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Schwarz

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Titel: Schwarz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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sich, dass Virta so angespannt und ernst wirkte, er behandelte ihn wie einen Kriminellen, obwohl er doch nur über sein Treffen mit Otto Mettälä berichten sollte.
    Endlich räusperte sich Virta und nannte die Namen der Anwesenden. »Bist du einverstanden, dass du gleichzeitig auch verhört wirst, weil du unter dem Verdacht eines schweren Drogenvergehens stehst? Ich konnte dir das nicht vorher mitteilen, da ich das auch selbst erst heute Morgen erfahren habe. Wenn du mit dem Verhör einverstanden bist, hast du das Recht, einen Anwalt zu rufen.«
    Spontan musste Kara an einen Artikel denken, den er kürzlich gelesen hatte. Darin ging es um den Sekundenschlaf, bei dem der Mensch einnickt und für einen Moment völlig weg ist. War er gerade etwa eingeschlafen und hatte geträumt, oder hatte Virta wirklich gesagt, dass er ihn wegen eines schweren Drogenvergehens verhören wollte?
    »Möchtest du antworten?«, fragte Virta.
    »Es ist ziemlich schwierig zu antworten, da ich nicht die geringste Ahnung habe, worum es geht. In was für ein Drogenvergehen bin ich denn nach eurer Vorstellung verwickelt?« Kara fühlte sich vollkommen ruhig, dank der zwei Dialar-Tabletten, die er in der Annahme geschluckt hatte, Jukka Ukkola anzutreffen. »Mit einem Verhör bin ich natürlich einverstanden, und einen Anwalt will ich zumindest jetzt noch nicht.«
    »Auf der anonymen Leitung der Polizei wurde gestern um 15:11 Uhr eine Nachricht hinterlassen, wonach in Leo Karas Zimmer im Hotel ›Vaakuna‹ mit der Nummer 882 ein großer Posten Metamphetamin versteckt ist. Die Angelegenheit wurde an die Zentrale der Kriminalpolizei weitergeleitet, wir haben beim Untersuchungsrichter einen Durchsuchungsbefehl erwirkt und fanden in deinem Hotelzimmer einen Beutel mit einhundert Gramm Metamphetamin, der mit Klebeband im Wasserbehälter der Toilette befestigt war. Gibst du zu, dass es dir gehört?«
    Kara hatte immer noch Schwierigkeiten, zu glauben, was er da hörte. »Nein. Ich kann mich nicht erinnern, überhaupt jemals Metamphetamin gesehen zu haben.«
    Virta schniefte. »Kein Mensch besitzt einhundert Gramm Crystal für den Eigenbedarf. Das reicht für eine unglaubliche Menge von Einzeldosen mit zweihundert bis fünfhundert Milligramm. Weißt du, dass der Strafrahmen für ein schweres Drogenvergehen bei einem bis zehn Jahren Haft liegt?«
    Allmählich wurde Kara klar, dass Virta es ernst meinte. »Und wie wurde dieses Metamphetamin aufbewahrt, in einem Beutel? Daran wird man meine Fingerabdrücke garantiert nicht finden.«
    »Das wird sich bei den kriminaltechnischen Untersuchungen herausstellen, aber …«
    Kara unterbrach ihn. »Jeder beliebige Hotelgast kann das Zeug zu jedem beliebigen Zeitpunkt versteckt haben, die Toiletten werden ganz sicher nicht sehr oft kontrolliert«, erklärte er ganz gelassen. »Und ich bin nicht ein einziges Mal wegen Drogen verurteilt worden, weder wegen Metamphetamin noch wegen irgendeines anderen Stoffs.«
    »Der Staatsanwalt und der Richter werden das bestimmt berücksichtigen«, sagte Virta.
    ***
    Leo Kara stand in der Kapteeninkatu vor dem Restaurant »Sea Horse« und fröstelte, heute wehte vom Meer her ein eisiger Wind. Der junge, diensteifrige Wachtmeister der KRP hatte ihn stundenlang in die Mangel genommen, er wollte alles wortwörtlich wissen, was Mettälä bei ihrem Treffen am Vortag erzählt hatte. Es war geradezu ein Wunder, dass er diesem Erbsenzähler gegenüber nicht handgreiflich geworden war, als der eine Andeutung machte, man könne ihn ja auch verhaften. Markus Virta, der nach dem Verhör wegen des Drogenvergehens zumeist geschwiegen hatte, rettete die Situation mit der Entscheidung, ein Reiseverbot würde auch reichen.
    Kara wollte sich lieber nicht vorstellen, wie Gilbert Birou auf die Drogenanklage reagieren würde. Wer hatte das Metamphetamin in seinem Hotelzimmer versteckt und die Polizei angerufen? Und warum? Er kam sich vor wie eine Laune der Natur. Egal, ob er an irgendeinem Missgeschick, das ihm widerfuhr, schuld war oder nicht, das Endergebnis war in jedem Falle eine Katastrophe.
    Kati Soisalo kam zu Fuß aus Richtung Tehtaankatu, und Kara beschloss, ihr erst nach dem Mittagessen von den Metamphetamin-Anschuldigungen zu berichten. Um zwei Minuten nach zwölf betraten sie das »Sea Horse«. Das solide eingerichtete Restaurant war gut besucht, viele Leute nahmen hier ihr Mittagessen ein. Kara bemerkte, wie nahezu alle männlichen Gäste Kati Soisalo außergewöhnlich lange mit ihren

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