunft sowohl der Kriegsführung als auch der Raumfahrt revolutionieren.«
    »Die Zukunft von Ewan Taylor und ein paar anderen Menschen haben sie jedenfalls schon revolutioniert.«
    Hofman reagierte nicht auf den Einwurf. »Der Witwenmacher lieferte die Raketenteile aus verschiedenen Ländern in den Sudan, unsere Experten montierten die Raketen in der Nähe von Khartoum und übergaben sie dem Zweiten Vizepräsidenten des Sudan, Rashid Osman, und dem Befehlshaber der Armee, Mustafa al-Nuri. Wir hätten wirklich nicht mit dem Sudan kooperiert, wenn uns bekannt gewesen wäre, wie sie die Raketen einsetzen wollten.«
    »Du sprichst also von Sibirtek?«, fragte Kara, um sich zu vergewissern.
    Hofman schniefte leicht, und seine Mundwinkel zuckten. »Keineswegs. Sibirtek ist nur ein Organ für unsere Aktivitäten in Finnland, eine kleine Schraube in einem gewaltigen Mechanismus. Tarnorganisationen wie Sibirtek gibt es weltweit Dutzende.«
    Hofman klopfte mit dem Fingernagel auf den Lauf der Pistole, einer CZ-TT. »Doch zurück zum Thema. Dein Freund Ewan Taylor hat mit Unterstützung meiner eigenen Assistentin Katarina Kraus dafür gesorgt, dass wir Probleme bekamen. Dann erschienst du auf der Bildfläche, und es gelang dir, dank Kraus, am Leben zu bleiben, und zwar lange genug, um den Kräften, die ich vertrete, sowohl in Finnland als auch hier im Sudan einen Haufen Ärger einzubrocken.«
    Man sah Kara die Verachtung an, die er für den Riesen empfand. Er hielt sich krampfhaft an den Armlehnen des Stuhls fest, um nicht aufzuspringen. »Du hast Ewan Taylor umbringen lassen.«
    »Im Nachhinein ist man immer klüger. Aus heutiger Sicht lässtsich leicht sagen, man hätte in Finnland schneller handeln und Mettälä und Forslund erledigen müssen, bevor du mit ihnen reden konntest. Mettälä wusste zwar nicht viel, aber er hat dich dennoch auf die Spur von Sibirtek gebracht. Und Forslunds Schnitzer waren verhängnisvoll. Ich konnte doch

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