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Schwarz

Schwarz

Titel: Schwarz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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nicht im Geringsten um jene Gesetze scherte, für deren Einhaltung er von Amts wegen hätte eintreten müssen.
    Kati Soisalo hatte Angst um ihre Familie, und das aus gutem Grund. Im letzten Frühjahr hatte Ukkola jemanden dafür bezahlt, ihre Schwester zu misshandeln. Er kannte Dutzende Gewaltverbrecher, die dem Chef der Hauptabteilung der KRP gern einen Gefallen taten, natürlich in der Hoffnung auf eine Gegenleistung. Zwar kannte sie durch ihre Arbeit auch Leute eines besonderen Kalibers, von Mitgliedern einer Motorradgang bis hin zu Berufsverbrechern, und hatte in ihrer Wut manchmal mit dem Gedanken gespielt, jemandem Geld dafür zu geben, dass er Ukkola verprügelte. Doch wenn sie wieder zur Ruhe gekommen war, hatte sie die Idee stets verworfen. Denn sie wusste nicht, ob sie mehr Angst davor hatte, dass man ihr auf die Spur käme oder Ukkola sich rächte oder dass sie mit solch einer Tat nicht leben könnte.
    Kati Soisalo fühlte sich ungewöhnlich entschlossen. Der Zeitpunkt war gekommen, sich die Tatsache einzugestehen, dass sie mit legalen Mitteln nichts gegen Jukka Ukkola ausrichten konnte. Lange genug hatte sie sich die Sache durch den Kopf gehen lassen, jetzt war sie bereit zum Schritt auf die andere Seite des Gesetzes. Sie würde Jonny um Hilfe bitten. Vielleicht gelang es einem Cracker der Spitzenklasse, Informationen zu beschaffen, mit denen sie Jukka Ukkola bezwingen könnte.
    Vielleicht war dann endlich Schluss mit dieser Hölle.
    ***
    Jonny Karlsson lag auf der Seite, sein Glied hing schlaff herab und ruhte auf Katis Schenkel. Sie hatten noch nicht viele Worte gewechselt, obwohl Kati Soisalo schon seit über einer Stunde bei ihm war. Jonny legte die Hand auf Katis Brust und ließ sie langsam zum Nabel gleiten.
    »Oma kann nicht mehr, Schatz, auch wenn sie gern möchte«, sagte Kati Soisalo und zog ihn an seinen Locken.
    Jonny lachte. »Red nur weiter. Wenn ein Mann etwas Unanständiges zu einer Frau sagt, dann gilt das als Belästigung, wenn aber eine Frau unanständige Dinge zu einem Mann sagt, dann kostet das fünf Euro pro Minute plus Ortsnetzgebühr.«
    Kati Soisalo stand auf und räkelte sich genüsslich.
    »Als ich jünger war, habe ich gedacht, dass alle Frauen jenseits der dreißig überreif sind. So kann ein Mann sich irren«, überlegte Jonny laut.
    »Als du jünger warst. Na hallo, du bist einundzwanzig«, erwiderte Kati Soisalo und ging duschen. Sie hatte Sex mit einem Mann, der vierzehn Jahre jünger war als sie, empfand deswegen jedoch keinerlei Schuldgefühle, im Gegenteil. Warum sollten nicht auch Frauen »ein Spielzeug« haben so wie die Männer?
    Sie hatten sich im letzten Winter kennengelernt, als Kati Jonnys Verteidigung in einem Prozess übernommen hatte. Auf den ersten Blick wirkte der langhaarige, schmächtige junge Mann, der in einem zu weiten Trainingsanzug Ski fuhr, alles andere als anziehend, aber allmählich stellte sich heraus, dass der ehemalige Jugendmeister imSchwimmen nicht nur gut gebaut war, sondern auch außergewöhnlich intelligent. Der politisch aktive Jonny war kurz vor dem Ende der Amtszeit von Präsident Bush in das Datensystem des Pentagon eingebrochen, hatte seinen Absturz und geringe Schäden verursacht und eine Nachricht hinterlassen:
     
    Die gegenwärtige Außenpolitik der USA unterscheidet sich überhaupt nicht vom Terrorismus. Schluss mit den willkürlichen Verhaftungen, Einkerkerungen und Folterungen! Euer System ist heute nicht versehentlich abgestürzt. Ich bin P@r@noid und werde so lange Störungen in den wichtigsten Datensystemen der US-Regierung verursachen, wie das Gefängnis in Guantánamo weiter genutzt wird.
     
    Das Datensystem eines der wichtigsten Militärobjekte der Welt zu cracken war eine beachtliche Leistung. Der arme Jonny wollte natürlich auch den Ruhm für sein Kunststück ernten und benutzte deshalb in der Nachricht seinen Crackernamen P@r@noid. Das wurde ihm zum Verhängnis. Den US-Behörden gelang es, ihm mithilfe seines Spitznamens, seines »Nicks«, auf die Spur zu kommen. Ihm wurde in Finnland der Prozess gemacht, das Urteil lautete: sechzig Tage Gefängnis auf Bewährung. Doch damit waren Jonnys Probleme noch nicht ausgestanden. Die US-Behörden stellten einen Auslieferungsantrag, und nun drohten dem Jungen im Höchstfall achtzig Jahre Haft in einem amerikanischen Gefängnis. Laut Anklageschrift hielten es die Yankees für möglich, dass Paranoid im Auftrag einer Terrororganisation in die Datensysteme der

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