Schwarzbuch Scientology
Schriften Hubbards.
Wenn weder Strafen noch dringende Arbeitszuteilungen Konflikte mit der Zeit für das Studium bedeuteten, verbrachten RPF-Insassen bis zu fünf Stunden täglich damit, Scientology-Lehrsätze zu studieren und an zahlreichen Auditing- und Beichtsitzungen teilzunehmen … Man muss als wahrscheinlich annehmen, dass der Zweck dieses intensiven Studiums darin bestand, jemandem Hubbards Lehre zur gleichen Zeit einzuflößen, zu der noch ein weiterer RPF-Aspekt aktiv war - erzwungene Geständnisse. Das heißt, während jemand das studierte, was nach Scientology-Meinung die eindeutige Wahrheit darstellte, erhielt der Betreffende ständig … die Botschaft, dass er schwach und schuldbeladen und zu seiner Anleitung voll und ganz auf die Lehren des Anführers angewiesen sei.
(Kent, Stephen A.: »Gehirnwäsche im Rehabilitation Project Force (RPF)«. Hamburg, 2000, S 42)
Und die Sea-Org-Kinder? Auch über Kinder gibt es Berichte aus dem RPF. Nach der Ideologie auch logisch, denn die FLAG-Order 354 mit der Überschrift SEA-ORG Children beginnt mit dem eindeutigen Satz: »Sea-Org Children are crew«. Sie gehören also zur Mannschaft, zur Besatzung der Sea-Org. 1976 soll Hubbard ein Kinder-RPF eingerichtet haben. Die Dokumentenlage darüber ist spärlich. Was bekannt geworden ist, ist von der Organisation unbestritten:
Das Schreiben oder Memo von einer Seite Länge gibt auch Einsicht in das Leben von Kindern in der Cadet Organisation und inVerbindung mit ihr. Cohee schrieb, es gebe … »verschiedene Kadetten und ›abgehauene Kadetten‹ (d. h. Ausreißer), die in das Kinder-RPF gehören.«Während die meisten Kadetten sich besserten und »produktiv« seien, gebe es einen sehr kleinen Prozentsatz von Unruhe- und Störungsquellen, die die Bemühungen sabotierten, die Dinge in Ordnung zu bringen. Ein (im Text genannter Junge) war ein spezielles Problem: »Er muss aus den Tätigkeitsgebieten aller anderen herausgenommen werden (d. h. aus der täglichen Arbeit der Organisation) und an das Kinder-RPF überstellt werden. (Er) hat vor kurzem eine Rasierklinge genommen und sich überall auf den Armen ›X‹ in die Haut geschnitten. Er ist in der PT (present-time = Jetztzeit) psychotisch und muss genau beaufsichtigt werden.«
(Kent, Stephen A.: »Gehirnwäsche im Rehabilitation Project Force (RPF)«. Hamburg, 2000, S. 47)
Im Hier und Jetzt psychotisch, für diese Fälle gibt es ein besonderes Programm, den so genannten Introspektion-Rundown. Nach den Unterlagen ist dieser wohl 1974 von
Hubbard in einer Anweisung festgeschrieben. Überarbeitet allerdings 1991, fünf Jahre nach Hubbards Tod. Es muss wohl Gründe dafür geben, dass dieser »Kurs« anscheinend an Bedeutung gewonnen hat, dass man auch diesen überarbeiten musste. Die Definition, wann sich eine Person in einer psychotischen Krise befindet, geht natürlich auf die Hubbard’schen Begründungen zurück. Der Mensch funktioniert nicht wie gewünscht im System. Das macht schon die Beschreibung des Zwecks dieser Maßnahme deutlich.
Zweck des Introspektion-Rundowns ist es, die Dinge zu lokalisieren und zu korrigieren, die jemanden dazu bringen, seine Aufmerksamkeit nach innen zu fixieren,auf sich selbst … Dieser Rundown orientiert die betreffenden Personen nach außen, sodass sie ihre Umwelt sehen und beherrschen und daher mit ihr umgehen können.
(Hubbard, L. Ron: »HCO Bulletin« 23.1.1974, bearbeitet am 25.4.1991)
Die Verantwortung für diesen lang andauernden Prüfungsprozess liegt bei den so genannten »Fallüberwachern«, die für diese schwierigen Fälle sensibilisiert werden:
Die Fallüberwachung und das Auditieren bei Psychos ist eine sehr präzise und sogar riskante Angelegenheit... Sie befinden sich am niedrigsten Punkt auf der Wirkungsskala, sind daher empfindlich (bestenfalls) und leicht zu überwinden.
(Hubbard, L. Ron: »HCO Bulletin« 23.1.1974, bearbeitet 25.4.1991)
Der einmal als psychotisch eingestufte Mensch ist nicht mehr in der Gemeinschaft zu »heilen«:
Wenn sich jemand in einer psychotischen Krise befindet, muss man ihn isolieren, um ihn zu beruhigen und ihn und andere vor möglichem Schaden zu schützen.
Die Frage stellt sich, ob dieser »Rundown« nicht auch deswegen mit Anweisung zur Isolation entwickelt wurde, um auf gar keinen Fall zuzulassen, dass Menschen, die durch die scientologische Tretmühle psychische Auffälligkeiten zeigen, in die Außenwelt zu entlassen. Damit würde dokumentiert, welche Auswirkungen die
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