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Schwarz

Schwarz

Titel: Schwarz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Jahren würde eine genaue Diagnose ausführliche und zeitaufwendige Untersuchungen erforderlich machen.«
    Betha legte die Mappe weg und wählte Leo Karas Telefonnummer. »Rate mal, wer hier ist?«
    »Guten Morgen«, sagte Kara, obwohl es in Wien schon Nachmittag war.
    »Da denkt man ja fast an die schlechten alten Zeiten. Es ist dir wieder mal geglückt, den Hintern ins Feuer zu halten. Was zum Teufel ist dort in Khartoum eigentlich passiert?« Betha Gilmartin vertat keine Zeit mit Geplänkel.
    »Wieso wieder mal? Meine Dummheiten von früher kann man doch nicht mit Mord vergleichen. Und mit Mord habe ich zwanzig Jahre nichts zu tun gehabt«, gab Kara zurück und berichtete Betha dann kurz über die Ereignisse in Khartoum, soweit er es sich am Telefon traute.
    »Ich bin hier in London an den Ermittlungen zu den … Geschehnissen in Kenia beteiligt und wollte nur anrufen und mich vergewissern, dass dein Bericht für Gilbert Birou die Wahrheit ist. Die Wahrheitund nichts als die Wahrheit und dass du damit niemanden verladen willst«, sagte Betha.
    »Jedes Wort ist wahr, leider. In zwei Stunden fliege ich nach Finnland in der Hoffnung, noch etwas Neues über Globeguide oder dessen Hersteller herauszufinden. Etwas, was hilft, Ewans Schicksal aufzuklären. Er war mein bester Freund in Winchester, wie du sicher noch weißt.«
    »Warum willst du dich in die Sache einmischen, wenn wir bereits Ermittlungen führen?«
    »Ihr könnt auch nicht alle Fälle lösen«, entgegnete Kara und hoffte, dass Betha seinen Kommentar nicht als Kritik auffasste. Dem SIS war es nie gelungen aufzuklären, wer die Verantwortung für die Ereignisse im Oktober 1989 trug. »Ich habe von Birou nur zwölf Tage Zeit bekommen«, beklagte sich Kara.
    »Genauso viel Zeit verbleibt noch bis zum nächsten Raketenanschlag«, dachte Betha Gilmartin, sagte aber: »Sei vorsichtig, du weißt, zu welch idiotischen Dingen Menschen fähig sind.«
    Sie wechselten noch ein paar Worte, dann verabschiedete sich Kara, weil er seine Tasche packen musste.
    Das Gespräch war zu Ende, noch bevor Betha dazu kam, Leo zu sagen, dass sie sich Sorgen um ihn machte.

11
    Donnerstag, 30. April
    Nicht einmal mehr der Bahnhof sah noch so aus wie damals. Leo Kara stand im Hotel »Vaakuna« am Fenster und dachte darüber nach, ob er den Seitenflügel des Bahnhofsgebäudes neben der Post oder das Dach über den Bahnsteigen früher schon gesehen hatte. In der siebten Etage des »Vaakuna« bot sich eine gute Aussicht auf das Zentrum von Helsinki; es hatte sich ziemlich verändert, seit er vor zwanzig Jahren nach England gezogen war. Verändert hatten sich auch die Menschen, die heutige Jugend wirkte aufgeschlossener und weltoffener als ihre Eltern. Er wusste nicht, zu welcher der beiden Generationen er selbst gehörte. Brite war er jedenfalls nicht geworden, obwohl er jahrelang in London gelebt hatte. Die Muttersprache und die jährlichen Besuche in Finnland sorgten für eine feste Bindung zum Heimatland.
    Seine ersten vier Jahre in England verliefen einigermaßen gut, aber in der Zeit schlug er noch keine Wurzeln in der neuen Heimat. Und der Oktober 1989 änderte schließlich alles. Danach hatte er sich nur sehr selten in England oder Finnland und überhaupt in seinem Leben wohl gefühlt. Im Anschluss an die Jahre der Quälerei in Winchester hatte er wie ein Vagabund mal in diesem und mal in jenem Land gelebt und oft die Wohnung gewechselt. Sein Vormund, Onkel Lionel, hatte, ohne ihn zu fragen, 1991 die Londoner Wohnung seiner Eltern verkauft, und das war auch gut so. Er hatte nie Interesse daran gehabt, den Erinnerungen in diesen Räumen zu begegnen. Manchmal interessierte ihn überhaupt nichts.
    Kara warf einen Blick auf die Uhr, es war kurz nach sieben, er beschloss, sich anzuziehen. Das würde ein hektischer Tag, er wollte sowohl Fennica als auch der Zentrale der Kriminalpolizei und der SUPO einen Besuch abstatten.
    Für sein Frühstück mit Kaffee und Roggenbrot im Panoramarestaurantdes »Vaakuna« in der neunten Etage brauchte Kara nur eine Viertelstunde, dann bestieg er in dem Gedränge von Menschen, Bussen und Autos auf dem Platz neben dem Bahnhof, dem Elielinaukio, ein Taxi.
    »Aha, zu Fennica soll’s gehen, derzeit erfährt man ja an jeder Ecke, in jedem Radiosender, in jeder Zeitung und auf allen möglichen Enthüllungskanälen was Neues über das Unternehmen. Anscheinend haben die Jungs ihr eigenes Geld und das der Firma ganz schön durcheinandergebracht. Aber so ist das

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