Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarz

Schwarz

Titel: Schwarz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
Vom Netzwerk:
gedacht, Karas Zimmernummer schon im Büro herauszufinden, so brauchte er sich nicht an der Rezeption des Hotels »Vaakuna« sehen zu lassen. Er ging durch das Restaurant »Casa Largo« hindurch, die Treppe hinauf zu den Hotellifts und fuhr in die siebte Etage. Als die Tür aufging, warf er schnell einen Blick hinauf zur Decke und lief dann mit gesenktem Kopf an der Wand entlang, um nicht von den Überwachungskameras erfasst zu werden. Nach kurzem Suchen fand er das Zimmermädchen und war nahe daran, die Nerven zu verlieren, als die Frau fünfhundert Euro dafür verlangte, dass sie ihm die Universalschlüsselkarte für fünf Minuten auslieh. Die Habgier mancher Leute kannte keine Grenzen.
    In Karas kleinem Hotelzimmer entdeckte er nichts Bedeutsames, er hatte es innerhalb weniger Minuten vom Fußboden bis zur Deckedurchsucht. Nur Kleidungsstücke, ein Beutel Kartoffelchips, eine Flasche Linie-Aquavit, ein zerlesenes Taschenbuch von Jo Nesbø und Waschutensilien. Ukkola holte aus seiner Hosentasche eine kleine Plastiktüte mit einem farblos glänzenden, kristallartigen Pulver hervor. Er würde dafür sorgen, dass der nächste Polizist, der dieses Zimmer betrat, etwas Interessantes fand – einen Beutel mit einhundert Gramm Metamphetamin, festgeklebt im Wasserbehälter der Toilette.
    Dann würde auch Leo Kara einsehen, dass es besser war, Jukka Ukkola gegenüber nicht ausfällig zu werden.

14
    Sonnabend, 2. Mai
    Kati Soisalo wartete darauf, dass die Zitronen-Nuss-Spinat-Pasta in der Mikrowelle ihrer Kanzlei warm wurde, und ließ ihr Gespräch mit Leo Kara Revue passieren. Sie wusste nicht mehr, wann sie das letzte Mal an ihre Jahre bei Fennica gedacht hatte. Reisen an exotische Orte, Flüge in der ersten Klasse, Fahrten mit Taxis oder Limousinen in Fünfsternehotels, Luxusdinner in Spitzenrestaurants, Werbegeschenke im Wert von mehreren hundert oder gar tausend Euro und das gute Gehalt hatten über Jahre garantiert, dass sie zufrieden war. Erst als sie Jukka Ukkola kennengelernt und später Vilma verloren hatte, wurden ihr die Augen geöffnet.
    Die Mikrowelle piepte, Soisalo holte den Teller mit der Pasta aus der Kochnische und setzte sich in ihren Sessel.
    »Aha, man verbringt auch die Mittagspause am Arbeitsplatz, anscheinend brauchst du mal Urlaub«, sagte eine Männerstimme in ihrer Kanzlei.
    Kati Soisalo erschrak so heftig, dass ihr Teller fast umkippte. Sie sprang auf und erblickte ihren schadenfroh grinsenden Exmann. »Du hirnverbrannter Idiot, wie bist du hier reingekommen! Wie oft muss ich die Schlösser noch auswechseln lassen?«
    Der Leiter der Hauptabteilung der KRP setzte sich aufs Sofa und angelte mit der Gabel nach Nudeln, die auf den Tisch gefallen waren. »Ruf doch die Polizei.«
    Kati Soisalo nahm den Brieföffner und drückte Ukkola die Klinge so kräftig an den Hals, dass ein Blutstropfen auf der Haut zu sehen war. »Was glaubst du, wie lange ich mir das noch gefallen lasse. Du bist krank, du gehörst in Behandlung!«
    Ukkola tat nichts, wodurch sich die Situation entspannt hätte, er wartete, ohne sich zu rühren, bis Soisalo losließ, und aß dann weiter von der Pasta. »Dein Problem ist, dass du deine Verwandten zu sehrmagst. Ich weiß, dass du nicht wagen wirst, irgendetwas zu unternehmen, solange ich imstande bin, mich an deiner Familie zu rächen.«
    Kati Soisalo hatte das Gefühl, vor Wut den Verstand zu verlieren. Dieser Irre, der wie ein Dobermann aussah, machte sie wahnsinnig. »Verflixt noch mal, ich werde diese Gespräche aufnehmen und an irgendeine psychiatrische Klinik schicken.«
    »Nun beruhige dich doch. Dieses Mal bleibe ich nicht lange, auch wenn ich es gern möchte, und ich habe ausnahmsweise auch ein Anliegen.«
    Kati Soisalo öffnete das Fenster und atmete die fünfzehn Grad warme Frühlingsluft tief ein. Es dauerte lange, bis sie sich wieder unter Kontrolle hatte.
    »Ich habe gehört, dass ein Trottel von den UN namens Leo Kara vorhat, dich zu besuchen. War er schon hier?«, fragte Ukkola.
    Kati Soisalo schloss das Fenster und setzte sich aufs Sofa. »Kara versucht nur zu klären, wie die von Fennica hergestellten Globeguide-Prototypen in den Sudan gelangt sind.«
    »Was hast du ihm gesagt?«
    »So gut wie nichts. Die Globeguides sind erst kürzlich verschwunden, und ich habe schon vor über einem Jahr bei Fennica aufgehört. Über die Anfangsphase des Globeguide-Projekts habe ich ihm das erzählt, was mir noch einfiel, aber das wird kaum weiterhelfen.«
    Ukkola schaute auf

Weitere Kostenlose Bücher