Schwarzbuch Kirche - Und führe uns nicht in Versuchung
beschwerte sich auch mehrfach in Rom über den »Weg«, der die Pfarrgemeinden durch die Einteilung in »gute Christen« und in »Sonntagschristen« und das Verlangen nach Extra-Gottesdiensten spalte. Ganz ähnliche Erfahrungen mussten Christen in Deutschland machen, nur hat sich bisher keiner der zuständigen Bischöfe deshalb in Rom beschwert. Es soll Leute geben, die noch immer darüber rätseln, warum Erzbischof Okada bisher nicht zum Kardinal ernannt wurde, obwohl die Kardinalswürde traditionell mit dem Erzbistum Tokio verbunden ist.
Das Priesterseminar in Tokio besteht trotz Okadas Beschwerde nach wie vor, Benedikt XVI . hat es in die direkte Verantwortung des Papstes gestellt und damit vor einer Aufhebung durch den Erzbischof bewahrt. Wie man sieht, wirft Kiko in Rom lange Schatten, er hat es tatsächlich geschafft, dass der Vatikan seinen »Weg« als eine Art christlicher Methodenlehre hat durchgehen lassen. Auch dabei kam es zu Merkwürdigkeiten im Verfahren. Das vorläufige Statut war von fünf vatikanischen Behörden geprüft worden und es wurden erhebliche Bedenken festgestellt. Im April 2008 äußerte deshalb der als Sekretär des Päpstlichen Rates für die Laien eigentlich federführende Bischof Josef Clemens, dass mit einer baldigen Zulassung des Statuts nicht zu rechnen sei. Überraschenderweise wurde die päpstliche Anerkennung doch schon am 11 . Mai 2008 erteilt. Zwar wurde dem »Weg« darin aufgegeben, die Liturgie öffentlich zu feiern und sich an die sonst üblichen Gepflogenheiten dabei zu halten, aber es rechnet innerhalb des »Wegs« wohl niemand damit, dass Kiko seine Vorgaben dazu ändern wird. Fassen wir zusammen: Kiko Argüello hält die Umstände seines Privatlebens geheim, er wird offenkundig von seinen Anhängern als »Apostel« verehrt, wobei wir die genaue Ausprägung des Kultes um seine Person nicht kennen. Die vermutlich erheblichen internen Geldflüsse im »Weg«, der inzwischen eine Million Anhänger haben soll, bleiben völlig undurchsichtig, die internen Lehren und Regeln werden nicht veröffentlicht, und die Anhänger betrachten sich offenbar als »bessere Christen«, die konsequent über Interna schweigen. Aber der Vatikan scheint sich nur dafür zu interessieren, ob der »Weg« Liturgievorgaben der Kirche auch ordentlich umsetzt. Warum kommt einem die Geschichte nur so bekannt vor?
Laien von rechts …
Aber es gibt in der weiten Welt der Kirche nicht nur Gemeinschaften mit primär geistlichen Bestrebungen. Es existiert ebenso eine große Vielfalt an Vereinigungen, die eher weltliche Ziele verfolgen. Das können karitative Aufgaben sein, wie Wohlfahrt, Unterstützung, Geselligkeit, aber dazu gehören auch politische Pläne.
In Deutschland fast unbekannt sind die »Knights of Columbus«, eine reine Männerorganisation, die in Nord- und Mittelamerika und seit Neuestem auch in Polen aktiv sind. Ihre Anfänge waren äußerst bescheiden: 1882 gründete der Kaplan Michael McGivney in seiner von armen irischen Einwanderern geprägten Pfarrei in New Haven, Connecticut einen Selbsthilfeverein für katholische Männer. Zunächst sollte er nur als Notbehelf dienen, da Katholiken damals in protestantischen Vereinen oder Gewerkschaften nicht aufgenommen wurden und ihnen die Mitgliedschaft bei den Freimaurern untersagt war (und nach wie vor ist). Die äußeren Formen der Organisation der Kolumbus-Ritter ähneln mit ihren Mitgliedsgraden interessanterweise denen der Freimaurer. Der Verein organisierte zunächst eine Lebensversicherung für seine Mitglieder und sorgte darüber hinaus für Witwen und Waisen. Die Wahl des Namenspatrons Kolumbus sollte als Signal an die protestantische Umwelt verstanden werden, dass es mit Kolumbus ein Katholik war, der Amerika entdeckt hatte, und demzufolge den Katholiken der Anspruch zukam, in den Vereinigten Staaten als gleichberechtigte Mitbürger akzeptiert zu werden. Patriotismus stellt neben Nächstenliebe, Einheit und Brüderlichkeit bis heute eines der Ziele der Kolumbus-Ritter dar.
Aus diesen schlichten Anfängen wuchs bis heute einer der größten und vermutlich der reichste wie einflussreichste katholische Verein der Welt. Derzeit gibt es etwa 1 , 8 Millionen Kolumbus-Ritter, sie sammeln und spenden im Jahr für externe soziale Zwecke etwa 150 Millionen Dollar. Auch praktisch wird geholfen: So sollen im Jahr 70 000 Stunden gemeinnütziger Arbeit geleistet und etwa 200 000 Liter Blut gespendet werden. Innerkirchlich sind die
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