Schwarzbuch ÖBB
transportieren. Die Passagiere können sich freuen, denn seither hat sich auch der Service der ÖBB spürbar verbessert.
Ein Blick auf die Schweiz
Was ist der Unterschied zwischen der Schweizer Bahn und der österreichischen? Ein Insider der ÖBB , der beide Bahnsysteme gut kennt, sagt: »Die Schweizer fragen: Was brauche ich für eine Bahn – dann fragen sie das Volk und tun alles, um die Entscheidung umzusetzen. Die Österreicher bauen irgendetwas und fragen dann: Was kann ich damit machen?« Bei den ÖBB , sagt er, regiere die Bauindustrie. Man konzentriere sich auf den Ausbau und die Beschleunigung weniger Hauptstrecken, auf große, teure und fragwürdige Projekte, die für die Gesamtzahl der Bahnkunden wenig Nutzen haben.
Im Unterschied dazu geht es den Schweizern darum, das ganze Land flächendeckend mit guten öffentlichen Verbindungen zu versorgen. Eine Bahn nicht für wenige, sondern für alle. Und eine Vernetzung und Abstimmung aller öffentlichen Verkehrsmittel.
Der Schweizer Bahnfachmann Benedikt Weibel, der lange in leitenden Positionen der SBB war, erklärt: »Man sollte auf alle Investitionen verzichten, deren Nutzen nicht klar ausgewiesen ist.« Würde sich die österreichische Verkehrspolitik an diesen Grundsatz halten, müsste man sofort viele Bahnprojekte – allen voran den Brenner-Basistunnel und die Koralm-Strecke samt Tunnel – einstellen.
Meine persönlichen Wünsche an die Eisenbahn-Götter
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Die Einstellung aller Tunnelprojekte, deren Nutzen von unabhängigen Fachleuten als fragwürdig eingestuft wird.
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Eine radikale Verkleinerung von Tunnelprojekten.
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Verkehrsminister, die in erster Linie ein Interesse an der Bahn statt am Wohlergehen der Bau- und Bankenlobby haben.
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Einen Generaldirektor, der sich an der Schweizer Eisenbahn orientiert.
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Einen Taktfahrplan nach Schweizer Muster.
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Kürzere Fahrzeiten und höhere Pünktlichkeit.
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Eine Beschleunigung der Bahn durch konsequente Beseitigung von Langsam-Fahrstellen.
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Ein langfristiges, aber auch leistbares Konzept für einen nachhaltigen Schienenverkehr mit Einbindung der Bevölkerung.
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Eine bessere Behandlung der Mitarbeiter.
ÖBB-Märchen
Mitte Mai 2013 schickte ich eine Reihe von Fragen an ÖBB -Generaldirektor Christian Kern, ÖBB -Aufsichtsratschef Horst Pöchhacker und Verkehrsministerin Doris Bures.
Zunächst wurden Antworten verweigert – mit der Begründung, meine Meinung über die ÖBB stehe eh schon fest. Nach einigem Hin und Her gab es dann aber doch Gespräche mit ÖBB -Aufsichtsratschef Horst Pöchhacker und dem Generalsekretär des Verkehrsministeriums, Herbert Kasser. ÖBB -Generaldirektor Christian Kern hingegen ließ meine Fragen schriftlich beantworten.
Möglicherweise hat der ÖBB -Chef seinen Laden nicht ganz im Griff. Denn wie sonst ist es erklärbar, dass einige ÖBB -Antworten schlicht und einfach nicht den Tatsachen entsprechen? Etwa die Behauptung, die ÖBB besitzen nur acht LKW und erzielen dementsprechend keinen nennenswerten Umsatz.
Laut firmeneigenen Unterlagen besitzen die ÖBB und ihre Tochterfirmen mindestens 250 LKW und erzielten damit 2012 wohl auch einen entsprechenden Umsatz (siehe »Straße statt Schiene« ).
Zweites Beispiel: Offiziell erklären die ÖBB , dass es am 1. Juni 2013 bei der Bahn nur noch 57 Langsamfahrstellen gab – also Streckenteile, auf denen aus technischen Gründen langsamer als üblich gefahren werden muss.
Laut firmeneigenen Unterlagen waren es aber 240 – also mehr als viermal so viele.
Und was soll man davon halten, wenn ÖBB -Aufsichtsratschef Horst Pöchhacker während unseres Gesprächs erklärte, er halte den Tiroler Unterinntaltunnel für »unnötig«. Das sei ein Wunsch der Politik, nicht der ÖBB gewesen. Dieses »unnötige« Loch kostete die Steuerzahler immerhin 2,4 Milliarden Euro. Aber wir haben’s ja!
Dieses Buch birgt noch weitere Überraschungen.
1. ÖBB-Kritik von innen
Das geht nicht
Einmal ÖBB , immer ÖBB ! Wer dort zu arbeiten beginnt, geht dort in Pension. Walter Kaiser * ist eine Ausnahme. Ich treffe ihn in einem Lokal am neu renovierten Wiener Westbahnhof. Er ist seit kurzem für eine private Güterverkehrsfirma tätig. So wie fast alle ÖBB -Mitarbeiter oder Ex-Mitarbeiter, die bereit sind, über die ÖBB zu reden, ist er ein begeisterter Eisenbahner. Aber er möchte nicht namentlich genannt werden.
* Alle Namen mit * sind geändert.
Wie beim Militär
Er war bei den ÖBB in verschiedenen Positionen tätig, als
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