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Schwarz

Schwarz

Titel: Schwarz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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seine Uhr. »Wollt ihr euch noch einmal treffen?«
    »Das geht dich nichts an«, erwiderte sie barsch.
    »Muss ich dich erst wieder motivieren? Willst du, dass ich irgendwelche angenehmen Ermittlungen gegen dich einleite, am besten solche, die schön lange dauern und deinen Ruf ruinieren, egal, was dann dabei herauskommt? Bestechung im schweren Fall, wie hört sich das an, das ließe sich im Handumdrehen organisieren.«
    Dieser Mann war ein Ungeheuer, ein Schwein, ein psychisch kranker Soziopath … Kati Soisalo wusste genau, dass Jukka Ukkola zu allem fähig war, aber mit seiner Unverschämtheit schaffte er es trotzdem immer noch, sie aus dem Gleichgewicht zu bringen.
    »Wenn du Kara noch mal triffst oder von ihm hörst, gib mir Bescheid. Ich will alles wissen, was er sagt oder tut. Das ist wichtig.«
    »Gut, aber nur unter der Bedingung, dass du mir sagst, wer das andere finnische Unternehmen ist, dessen illegale Waffengeschäfte die KRP untersucht.« Kati Soisalo wollte es zumindest versuchen.
    »Pack deine Siebensachen zusammen, zieh wieder bei mir ein und mach die Beine breit, dann regelt sich alles von selbst«, entgegnete Ukkola, warf die Gabel auf den Couchtisch und verließ die Kanzlei.
    Kati Soisalo ließ sich der Länge nach aufs Sofa fallen. Wenigstens wagte er nicht mehr, über sie herzufallen, seit sie sich im letzten Herbst gegen einen besonders handgreiflichen Annäherungsversuch zur Wehr gesetzt und ihm dabei zwei Finger gebrochen hatte. Von den Freizeitbeschäftigungen, die sie in ihrer Verzweiflung nach dem Verlust ihrer Tochter angefangen hatte, war nur das Training in der Selbstverteidigungstechnik Krav Maga übrig geblieben. Das half, Aggressionen abzubauen. Und der Gedanke tat gut, dass sie imstande wäre zu handeln, wenn sie irgendwann diejenigen finden würde, die für Vilmas Schicksal verantwortlich waren.
    Die Vorstellung, dass Jukka Ukkola ihr Exmann war, empfand sie als unerträglich. Wie zum Teufel konnte ihr so eine Fehleinschätzung unterlaufen, wie war es möglich, dass sie einen Wahnsinnigen in ihr Leben gelassen hatte? Sie stellte sich diese Frage einmal mehr, obwohl sie die Antwort kannte. Gleich zu Beginn der Beziehung war sie schwanger geworden. Jukkas krankhafte Charakterzüge waren zwar von Anfang an spürbar gewesen, aber sie hatte sich leider nicht von ihrem Instinkt leiten lassen. Immerhin bekleidete er ein anspruchsvolles Amt, war in seinem Beruf anerkannt und konnte sich, wenn er wollte, normal, ja sogar liebenswürdig verhalten, wie vermutlich die meisten Psychopathen. Und als sie endlich begriff, was für ein Mann Jukka Ukkola tatsächlich war, und die Beziehung beenden wollte, wurde ihr Leben zur Hölle. Ukkola brauchte nicht weiter zu schauspielern und versuchte auch gar nicht mehr, seine Aggressionen zu zügeln.
    Vor zwei Jahren war sie während einer seiner Auslandsreisen mit Vilma in eine Zweizimmerwohnung gezogen. Danach wurde sie für Ukkola zu einer Zwangsvorstellung, er bedrängte sie, die Beziehung fortzusetzen, und benahm sich krankhaft eifersüchtig. Noch vor einiger Zeit tauchte er immer auf, wenn sie sich mit irgendeinem ihrerBekannten traf. Das geschah so oft, dass es keinesfalls reiner Zufall sein konnte, sie vermutete, dass Ukkola entweder in ihr E-Mail-Fach eingebrochen war oder gesetzwidrig ihre Telefongespräche abgehört hatte.
    Jetzt musste sie einen kühlen Kopf bewahren, gegen einen Psychopathen wie Ukkola konnte man nur mit Schlauheit etwas ausrichten, alles andere hatte sie schon versucht: Sie hatte vor Wut geschrien und getobt, die Schlösser sowohl in der Kanzlei als auch zu Hause auswechseln lassen, sich mit Gewalt zur Wehr gesetzt, eine Anzeige erstattet und ein Annäherungsverbot erwirkt. Die Strafanzeige wegen schweren Hausfriedensbruchs war auf dem Tisch eines seiner Bekannten gelandet, und am Ende stand die Entscheidung, keine Anklage zu erheben. Angeblich reichte die Beweislage dafür nicht aus, obwohl sie zwei ihrer Nachbarn als Zeugen benannt hatte. Nach diesem Manöver tauchte Ukkola nachts um drei bei ihr zu Hause auf und machte ihr klar, dass er ihrer Schwester und ihren Eltern Schaden zufügen würde, wenn sie sich irgendwann noch einmal an die Behörden wandte. Und als sie dann beim Amtsgericht gegen ihn ein Annäherungsverbot beantragt hatte, löste er sein Versprechen ein. Sogar für eine Juristin war es schwierig, gegen den Chef der Hauptabteilung der Zentrale der Kriminalpolizei anzukämpfen, vor allem weil der Mann sich

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