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Schwarz

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Titel: Schwarz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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nun mal, Spielertypen geht das Geld nie aus, und wenn doch, dann nehmen sie eben das von anderen. Nach dem, was man im Fernsehen so sieht, ist der Direktor von Fennica auch nicht grade eine große Leuchte, höchstens eine 15-Watt-Birne«, erzählte der grauhaarige Fahrer mit Lederjacke und Sonnenbrille, um ein Gespräch in Gang zu bringen.
    »Ich arbeite im Ausland, da kann man die Geschehnisse zu Hause nur schlecht verfolgen«, erwiderte Kara, obwohl er täglich die »Helsingin Sanomat« las und sich im Internet oft die finnischen Nachrichten und Sendungen zu aktuellen Themen anschaute.
    »Allmählich machen sich diese ausländischen Sitten auch bei uns breit, früher hat man hier niemanden bestochen. Andererseits, wer weiß, vielleicht hat sich anno dazumal bloß keiner getraut, drüber zu reden, weil ja unsere ›Hausrussen‹ in der Botschaft des Großen Bruders schon große Ohren bekamen, wenn irgendwo jemand auch nur gehustet hat.«
    Der Taxifahrer wartete vergeblich auf eine Antwort des Fahrgastes.
    »Ein astreines Wetter ist das wieder im April, wenn’s nach mir ginge, sollte es lieber im Sommer heiß sein. Letztes und vorletztes Jahr war’s im Mai warm und dann im Sommer kalt.«
    Der Kunde gab immer noch keinen Kommentar ab, also kam der Fahrer zu dem Schluss, dass der Mann anscheinend nicht in Plauderstimmung war. Er schaltete das Radio ein.
    Kara betrachtete die Gegend, dieser Teil von Ruoholahti stand für das neue Helsinki. Als das alles gebaut wurde, lebte er schon in England. Finnland war in rasantem Tempo reicher und urbaner geworden. Der Fahrer bog in die Itämerenkatu ein, und Kara versuchteauszumachen, wo hier einst das Gebäude des »Lepakko«-Klubs gestanden hatte. In den achtziger Jahren hatten die Schüler der Unterstufe wilde Geschichten über die Partys im »Lepakko« gehört und ihre Eltern offensichtlich auch. Bei ihm zu Hause jedenfalls hatte man den Klub als Lasterhöhle und Drogennest gebrandmarkt, obwohl er einer der ganz wenigen Orte in Helsinki war, wo Nachwuchsmusiker üben und ihre ersten Konzerte geben konnten und junge Leute nach ihren eigenen Vorstellungen zusammen sein durften.
    Das moderne Bürogebäude der Fennica AG stand in Ruoholahti am Tammasaarenranta direkt neben der Kabelfabrik. Kara meldete sich am Empfang und setzte sich im Foyer auf ein Ledersofa. Es wäre ihm lieber gewesen, erst zur Kriminalpolizei und zur SUPO zu gehen, aber dem Geschäftsführenden Direktor von Fennica hatte nur ein Termin um acht Uhr morgens gepasst.
    »Leo Kara?«, fragte eine lebhafte Frau. Sie stellte sich als Sekretärin des Direktors vor und führte ihn in einen Raum im obersten Geschoss. Der Ausblick auf die Bucht Lauttasaarensalmi war toll, und das Arbeitszimmer des Direktors erinnerte an Bilder aus einer Zeitschrift für Innenarchitektur.
    Veli-Pekka Valo sah erholungsbedürftig aus. Offensichtlich nahm er Aufputschmittel, um die Müdigkeit zu unterdrücken, die Pupillen des kleinen, glatzköpfigen Manns waren stecknadelkopfgroß. Kara gab dem Direktor die Hand, setzte sich auf ein rotes Sofa und öffnete seine uralte Aktentasche.
    »Wie du sicher verstehen wirst, erleben wir hier bei Fennica stürmische Zeiten. Auch ohne dieses ständige Gerede von Bestechung gäbe es mehr als genug Arbeit. Fennica ist schließlich nach finnischen Maßstäben ein ziemlich großes Unternehmen, unser Umsatz liegt bei über zwei Milliarden Euro. Ich habe für dich nur deswegen ein paar Minuten in meinem Terminkalender freigeschaufelt, weil du nicht über die Ermittlungen wegen Bestechung, sondern über Globeguide reden willst. Das ist unsere Zukunft, dieses Projekt darf auf gar keinen Fall mit diesen Verdächtigungen in einen Topf geworfen werden. In Hinsicht auf Globeguide ist Fennica selbst das Opfer eines Verbrechens, die einzigen voll funktionsfähigen Prototypenvon Globeguide sind nämlich verschwunden. Wir haben das schon vor über einer Woche bemerkt, aber gehofft, sie wieder aufzutreiben … irgendein menschliches Versagen … die können ja wohl nicht einfach so verschwinden … und wir wollen nicht schon wieder von den Medien in die Mangel genommen werden … Auch die Leute von der Zentrale der Kriminalpolizei waren gestern hier und haben nach Globeguide gefragt, eines der Systeme wurde angeblich irgendwo zerstört aufgefunden … mehr haben sie nicht gesagt. Ob ich Ruslan Sokolow kenne, den Witwenmacher, wollten sie wissen, du lieber Himmel, das ist doch einer der übelsten Halunken der Welt,

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