Schwarz
des asiatischen Killers.
Kara schaute zur Decke der Fabrikhalle, als Manas den Oberst aus kurzer Entfernung erst in den Kopf, dann ins Herz schoss. Kafi rannte hinaus. Kara wusste, dass hier nun alles zu Ende ging, Manas würde er nicht einmal durch ein Wunder entkommen. Er hatte sich vor dem Sadisten Baabas gerettet, nur um das Opfer des Profikillers Manas zu werden. Das war der Mann, den er flüchtig im Haus des Witwenmachers und im Hotel »Vaakuna« gesehen hatte. Das war Ewan Taylors Mörder. Und jetzt wusste Kara, dass er Manas auch schon früher einmal gesehen hatte, vor langer Zeit. Rachegelüste erfüllten ihn. Endlich stand er Ewans Mörder von Angesicht zu Angesicht gegenüber.
»Wer von den beiden hat die Handschellen angelegt?«, fragte Manas auf Russisch.
»Warum hat Hofman … sich erschossen?«, antwortete Kara mit einer Frage und zeigte auf Baabas. Er musste in seinem Gedächtnis kramen, um die russischen Wörter zu finden. Woher wusste Manas, dass er russisch sprach?
»Ich habe nach den Ereignissen im Hotel ›Vaakuna‹ den Befehl bekommen, dich nicht mehr zu behelligen. Man hat beschlossen, dich am Leben zu lassen, obwohl du den Behörden helfen kannst, den Ergebnissen von Hofmans Arbeit auf die Spur zu kommen«, sagte Manas. »Hofman hatte vermutlich den Schluss gezogen, dass man ihn beseitigen würde. Schließlich hat er bei fast allem versagt: Die Behörden sind ihm auf die Spur gekommen, er hat die Raketen an den unzuverlässigen Rashid Osman verkauft, und er musste die Experimente in der Fabrik in El Obeid abbrechen. Vielleicht hatte er Angst, dass die Rache für den Misserfolg ein langsamer und schmerzhafter Tod sein würde.«
»Für wen arbeitest du?«
Manas antwortete nicht, sondern drückte Kara ein Satellitentelefon in die Hand und wandte sich zum Gehen. Kara streckte die Hand nach dem Elektrokabel aus, aber die Kette der Handschellen spannte sich, sosehr er seine Hand auch reckte, sie reichte nicht so weit. Manas entfernte sich in aller Ruhe, blieb an der Tür stehen und warf ihm die Schlüssel der Handschellen in den Schoß.
»Ich habe keinen Auftrag, der dich betrifft«, sagte Manas auf Russisch.
Kara schaute dem Killer einen Augenblick hinterher und öffnete dann die Handschellen. Die Rakete würde in einer Viertelstunde starten. Es war höchste Zeit, Betha anzurufen.
***
Die Nachrichtensendung war zu Ende, und Hauptmann Adoum Ramadane schaltete im Norden des Tschad in der Nähe der libyschen Grenze das Satellitenradio aus. Der Start war nicht abgesagt worden, also durfte das Raketenkommando von fünf Mann, das sich wochenlang in dem Gebiet zwischen der Wüste Sahara und dem Tibesti-Gebirge versteckt gehalten hatte, endlich an die Arbeit gehen. Die Soldaten waren die ganze Zeit der unbarmherzigen Hitze ausgeliefert gewesen und hatten das nach Plastik schmeckende Wasser und die Konserven satt, sie wollten nur noch weg aus ihrem kargen und unerträglich stillen Versteck. Elektrische Geräte, Telefone oder Lampen hatten sie nicht benutzen dürfen, es war ihnen sogar verboten, Feuer zu machen. Der einzige erlaubte Kontakt zur Außenwelt waren die Radionachrichten.
Der Kommandeur der Gruppe erteilte Befehle, obwohl jeder Soldat seine Aufgabe genau kannte. Zwei der Männer entfernten die Tarnnetze von der Rakete, und die beiden anderen schalteten die Computer ein, mit denen die Abschussrampe gesteuert und der Marschflugkörper gestartet wurde.
Bald könnten sie die Wüste verlassen.
***
Betha Gilmartin und Clive Grover saßen im Lageraum in der dritten unterirdischen Etage von Legoland und blickten wie gebannt auf das Telefon. Es war grotesk, dass Rashid Osman ihre letzte Chance war. Den Raketenabschuss würde nichts mehr verhindern, aber Osman könnte Hunderte, vielleicht Tausende Menschenleben retten, wenn er das Ziel des Anschlags verriet. Vielleicht könnte man noch evakuieren, zumindest teilweise. Die Mitglieder des Shield-Krisenstabs waren nicht mehr ständig in Bewegung und so unruhig, als hätten sie Quecksilber im Leib. Die Raketenjagd endete mit einer Niederlage. Jetzt konnten sie nur noch voller Angst darauf warten, welcheinen gewaltigen Schaden die in Kürze startende Waffe anrichten würde. Und sich dann auf die Suche nach der nächsten, der dritten Rakete vorbereiten.
Betha Gilmartins Pulsmesser zeigte 132 an, egal welche Entspannungsübung sie im Kopf auch durchging. »Nimm eine bequeme Stellung ein, nutz all deine Sinne, spüre den Atem in deinem Brustkorb,
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