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Schwarzbuch ÖBB

Titel: Schwarzbuch ÖBB Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Weiss Hans
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man auch genau erkennen, wie viele Personen nur den Nahverkehr benutzen, wie viele den Regionalverkehr und wie viele den Fernverkehr.
    Derartige Zahlen seien wichtig, weil die Bahn einen großen Teil ihrer Einnahmen ja nicht durch den Verkauf von einzelnen Fahrkarten erwirtschaftet, sondern durch Zeitkarten mit politisch erzwungenen Ermäßigungen, durch Zuschüsse des Staates und der Bundesländer. Ohne genaue Zahlen beruhen diese Zuschüsse aber auf Schätzungen.
    Die ÖBB erklären, dass sie ebenfalls automatische Fahrgastzählungen durchführt, aber mit Hilfe einer anderen Methode: Es würden täglich Zählungen in allen besetzten Zügen durchgeführt. Zusätzlich würden im Nahverkehr bei etwa dreißig Prozent aller Züge die Fahrgäste mittels Sensoren erfasst und hochgerechnet. Aus wettbewerbsrechtlichen Gründen würde man solche unternehmensinternen Zahlen aber nicht veröffentlichen.
Viel Lärm für nichts
    Friedrich Zs . Erklärungen werden durch einen plötzlich auftretenden Höllenlärm unterbrochen. Ein langer Güterzug mit Containern fährt durch den Bahnhof Payerbach-Reichenau Richtung Wien.
    Warum sind Güterzüge so laut?
    Friedrich Zs . Antwort: »Viele Güterwaggons gehören privaten Firmen, die möglichst billig wirtschaften wollen. Also wird uraltes, längst abgeschriebenes Transportmaterial verwendet, mit nicht nachprofilierten Laufflächen und scheppernden Bremsen.«
    Einmal zugelassene Fahrzeuge, erklärt er, würden nur im Stillstand auf ihre betriebliche Tauglichkeit untersucht, wobei sogar die vorgeschriebenen Kontrollfristen überzogen werden können. Der Lärm kann aber nur während der Fahrt gemessen werden und ist von Geschwindigkeit und Beladungszustand abhängig. Die dafür eingerichteten Messstellen arbeiten seit Jahren nur im »Probebetrieb«. Die durch finanzielle Anreize unterstützte Umrüstung auf lärmarme Bremssohlen hatte bisher nur begrenzte Auswirkungen. Das gilt auch für die Gütersparte der ÖBB , die noch in mehr als 75 Prozent aller Fälle alte Wagen verwendet, die große Lärmmaschinen sind. Das gilt aber noch mehr für die Güterwagen der ehemaligen Oststaaten.
Lärmschutz
    Das Prinzip im Güterverkehr ist: Der Gewinn wird privatisiert, und der Lärm ist Sache der Öffentlichkeit. Die im Personenverkehr eingesetzten Züge wurden schon längst auf lärmarme Scheibenbremsen umgestellt. Für den Güterverkehr werden nach wie vor meist lärmende Backenbremsen aus Gusseisen verwendet.
    Die technischen Vorschriften der EU für den Güterverkehr auf der Bahn stammen aus dem Jahr 1996 und sind hoffnungslos veraltet. Es wäre ohne weiteres möglich, den Lärm dramatisch zu verringern, wenn man für Gütertransporte lärmarme Klotzbremsen mit Kunststoffsohlen vorschreiben würde. Aber offenbar wagt es kein Politiker, sich mit der mächtigen Güterverkehrslobby anzulegen.
    Anstatt die Entstehung von Lärm zu verhindern, begnügt sich die Politik damit, den Lärm ein wenig zu dämpfen. Das Ergebnis ist in ganz Österreich deutlich sichtbar: Immer mehr Bahnstrecken werden mit hohen Sicherheitsauflagen untertunnelt. Das verursacht ungeheure Kosten – die den Steuerzahlern aufgebürdet werden. Die Profiteure dieser Politik sind Güterverkehrsfirmen und Baukonzerne.
Auf der Rückfahrt
    Obwohl unser Lokführer sich strikt an die Geschwindigkeitsbeschränkung von 140 km/h hält, sind wir vor Baden bei Wien viel zu schnell unterwegs und erreichen deshalb den Bahnhof zu früh. Das bedeutet, dass wir hier einige Minuten länger als geplant anhalten. »Das ist bei vielen Zügen so«, sagt Friedrich Z. und erklärt, warum.
Die Schmähs mit der Pünktlichkeit
    Die ÖBB schließen sowohl mit dem Bund als auch mit den Bundesländern Verträge, in denen für alle Reisezüge bestimmte Fahrzeiten, ein bestimmter Grad von Pünktlichkeit und anderes vorgeschrieben werden. Dafür erhalten sie Zuschüsse. Im Jahr 2012 waren das insgesamt rund 940 Millionen Euro.
    Zur Erfüllung der »Pünktlichkeit« werden die Fahrzeiten von vornherein so großzügig festgelegt, dass die ÖBB selbst bei Verzögerungen und technischen Schwierigkeiten vertragstreu bleiben und keine Strafen zahlen müssen. Erst dann, wenn fünf Prozent aller Züge »verspätet« sind, werden Strafen fällig.
Eigenlob stinkt
    In der Bilanz-Pressekonferenz für das Jahr 2012 verkündete Generaldirektor Christian Kern im April 2013 »konstant hohe Pünktlichkeitswerte von rund 97 Prozent«. Auch im Geschäftsbericht 2012 der ÖBB

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