Schwarzbuch Scientology
ist ja die beste und fürsorglichste der Welt. Außerdem wird es auch keine Probleme geben, denn innerhalb des Systems Scientology hat dieses Zeugnis durchaus Gewicht, wenn es überhaupt darauf ankommt. Denn für die Heranwachsenden in der Organisation ist die Auswahl, was sie tun möchten, meistens schon klar. Das scientologische Denkgebäude tief verinnerlicht, kommt für sie nur in Frage, in irgendeinem Teil der Gesamtorganisation mitzuarbeiten. Das kann eine Aufgabe in den verschiedensten Bereichen sein, in einer WISE-Firma, direkt in den Orgs (Vereine, »Kirchen«) oder, bei wohl den meisten besonders erstrebenswert, in der Eliteeinheit der Organisation, der Sea-Org.
Das Erwachen wird dann kommen, sollte ein in der scientologischen Welt aufgewachsener Mensch die Organisation verlassen. Spätestens dann wird er oder sie mit der mangelnden Bildung der Organisation im wahrsten Sinne des Wortes konfrontiert. Aber solange man sich im System bewegt, wird man das Gefühl haben, eine Schulbildung genossen zu haben. Den scientologischen Eltern gibt es die Möglichkeit, bei eventuellen Diskussionen im nichtscientologischen Familienverband darauf hinzuweisen, dass selbstverständlich in den Schulen der Scientology Zeugnisse ausgestellt werden, und sie werden davon überzeugt sein, dass diese auch etwas wert sind.
Aufwachsen in der Parallelwelt Scientology
Die Anfangsschritte zur Verbesserung des Individuums sind in der Kinder-Dianetik und der Erziehungs-Dianetik enthalten. Die Gerichts-Dianetik, die politische Dianetik und die Militär Dianetik werden an anderer Stelle berührt oder zur weiteren Untersuchung aufgeteilt.
(Hubbard, L. Ron: »Dianetik. Die moderne Wissenschaft der geistigen Gesundheit«. Kopenhagen, 1984, S. 13)
In seltener Deutlichkeit unterstreicht der Gründer der Scientology-Organisation schon am Anfang seines Buches Dianetik, welche Bedeutung für ihn, und damit für die Organisation, Kinder und deren Erziehung haben. Der Nachwuchs für die kreierte Parallelwelt Scientology.
Die »Sorge« um den Nachwuchs beginnt bereits vor der Geburt. Schwangere Scientologinnen mit der verinnerlichten Ideologie im Kopf haben es mit den Verhaltsanregungen für einen scientologischen Sprössling zu tun. Der Bereich der so genannten »Zweiten Dynamik« erläutert, wie mit schwangeren Frauen umzugehen ist:
Schwangere Frauen sollten besondere Aufmerksamkeit durch den Dianetik-Auditor erhalten. Das richtige Auditing bei schwangeren Frauen besteht aus Dianetik und vorbereitendem Auditing für die Geburt.
Von Anfang an wird der Start in die scientologische Welt begleitet. Mutter und heranwachsendes Kind werden den Methoden ausgesetzt. Wie die »Behandlung« der Mutter auszusehen hat, ist auch vorgegeben:
Jeder PTS-Zustand sollte behandelt werden. Engramme früherer Geburten und der eigenen Geburt der Frau sollten als Engrammketten gelöscht werden. Auch schlechte Krankenhauserfahrungen sollten behandelt werden … Die Geburt sollte still erfolgen.
Die werdende Mutter hängt also am Hubbard-E-Meter, die Störfaktoren sollen gelöscht werden, arme Frau. Die Geburt still. Kein Stöhnen, keine Bekundungen von Schmerzen. Das Gebären eines kleinen Scientologen ist geprägt von der Ideologie des Systems. Denn die Frau bekommt nicht einfach ein Kind, sie gebärt einen Thetan bzw. den Körper, den sich der Thetan eines verstorbenen Scientologen aussucht. Die Aufgabe besteht anscheinend vor allem darin, dieses Geistwesen so unbelastet wie möglich im scientologischen Sinne das Licht der Welt erblicken zu lassen. Das Licht einer Welt, in der nach Hubbard’scher Logik ein Kampf auf das Kind wartet. Der Kampf der Befreiung der Erde und des Universums. Er beginnt früh, anscheinend schon im Mutterleib.
In den ersten Jahren der Verbreitung von Dianetik und damit von Scientology in Deutschland warb die Organisation mit den Verhaltensmustern während der Schwangerschaft. Ob und eventuell wie viele verunsicherte Schwangere sich damals von folgendem Text angezogen gefühlt haben, ist nicht bekannt, aber die Botschaft ist deutlich, es kann angehen, dass du Schwangere während deiner Schwangerschaft Fehler machst. Hubbard hat die Lösung. »Mami, warum hast du mir nicht geholfen, als ich neun Monate in deinem Bauch war?«, so die Überschrift der Anzeige, darunter ein kleines weinendes Mädchen. Die Lösung für erschrockene Mütter wird klar angeboten:
L. Ron Hubbard, der Erforscher dieser revolutionären
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