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Schwarz

Schwarz

Titel: Schwarz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Idioten mich festgenommen habt.«
    Baabas schwang seine Hand wie eine Knute, traf Karas Stirn und streckte ihn zu Boden. »Bei uns hier im Sudan sind die gesetzlichen Bestimmungen, wie lange die Sicherheitsbehörden Verdächtige in Gewahrsam behalten können, ziemlich flexibel. Wenn ich es will, wirst du in deiner bequemen Zelle sogar Monate verbringen und darfst dabei mit niemandem reden. Dann werden wir sehen, ob nicht auch du mit der Zeit lernst, dich zu beherrschen.«
    Kara bereute seine unbedachten Worte. Hatte er so schnell vergessen, warum Baabas den Spitznamen
Al-Sikha
trug? Bloß gut, dass der Oberst ihn wenigstens nicht mit einer Eisenstange schlug. Einer der Wachsoldaten half ihm wieder auf den Stuhl, das Blut, das in seinen Mund floss, schmeckte süß. »Ich bin UN-Mitar . . .«
    »Du bist der letzte Mensch, den erst Ewan Taylor und dann der Witwenmacher kurz vor ihrem Tod getroffen haben, und du bist ein viel zu kleines Licht, als dass du dich hier unter Berufung auf deinen Posten bei den UN aus der Affäre ziehen könntest. Dein Laissezpasser-Dokument der UNO ist blau und nicht rot wie bei den großen Chefs, und du besitzt kein Diplomatenvisum. Du unterliegst den Strafgesetzen des Sudan.«
    Baabas hielt den Kopf schräg, beugte sich zu Kara hin und zündete sich in aller Ruhe eine Zigarette an. »Ich habe noch mehr interessanteInformationen über dich. Unter anderem, dass du 1995 in London einen Polizisten so verprügelt hast, dass er ins Krankenhaus musste. Eure Studententruppe hat die Polizei angegriffen, ihr habt Geschäfte geplündert und Autos angezündet. Und warum das alles? Ihr habt protestiert, weil irgendein schwarzer Jugendlicher auf der örtlichen Polizeiwache ins Gras gebissen hat. Lächerlich.«
    »An diesen Krawallen haben weit über hundert Menschen teilgenommen«, sagte Kara, um sich zu rechtfertigen. »Wir dachten, die Polizei hätte Wayne Douglas misshandelt und dabei umgebracht.«
    »Aber bei der Obduktion stellte sich heraus, dass er einen Herzfehler hatte.« Baabas klang amüsiert. »Du hast einen Polizisten krankenhausreif geschlagen und eine Gefängnisstrafe auf Bewährung bekommen, und du musstest gemeinnützige Arbeit leisten.«
    »Das war Notwehr«, erwiderte Kara aufgebracht.
    Baabas lachte und starrte den Verhörten mit geneigtem Kopf an. »Etwa so wie im Haus des Witwenmachers. Du hast dem Mann fast den Kopf abgeschnitten.«
    »Verdammt noch mal, ich bin doch vor dem Mörder geflohen, der Kerl hat mir das Messer in die Hand gestochen. Das Arbeitszimmer des Witwenmachers stand in Flammen und …«
    »Du bist in die Wohnung von Ewan Taylor eingebrochen. Warum? Was hast du dort gefunden?«, fragte Baabas in scharfem Ton.
    »Beweis das mal, du Clown.« Kara hatte den Satz kaum ausgesprochen, da traf ihn ein Schlag am Kopf und erlöste ihn von allen Qualen …
    ***
    Kati Soisalo öffnete auf der Tehtaankatu im Helsinkier Stadtteil Hietalahti die Haustür zu ihrer Anwaltskanzlei in einem alten Backsteinbau, der so groß war wie ein Häuserblock. Sie trat aus dem hellen Licht der Morgensonne in das dämmrige Treppenhaus und stieg hinauf in den zweiten Stock. Im Flur der Kanzlei streifte sie sich schwungvoll die Schuhe von den Füßen und ließ sich in ihren Schreibtischsessel fallen. Das war wieder einer jener Tage, an denen alles vergeblich zu sein schien. Sie betrachtete die unglücklichenKinder, die von den Wänden ihres Büros herabstarrten. Die trostlosen Plakate der Hilfsorganisationen, auf denen Rechte für die Kinder eingefordert wurden, erinnerten sie ständig an Vilma. In diesem Büro konnte sie keinen Augenblick vergessen, was mit ihrer Tochter geschehen war. Und das sollte auch so sein, sie wollte das nicht einmal für einen Moment vergessen.
    Das Signal am Anrufbeantworter leuchtete, am liebsten hätte sie alle Klienten zum Teufel gewünscht, aber was sollte man machen. Sie drückte auf den Knopf.
    »Hier Leo Kara, Tag. Ich arbeite im UN-Büro für Drogen- und Verbrechensbekämpfung UNODC und bin vor kurzem auf Ihren Namen gestoßen, als ich einen Bericht meines Kollegen Ewan Taylor las. Ich würde mich gern mit Ihnen über das von der Fennica AG hergestellte Steuerungssystem Globeguide unterhalten, Sie verstehen sicher, was ich meine. Meine Telefonnummer ist die …«
    Kati Soisalo kritzelte die Nummer rasch auf einen Zettel und wunderte sich, wieso jetzt jemand mit ihr über Globeguide reden wollte. Seit sie dem UNODC den Hinweis auf das Verschwinden des

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