Schwarzbuch Esoterik

Weges Glauben geschenkt wird.
    Anzumerken ist hier auch, dass insbesondere in den Vereinigten Staaten von Amerika die christlichen Gotteskrieger deutlich auf dem Vormarsch sind. Aber auch in Europa und in Deutschland ist klar zu erkennen, dass aktive Apokalyptiker mit Absolutheitsanspruch und Intoleranz gegenüber Andersdenkenden und vor allem Andersgläubigen immer mehr Raum erobern, vor allem in den evangelischen Kirchen. Die von Johannes vorgegebene Dramaturgie des endzeitlichen Kampfes zwischen dem Bösen, dem Teufel, auf der einen Seite und Gott, seinem eingeborenen Sohn, dem Messias, und unzähligen Scharen von Engeln auf der anderen greift Raum in immer mehr Köpfen. Gott und Engel haben Hochkonjunktur. Es wird höchste Zeit für die Christen, Klarheit zu schaffen und sich nicht auf die in der Vergangenheit bequeme Position zurückzuziehen, alles, was im breiten Esoterik- und Psychomarktbereich passiert, habe mit ihnen nichts zu tun. Nach wie vor warten wir vergeblich darauf, die seit Jahrzehnten geführte sogenannte Sektendebatte von Seiten der christlichen Kirchen endlich im Sinne der Menschen zu erweitern. Gerade den gläubigen Christen sollte das zur Verpflichtung ihres Handelns werden.
    Das hier aufgeführte Beispiel hinsichtlich der jederzeit abrufbaren Ängste vor dem globalen Ende der Welt ist für das angeführte Problem im Zusammenhang mit der christlichen Lehre symptomatisch. Allerdings, wie folgende Kapitel zeigen werden, nicht das einzige.

Kinder und Erziehung in Parallelwelten
    Immer wenn sich ideologische Welten entwickeln, die mit eigener ausschließlicher Werteskala daherkommen, sind Kinder durch die Familie und häufig genug durch das geschlossene Umfeld besonders betroffen. Die in einem freiheitlichen Staat im großen Maß ausgestatteten Elternrechte machen es schwierig, zum Wohl des Kindes zu intervenieren, wenn die Eltern oder ein Elternteil in einer abgeschlossenen Gruppe gefangen sind und diese Gruppe die Vorgaben macht, wie die Kinder aufwachsen müssen. Die Kinder aber sind quasi ohne Chance, sich den Indoktrinationen zu entziehen. Selbst bei der Ablösung von diesen Einflüssen, die in den meisten Fällen erst im Erwachsenenalter funktioniert, prägen die Jahre der Kindheit das ganze Leben.
    Erziehungsmethoden und das Leid der Kinder finden zwar immer wieder einmal die Aufmerksamkeit der Gesellschaft, allerdings häufig erst, wenn sich der Betroffene selber dazu entschließt, die Geschichte öffentlich zu machen. In der Regel löst ein solcher Schritt Entsetzen aus in der öffentlichen Wahrnehmung. Genauso schnell aber, wie die Empörung aufkeimt, klingt sie auch wieder ab. Diejenigen, die den Kindern die Zukunft nehmen, bleiben zu oft unbehelligt. Bei anderen Ideologien, die die Kinder zu Versuchsobjekten ihrer Theorien machen, werden wir das Ausmaß des Schreckens wohl erst in einigen Jahren hören, denn in den 90er-Jahren des letzten Jahrhunderts kamen immer mehr problematische Ansätze hervor, die zwar manchmal kritisch beäugt wurden, aber häufig nicht als ernst zu nehmendes Problem gesehen wurden.

    Insbesondere dann, wenn es sich im allgemeinen Sprach-und Denkgebrauch nicht um eine sogenannte »Sekte« handelt, geht man allzu gerne schnell wieder zur Tagesordnung über. Dass in einer »Sekte« etwas Schlimmes passieren kann, ist nachvollziehbar und schrecklich, aber man selbst hat damit ja nichts zu tun.
    Als nicht gefährlich wird wahrgenommen, wenn sich Mutter oder Vater oder beide Elternteile spirituell weiterbilden wollen. Es kann ja ganz harmlos anfangen. Der erste Meditationskurs bei einer Volkshochschule, das erste Seminar zur persönlichen Weiterentwicklung, was kann daran falsch sein? Ein Bericht in der Zeitung oder im Fernsehen über übersinnliche Fähigkeiten kann ebenso der Einstieg sein wie ein Bekannter oder die Freundin, die davon schwärmt, wie gut ihr es getan hat, auf einer Esoterikmesse endlich ihre Aura zu erkennen. Auch der neugierige Blick zum Astro-TV ist als Auslöser bekannt geworden. Was kann schon dabei sein nachzufragen, ob es vielleicht ein Hilfsmittel für den Sohn oder die Tochter gibt, die nächste Klassenarbeit besser zu überstehen. Vielleicht weiß ein Engel oder Erzengel, eine Elfe oder ein sonstiges Wesen Abhilfe für die kleinen Probleme im täglichen Leben. Die Erklärung, es gebe viele Dinge zwischen Himmel und Erde, die der kleine Mensch sich nicht erklären kann, hat wahrscheinlich ebenfalls die Wirkung, den vielleicht vorhandenen