Schwarz
ist. Sie fliegt mit Überschallgeschwindigkeit und so tief, dass die Radaranlagen sie nicht erfassen können. Es gibt keine Möglichkeit, sich dagegen zu schützen. Und ihre Reichweite ist beispiellos, Tausende Kilometer. Diese Rakete erschüttert das strategische Gleichgewicht der Welt auf gravierende Weise. Auch die Raketenschilde der USA, sowohl die derzeitigen als auch künftige, können gegen eine solche Waffe nichts ausrichten.«
»Das brauchen sie auch nicht, wenn es eine amerikanische Rakete ist«, sagte der nationale Koordinator der Terrorismusermittlungen von der Metropolitan Police, was dazu führte, dass sich der Beobachter vom CIA auf seinem Stuhl aufrichtete.
»Ist das eure Erfindung?«, fragte Grover den Amerikaner.
»Alle großen Militärmächte und auch viele etwas kleinere arbeiten an der Entwicklung von Scramjet-Triebwerken«, antwortete der Yankee beruhigend.
»Im Moment existieren in mindestens dreizehn Staaten Scramjet-Forschungsprojekte,und beteiligt sind natürlich auch viele Unternehmen der Rüstungsindustrie der Supermächte: QinetiQ von euch Briten, Energia in Russland und bei uns in den USA Boeing, Lockheed Martin, Orbital Sciences Corporation … Das Scramjet wird auch im Rahmen des Hyper-X-Programms der NASA untersucht, das alternative Energiequellen für Weltraumprojekte der Zukunft entwickelt. Die Vorbereitungen für solch einen technischen Durchbruch müssen Jahre gedauert haben, und die Raketenkomponenten müssen wiederholt getestet worden sein. Es ist unbegreiflich, dass dieses Projekt geheim geblieben ist.«
»Das ist also die erste Rakete ihrer Art?«, fragte der Mann vom MI5.
»Zumindest die Amerikaner und ein britisch-australisches Konsortium haben erfolgreich Tests mit einer Scramjet-Rakete durchgeführt. Aber im Einsatz sind sie bisher nicht. Und die Verwendung von polymerem Stickstoff als Treibstoff ist noch nicht einmal getestet worden, von niemandem«, sagte der Oberst des DIS.
»Was bedeutet das für unsere Ermittlungen?« Grover bemühte sich, der Diskussion eine Richtung zu geben.
»Der Marschflugkörper von Kenia war ein äußerst fortschrittliches, komplexes Hightech-Erzeugnis. Mit ziemlicher Sicherheit haben diejenigen, die diese Rakete konstruierten, sie auch selbst montiert. Es muss also entweder ein Rüstungskonzern der Spitzenklasse sein oder einer der Staaten, die an der Entwicklung eines Scramjet-Triebwerks arbeiten«, antwortete der DIS-Oberst. »Auch in dem Bericht des UNODC wird ja festgestellt, dass der Witwenmacher Ruslan Sokolow die Raketenteile in den Sudan brachte und dort jemandem lieferte, der sie dann montiert hat.«
»Das heißt, irgendeine kleine afrikanische Diktatur wäre nicht imstande, eine solche Rakete aus Einzelteilen zusammenzubauen? Oder die russische Mafia? Die hat sich ja in der ganzen Welt ausgebreitet. Und der Witwenmacher war doch ein Russe«, sagte Grover.
»Ukrainer«, rief jemand.
»Es ist natürlich interessant, dass der Witwenmacher seine Laufbahn als Waffenhändler nach dem Zerfall der Sowjetunion mit Hilfe des russischen militärischen Geheimdienstes GRU begonnen hat«, erklärte der Oberst des DIS und setzte sich hin.
Der Beobachter vom CIA erinnerte daran, dass auch früher schon erstklassige Raketen illegal verkauft worden und so in die falschen Hände gelangt seien. »Zuletzt Anfang des Jahrtausends von der Ukraine nach China und in den Iran.«
Grover rieb sich das Kinn. »Die bestehenden Scramjet-Projekte müssen durchleuchtet werden, das ist jetzt die wichtigste Schiene der Ermittlungen. Wenn man den Hersteller des Marschflugkörpers findet, könnte das den ganzen Fall lösen. Und das Steuerungssystem der Kenia-Rakete? Kommen wir auf diesem Wege demjenigen auf die Spur, der sie abgefeuert hat?«
»Hersteller des Globeguide-Steuerungssystems ist ein Konzern der finnischen Rüstungsindustrie namens Fennica. Gegen die Unternehmensleitung laufen derzeit polizeiliche Ermittlungen. Sie steht unter dem Verdacht, kroatische Behörden beim Verkauf von gepanzerten Truppentransportfahrzeugen im Wert von hundertfünfzig Millionen Dollar bestochen zu haben. Wir haben in Finnland um Amtshilfe ersucht, die Unternehmensspitze von Fennica wird wahrscheinlich schon heute zum Steuerungssystem der Rakete von Nairobi verhört«, teilte der Leiter der SIS-Abteilung für Unterstützungsprozesse mit.
»Was wissen wir sonst noch über die Rakete? Ich bitte um eure Meinungen und Ideen«, sagte Grover, um seine Kollegen anzuspornen.
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