Schwarzbuch Kirche - Und führe uns nicht in Versuchung
allen Religionsgemeinschaften zugute, die als Körperschaften des öffentlichen Rechts organisiert sind. Unter gleichheitstheoretischen Gesichtspunkten stellten diese Privilegien also kaum ein Problem dar – würde nicht heute schon ein Drittel der in Deutschland lebenden Bevölkerung, noch dazu mit steigender Tendenz, keiner religiösen Körperschaft angehören. Und dieses Drittel hat von den Staatsleistungen nichts, muss sie aber mit finanzieren.
Innerhalb der Kirche gibt es weiterhin eine riesige Zahl von Einrichtungen, die nicht entlang der geistlichen Hierarchieebenen organisiert sind. Die älteste Form dieser Einrichtungen bilden die Orden und die ordensähnlichen Gemeinschaften. Fast alle ihre Mitglieder leben nach dem aus dem Evangelium abgeleiteten Ideal der persönlichen Armut. Das führte allerdings dazu, dass viele Klöster und die Orden in ihrer Gesamtheit betrachtet reich, mitunter sehr reich geworden sind. Christliche Bruderschaften und Laienvereinigungen zu frommen und sozialen, gelegentlich auch politischen Zwecken stellen eine andere Kategorie von Vermögensträgern dar. In neuerer Zeit sind die karitativen Tätigkeiten der verschiedenen kirchlichen Ebenen in diözesanen und nationalen Vereinigungen zusammengefasst worden. In Deutschland ist dies die Caritas. Viele einzelne Einrichtungen werden in gesellschaftsrechtlich organisierter Form betrieben, meist als »gemeinnützige GmbH« (gGmbH). Allein der Umstand, dass die organisierte Sozialtätigkeit der Kirche in Deutschland mit etwa einer halben Million sozialversicherungspflichtig Beschäftigter betrieben wird, zeigt deutlich, dass »die Kirche« auch ein Wirtschaftsfaktor ersten Ranges ist.
Nicht vergessen darf man den Bereich der Bildung, wo die verschiedensten kirchlichen Ebenen und Organisationen überall zu finden sind, es gibt Grundschulen, weiterbildende Schulen, Akademien und Hochschulen. Zwar mehrt dies nicht die finanzielle Stärke der Kirche, denn auch hier kostet Bildung in erster Linie Geld, aber die damit verbundenen Finanzströme stärken das kirchliche Wirtschaftsgeflecht.
Zunächst für eigene Zwecke wurde die Kirche früh aktiv im Druck- und Medienbereich, hier reicht das Spektrum heute vom Druck frommer Schriften bis zur einflussreichen Mediengruppe Weltbild, die alles verkauft, womit sich Geld verdienen lässt, egal ob die Produkte inhaltlich christlichen oder kirchlichen Ansprüchen genügen. Weltbild machte zuletzt mit annähernd 7000 Mitarbeitern einen Umsatz von knapp zwei Milliarden Euro im Jahr und gehört zu den zehn größten deutschen Medienkonzernen. Eigentümer der Gesellschaft sind fünfzehn deutsche Diözesen mit unterschiedlich hohen Anteilen. Den größten Anteil am Gewinn, nämlich 17 Prozent, erhält Kardinal Lehmann für sein Bistum Mainz. Eine große katholische Mediengruppe gibt es auch in Frankreich, die Groupe Bayard, die dem Männerorden der Assumptionisten gehört und immerhin in einer Größenordnung von 500 Millionen Euro Jahresumsatz macht. Die größte Zeitschrift Italiens, die Famiglia cristiana , die drei Millionen Leser erreicht, erscheint in einem Verlagshaus der Gesellschaft vom heiligen Apostel Paulus, einem katholischen Männerorden. Gegen die dort erzielten Umsatzgrößen muten die klassischen Aktivitäten der Klöster, beispielsweise das Bierbrauen oder das Herstellen von traditionsreichen Spirituosen, wie Brauchtumspflege aus Liebhaberei an. Die wohl größte noch in Klosterbesitz befindliche Brauerei in Deutschland, die Andechser Brauerei der Benediktinerabtei St. Bonifaz, gibt zwar keine Umsätze, aber immerhin den Bierausstoß von jährlich 100 000 Hektolitern bekannt.
Schließlich gibt es die kirchlichen Finanzinstitute, Versicherungen und Banken, kleinere, größere und die, die im Dunstkreis des Vatikans stehen, die weltweit aktiv sind. Wie wir noch sehen werden, passt der ohnedies schon diskrete und verschwiegene Stil weltlicher Bankiers bestens zu den Gepflogenheiten des kirchlichen Finanzwesens. Zu diesen Einrichtungen zählen die in Deutschland tätigen kirchlichen Genossenschaftsbanken, etwa die Pax-Bank mit Sitz in Köln. Die fünf größten Banken dieser Art weisen zusammen eine Bilanzsumme von gut 18 Milliarden Euro auf, ihren Anteilseignern versprechen sie eine Rendite von 7 Prozent pro Jahr und den Kunden, die ausschließlich aus kirchlichen Einrichtungen und deren Mitarbeitern bestehen, die Geldanlage nach katholischen Moralvorstellungen. Waffenhandel, Pornographie
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