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Schwarz

Schwarz

Titel: Schwarz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Monat zweihundert Sklaven, zahlte das Zehnfache des Werts und holte die Ware mitten in der Nacht in der Wüste ab? Der Käufer antwortete nicht.
    »Sie wissen doch, dass ich für den sudanesischen Staat arbeite. Wenn ich will, finde ich Ihren Zielort leicht heraus«, hakte Baabas nach.
    Der bärtige Hüne schaute ihn mit besorgter Miene an. »Damitwären wir fertig für heute. Wenn ich es recht verstehe, sind unsere Geschäfte für Sie äußerst einträglich. Bei mir zu Hause sagt man, dass man die Kuh, die Milch gibt, nicht schlachten sollte.«
    »Und in welcher Gegend sind Sie zu Hause?«, fragte Baabas, erhielt aber wieder keine Antwort.
    »Seien Sie unbesorgt, ich habe nicht die Absicht, Ihnen Probleme zu bereiten«, versicherte Baabas. »Unsere Abmachungen sind eben nur so speziell, dass sie zwangsläufig Fragen aufwerfen.«
    Der Mann mit dem schwarzen Bart wechselte mit seinen Helfern ein paar Worte in einer Sprache, die Baabas nicht erkannte, gab ihm die Hand und rief im Weggehen: »Bis zu unserem Treffen am ersten Sonntag im Juni.«
    Dann verschwanden die Lastkraftwagen mit den Sklaven in einer Staubwolke in Richtung Westen, und Abu Baabas hatte zum ersten Mal seit langem das Gefühl, am kürzeren Hebel zu sitzen.

17
    Montag, 4. Mai
    Mit Hosen und allein auf dem Sofa in Kati Soisalos Kanzlei, nur leichte Kopfschmerzen, ein schlechter Geschmack im Mund, aber nicht anders als sonst, auf dem Couchtisch bloß zwei halb leere Gläser, und es war auch erst früh um acht. Er und Kati Soisalo hatten sich also nicht zu Dummheiten hinreißen lassen, schlussfolgerte Leo Kara leicht enttäuscht. Die Ereignisse vom späten Abend waren völlig aus seinem Kopf verschwunden, obwohl er in keiner Phase beidhändig getrunken hatte. Diese krassen Aussetzer seines Gedächtnisses verwunderten ihn. Vermutlich war die Kopfverletzung schuld daran, ihre Symptome zeigten sich auf ganz unterschiedliche und sehr eigenartige Weise. Bildete er sich das nur ein, oder hatte er sich mit Kati Soisalo bis in die frühen Morgenstunden äußerst kultiviert unterhalten? Kultivierter, als er es sich zugetraut hätte. Kara hatte das Gefühl, ein Sonderling zu sein, als ihm klar wurde, dass er Kati Soisalo deshalb mochte, weil sie einiges durchgemacht hatte und genauso ruhelos wirkte wie er.
    »Morgen! Ich wollte dich gerade wecken, in einer Stunde musst du bei der KRP sein. Im Badezimmerschrank liegen Handtücher, falls du duschen willst. Und der Kaffee ist fertig. Du solltest dich beeilen, im Berufsverkehr braucht man eine Dreiviertelstunde bis nach Tikkurila«, sagte Kati Soisalo, musterte ihren Übernachtungsgast und setzte sich schließlich neben ihn.
    »Weshalb sind wir gestern noch hierher in die Kanzlei gefahren?«, fragte Kara.
    »Irgend so eine nächtliche Schnapsidee«, erwiderte Kati Soisalo müde und nachdenklich.
    »Was glaubst du, was mit Mettälä passiert ist?«, fragte Kara ganz unvermittelt, als ihm die Ereignisse des Vortages wieder einfielen. »Du kanntest ihn doch gut.«
    »Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass Otto das … selbst getan haben soll«, sagte Kati Soisalo mit schmerzlichem Gesichtsausdruck. »Es ist überhaupt schwer, sich vorzustellen, dass jemand dazu imstande ist. Du hast doch das Messer gesehen? Warum hat er sich nicht die Pulsadern aufgeschnitten?«
    »Ein Messerstich ins Herz ist eine schnelle Methode, wenn jemand gehen will«, konstatierte Kara und kaute an der Lippe. Er hatte seinerzeit die Vor- und Nachteile der verschiedenen Selbstmordarten sehr genau eruiert.
    Kati Soisalo stand am Fenster in Richtung Munkkisaari und schaute auf das riesige Industriegelände von STX Europe. Beherrscht wurde das Bild von einem halb fertigen Kreuzfahrtschiff, das so groß war wie ein umgekipptes Hochhaus. »Übrigens hat auch diese Werft einmal Wartsala gehört.«
    »Wir reden später weiter, ich muss jetzt los«, sagte Kara und stand auf.
    »Denk daran, dass wir um zwei im Restaurant ›Sea Horse‹ in der Kapteeninkatu das Treffen mit diesem Exmitarbeiter der SUPO haben.«
    ***
    Verglichen mit den Kellerräumen der Polizeiwache
El-Gism al-sharg
in Khartoum erinnerte der Verhörraum im Haus der KRP in Vantaa eher an eine Luxushotelsuite, fand Leo Kara. Der fast eins siebzig große Kriminalinspektor Markus Virta und ein noch nicht einmal dreißigjähriger Kriminalwachtmeister, dessen Name Kara entgangen war, bereiteten das Verhör vor und beschäftigten sich mit der Videokamera und ihren Unterlagen. Kara wunderte

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