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Schwarzbuch Kirche - Und führe uns nicht in Versuchung

Titel: Schwarzbuch Kirche - Und führe uns nicht in Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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geradegebogen, als Mixa Bischof wurde.
    Den Spitznamen »Mixa Bargeld« (in Anlehnung an den Avantgardemusiker Blixa Bargeld) handelte sich der Bischof mit einer anderen Aktion ein. Zu Ende des Jahres 2001 , also kurz vor der Einführung des Euro als Zahlungsmittel, war der Bischof der mazedonischen Hauptstadt Skopje, Joakim Herbut, in Nöten. Er hatte nämlich nicht verwendete Zahlungen diverser kirchlicher Hilfswerke zum Aufbau einer »grauen Kasse« verwendet, ihr Inhalt bestand aus D-Mark-Scheinen. Zufällig war Bischof Mixa zur Stelle, in seiner Eigenschaft als Militärbischof besuchte er die Bundeswehreinheiten, die gerade für die KFOR in Mazedonien im Einsatz waren. Der wollte gern behilflich sein, holte das Geld persönlich bei seinem Amtsbruder ab, packte die 400 090 D-Mark, meist in großen Scheinen, ins Handgepäck – und dann wurde er vom Zoll bei der Ausreise erwischt. Auch diese Affäre wurde dem Bischof Mixa von der Kirche verziehen, obwohl er sich hinsichtlich der beabsichtigten Verwendung des Geldes in Widersprüche verwickelt hatte. Aber in Rom saß man selbst im Glashaus, was den Umgang mit Geld aus grauen und schwarzen Kassen anbelangt, und zwar so sehr, dass die Geschäfte des damaligen Eichstätter Bischofs dagegen »peanuts« waren.
     
     

Römische Finanzen – Petri Nachfolger fischen im Trüben
     
    Schon sehr früh hatte die Kirche für ihren Kirchenstaat eine eigene Bank gegründet. Unter Paul V . ( 1605 – 1621 ) war der Banco di Santo Spirito aufgebaut worden, der bis 1992 selbstständig war und heute Teil der Unicredit Banca di Roma ist. Doch der alte Wohlstand der römischen Kirche ließ sich nach der Französischen Revolution nicht retten, die langen Kriegsjahre bis 1813 taten ein Übriges. Schon vor seinem Untergang durch die italienische Annexion im Jahr 1870 war der alte Kirchenstaat finanziell schlecht fundiert gewesen und konnte sich nur mit Krediten, die teilweise von den jüdischen Bankiers der Familie Rothschild gewährt wurden, sowie den Einnahmen aus dem Peterspfennig über Wasser halten. 1835 hatte die Funktion der päpstlichen Staatsbank die Banca Romana übernommen, die aber wie der übrige Besitz des Stato pontificale 1870 an das Königreich Italien fiel. Der nun (beinahe) besitzlose Papst war zur Erhaltung seines ihm verbliebenen Hofstaates auf Spenden und auf den Peterspfennig angewiesen.
    Der Peterspfennig wird seit 1860 als freiwillige Abgabe weltweit von den Gläubigen erbeten. Die Situation des Papstes als »Gefangener im Vatikan« beflügelte die Spendenfreude der Christen, so entstand ein Vermögen von fünf Millionen Lire, entsprechend etwa 1 , 5 Tonnen Feingold, das den Grundstock für weitere Geldanlagen bildete. Papst Leo XIII . ( 1878 – 1903 ) gründete 1887 ein Finanzinstitut unter dem seinen wirklichen Zweck verschleiernden Namen Amministrazione per le Opere di Religione (»Verwaltung für die Werke der Religion«). Zusätzlich beteiligte sich der Heilige Stuhl mit 50 Prozent der Anteile an der bisher privaten Banca di Roma (nicht mit der Banca Romana zu verwechseln) und einer Bauträgergesellschaft, der Società Generale Immobiliare. Vor allem über die Banca di Roma, deren Gründer und Aufsichtsratsvorsitzender Ernesto Pacelli war, der Onkel des späteren Papstes Pius XII ., engagierte sich die Kirche in größerem Umfang in Spekulationen an europäischen Börsen. Ökonomisch war die Kirche damit in der Moderne angekommen.
    Die Banca Romana, die alte päpstliche Staatsbank, gehörte zwar nach 1870 nicht mehr dem Kirchenstaat, aber ihre persönlichen und finanziellen Verflechtungen mit dem Vatikan waren trotz des Eigentümerwechsels erhalten geblieben. Diese Banca Romana ging 1893 in einem Bankskandal unter, der die europäische Finanzwelt erschütterte. Seit 1887 waren hohe Verluste durch leichtsinnige Immobilienfinanzierungen entstanden, und um diese auszugleichen, ließ die Bank einfach illegal in London Geld drucken. Das war möglich, weil sie als ehemalige Bank des Kirchenstaates zu den sechs italienischen Notenbanken zählte, die grundsätzlich das Recht hatten, Banknoten auszugeben. Aber natürlich unter Aufsicht des Staates und vor allem mit einer Rückdeckung in Gold oder Wertpapieren, so sollte es zumindest sein. Der damalige Bankdirektor Bernardo Tanlongo verfiel auf die Idee, die Nummern der Banknoten doppelt zu belegen und so vorzuspiegeln, dass nicht mehr Noten ausgegeben würden, als Goldreserven zu ihrer Deckung vorhanden waren. Es

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