Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarz

Schwarz

Titel: Schwarz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
Vom Netzwerk:
aber merkwürdigerweise auch mochte.«
    »Was für ein Verhältnis hattet ihr? Oder habt ihr?«
    »Dreimal darfst du raten. Ich habe Mettälä durch Finanzverträge nach dem Prinzip ›sale and lease back‹ ein Millionenvermögen beschafft«, brüstete sich Kati Soisalo und sah, wie Kara die Augenbrauen hochzog.
    »Mettälä nahm bei Fennica einen Bullet-Kredit über fünfhunderttausend Euro auf, der drei Jahre danach fällig wurde. Mit dem Geld kaufte er die Villa ›Levin‹, die der Firma gehörte, und vermietete sie an Fennica. Gemäß Mietvertrag fielen innerhalb von drei Jahren genau fünfhunderttausend Euro Mieteinnahmen an. Damit hat Mettälä drei Jahre später einfach den Kredit für seine Villa zurückgezahlt. Praktisch, nicht? Der vereinbarte Preis lag natürlich so nahe am tatsächlichen, dass an dem ganzen Konstrukt nichts gesetzwidrig war. Und die Villa ›Levin‹ war nicht das einzige Geschäft dieser Art. Mettälä ist mir in nicht geringem Maße zu Dank verpflichtet. Undman darf auch nicht vergessen, dass ich ein paar Dinge von ihm weiß, über die er garantiert keine reißerischen Schlagzeilen in der Boulevardpresse lesen möchte.«
    Kara lachte. »Möchtest du morgen mitkommen, wenn ich Mettälä treffe, möglicherweise ist er aufgeschlossener, wenn du dabei bist. Ich zahle natürlich dein normales Honorar.«
    »Ich suche mir meine Mandanten, wie gesagt, nicht nach ihrer Zahlungsfähigkeit aus. Aber wenn ich der UNO helfen kann, komme ich gern mit.«
    ***
    Der Leiter der Hauptabteilung der KRP, Kriminaloberinspektor Jukka Ukkola, fuhr auf der Tehtaankatu mit deutlich überhöhter Geschwindigkeit und hoffte, dass ihn irgendein Polizeianwärter mit vor Aufregung zitternden Händen stoppte. Er war verärgert und hatte Lust, seine Wut an irgendjemandem auszulassen. Am allerwenigsten brauchte er in seinem Leben jetzt zusätzliche Störfaktoren, und genau das war dieser Leo Kara vom UNODC. Ausgerechnet in einem kritischen Moment musste dieser Kerl auf der Bühne erscheinen und den Problemfall Fennica und Globeguide ans Licht zerren. Seit sich der britische SIS für Fennica interessierte, hatte Ukkola alle Hände voll zu tun, um die Ermittlungen zu steuern. Sie durften keinesfalls so ausgeweitet werden, dass die Kriminalisten denen auf die Spur kamen, die wirklich die Entscheidungen trafen.
    Vor dem Olympia-Terminal sprang die Ampel auf Grün, und Ukkolas schwarzer Volvo schoss los in Richtung Esplanade. Mit einem Schachzug würde er seine Position verbessern und zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Er hatte die Absicht, Leo Kara unschädlich zu machen, bevor der beim Kramen in den Angelegenheiten von Fennica etwas herausfand. Und zugleich würde er einen potentiellen Konkurrenten eliminieren: Kara war soeben zu einem Treffen mit Kati gegangen, und der durfte man nicht trauen. Faktoren, die eine Bedrohung darstellten, sollte man genau wie Konkurrenten ausschalten, sobald sie auf dem Spielfeld erschienen.
    Schon als er in den Siebzigern frierend auf der Auswechselbank der Eishockeymannschaft von »Karakallion Pallo« saß, hatte JukkaUkkola gelernt, dass jeder Mensch gut beraten war, sich auf das zu verlegen, wofür er eine Begabung hatte. Sportliches Talent besaß Ukkola wahrlich nicht, seine Begabung lag vielmehr in einer komplizierten Kombination vieler verschiedener Charakterzüge. Kurz gesagt, er hatte die Fähigkeit, sich das zu beschaffen, was er haben wollte. Er war ein Meister im Lügen, im Manipulieren von Menschen, im Erfinden und Einsetzen von Droh- und Bestechungsmitteln. Und vor allem war er nahezu ausnahmslos schlauer als seine Opfer.
    Seine Begabungen sollte ein Mensch auch nutzen, sonst trat er im Treibsand des Lebens auf der Stelle, so wie sein Vater, ein Polizeihauptwachtmeister. Der hatte Angst gehabt, Entscheidungen zu treffen, Erfolg zu haben, beruflich voranzukommen, mit anderen zu konkurrieren, er hatte alles, das Leben überhaupt, gefürchtet. Sein Vater war all die Jahre farblos und geruchlos gewesen wie eine verblasste Erinnerung. Nie hatte ihn irgendjemand wirklich wahrgenommen, geschweige denn gemocht. Die Vorgesetzten mieden ihn, seine Frau beschimpfte ihn als Schwächling, und anscheinend hatte auch der Vater selbst seinem Leben keinen sonderlich hohen Wert beigemessen, denn am 22. Mai 1983 hängte er sich auf. Eine Woche vor Ukkolas Abiturfeier.
    Er stellte seinen Wagen auf dem Parkplatz der Post ab und zahlte ausnahmsweise die Parkgebühr. Zum Glück hatte er daran

Weitere Kostenlose Bücher