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Schwarzbuch Kirche - Und führe uns nicht in Versuchung

Titel: Schwarzbuch Kirche - Und führe uns nicht in Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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der deutschen Katholiken (ZdK), eine Institution, die in der Zeit der Revolution von 1848 entstand. Sie wird häufig als Vertretung der katholischen Laien in Deutschland wahrgenommen, obgleich sie das streng genommen gar nicht ist. Das ZdK besteht aus 230 Mitgliedern, von denen 97 von der Arbeitsgemeinschaft der katholischen Organisationen Deutschlands gewählt werden. Diese Arbeitsgemeinschaft umfasst etwa 125 katholische Gruppen, darunter ziemlich große und lebendige, wie den Bund der Deutschen Katholischen Jugend, aber auch reichlich kleine, unbedeutende und längst überlebte Verbände, wie etwa die Gemeinschaft der Katholiken der Grafschaft Glatz, ein schlesischer Vertriebenenverein. Die nicht in einer kirchlichen Gruppe organisierten Normal-Katholiken werden durch jeweils drei Vertreter aus jedem Bistum repräsentiert, egal wie groß das Bistum ist (und da gibt es ja erhebliche Größenunterschiede zwischen 30 000 und 1 , 2 Millionen Gläubigen). Dazu ernennt das Präsidium noch 45 Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens als Einzelmitglieder. In dieser Gruppe finden sich aktive Politiker aus verschiedenen Parlamenten und Regierungen, eher aus der dritten denn aus der zweiten Reihe, und viele Ruhestandspolitiker aus allen Parteien, die nach einem gewissen Proporz ausgesucht werden. Vorsitzender des Zentralkomitees wird regelmäßig ein altgedienter Unionspolitiker, derzeit ist es Alois Glück von der CSU . Als beinahe revolutionär für das ZdK zu bezeichnen war Glücks kurz nach seiner Ernennung ausgesprochene Forderung, dass verheiratete ständige Diakone zu Priestern geweiht werden sollten.
    Auf die byzantinische Struktur der Satzung des ZdK trifft man auch in den größeren kirchlichen Laienverbänden. Man könnte hier an den berühmten, natürlich in anderem Zusammenhang geäußerten Ausspruch Walter Ulbrichts denken: »Es muss demokratisch aussehen, aber wir müssen alles in der Hand haben.« Zugegeben, beim ZdK sieht es nicht einmal demokratisch aus. Das soll aber hier gar nicht der eigentliche Punkt der Kritik sein. Die Kirche ist autonom auch darin, wie sie ihre Laienverbände organisiert. Kritikwürdig ist aber, dass die Vertreter und Funktionäre dieser Laienverbände in der Öffentlichkeit so auftreten, als ob sie demokratisch legitimierte Repräsentanten der Katholiken oder ihrer Verbandsmitglieder wären. Zumindest kommt von ihnen kein Widerspruch, wenn sie von Medienvertretern dem Publikum als solche vorgestellt werden. Die von ihnen gelegentlich geäußerte Kritik an der Hierarchie, an den Bischöfen oder dem Papst verliert dadurch an Glaubwürdigkeit.
    Dass die Strukturen so sind, wie sie sind, liegt wieder einmal an einem grundlegenden Prinzip der Kirche: An der Spitze muss immer ein Geistlicher stehen. So ist das historisch gewachsen, doch die Rolle der Geistlichen nehmen heute beinahe ausschließlich Laienfunktionäre ein und bilden damit sozusagen Ersatz-Hierarchien. Und wenn erst einmal ein Posten ergattert wurde, werden die gegebenen Strukturen gerne akzeptiert, sichern sie doch die Funktionäre so schön gegen Kritik und das Risiko des Amtsverlusts ab. Einen Ruf zur Schaffung von Transparenz und mehr Teilhabe der Basis vernimmt man in den katholischen Laienverbänden nicht. Kritik an der Kirche heißt hier, zweimal jährlich auf den Papst zu schimpfen und mantraartig, aber natürlich dezent die schon erwähnten Reformklassiker anzumahnen, das Priestertum der Frau, die Abschaffung des Zölibats und das gemeinsame Abendmahl mit den Protestanten. (Ganz nebenbei, der kritische Leser wird es ohnehin schon bemerkt haben: Die Umsetzung dieser Reformklassiker – für so wünschenswert man sie halten mag – würde zur Behebung der in diesem Buch benannten strukturellen Probleme der Kirche nichts beitragen.) Aus ähnlichen Gründen wie bei den linken Verbänden wird der offiziell im ZdK und seinen Mitgliedsverbänden verfasste Laienkatholizismus in Rom und damit in der Kirche nicht wirksam. Und die Mitgliederzahlen der meisten Verbände schwinden, der Rückgang dürfte meist prozentual über dem Mitgliederverlust der Kirche als Ganzes in Deutschland liegen. Die Krise der Kirche ist auch eine Krise der katholischen Laienverbände, das gilt speziell für die deutsche Kirche.

7.
Miracoli, miracula –
Wunder, Wallfahrt, Exorzismus
     
     
     
     
     
     
     
     
    Die Kirche lehrt, dass es neben der irdischen, diesseitigen, mit den Mitteln der Naturwissenschaften erkennbaren Welt noch mehr gibt,

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