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Schwarzbuch Wachtturmgesellschaft - der verborgene Januskopf (Will Cook und die Wachtturmgesellschaft) (German Edition)

Schwarzbuch Wachtturmgesellschaft - der verborgene Januskopf (Will Cook und die Wachtturmgesellschaft) (German Edition)

Titel: Schwarzbuch Wachtturmgesellschaft - der verborgene Januskopf (Will Cook und die Wachtturmgesellschaft) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Cook
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verwendete Zeit zur eigenen „Erbauung und Charakterbildung“, war kein zeitlicher Raum mehr vorgesehen.
    Nicht die individuelle Beziehung des Einzelnen zu seinem Schöpfer wurde länger gefördert oder auch nur geduldet. Nunmehr wurde der messbare Dienst für die Gesellschaft als Gradmesser für die Frömmigkeit und die Intensität des Glaubens eines Zeugen Jehovas von der Gesellschaft in den Vordergrund gerückt. 120
    Denjenigen Bibelforschern, die dieser Linie nicht folgen und regelmäßig einen Bericht über ihre Predigtaktivitäten im Sinne der WTG abgeben wollten 121 oder konnten, blieb keine andere Möglichkeit mehr, als die Organisation zu verlassen.
    Tatsächlich haben sich in dieser Zeit einige Gruppen von der Wachtturmgesellschaft neuer Prägung abgespalten, die teilweise auch noch heute unter dem Namen Bibelforscher aktiv sind und den Russellschen Leitgedanken nachfolgen, was jedoch die neu ausgerichtete militärähnliche Organisation von Richter Rutherford nicht entscheidend schwächen konnte.
    Trotz anfänglicher Widerstände war seinem Kalkül letztendlich Erfolg beschieden. Die Gesellschaft hatte sich neu positioniert und formiert. Damit ging sie sogar gestärkt aus diesem Umbruch hervor. Die Widersacher der Politik Rutherfords waren neutralisiert oder ausgeschlossen worden und die Gesellschaft hatte sich unter seiner Führung auf eine neue Ebene gestellt. Jetzt war sie eine geistig einheitlich ausgerichtete, zentralistisch geführte, schlagkräftige Organisation, die von nun an, wie eine militärische Formation, das Bestreben hatte, im Gleichschritt zu gehen. 122
    „Rutherford hatte eine Reform an Haupt und Gliedern vollzogen, die sein Vorgänger Russell wohl aus tiefster Überzeugung abgelehnt hätte. Die Organisation hatte die zentrale Kontrolle über alle christlichen Versammlungen der Zeugen Jehovas und die Zuständigkeit für eine einheitliche Lehre und Bibelauslegung übernommen. Sie nahm für den Verkündiger jetzt sogar „Gottes Stelle (auf der Erde) ein.“ 123
    Nach der konstitutiven Festlegung des göttlichen Anspruchs durch Rutherford wurde in einer Konsolidierungsphase der Schwerpunkt auf die Festigung dieser Position und die Vertrauensbildung in der Hierarchie gelegt. Alle Macht lag nunmehr bei dem Präsidenten, der allein nicht nur in allen Fragen der Lehre, sondern auch der Publikations- und Wirtschaftsaktivitäten, der Finanzen, der betrieblichen Steuerung und der personellen Belange die letzte Entscheidung hatte. Das Volk der Zeugen Jehovas, wie Rutherford es in eigener Machtvollkommenheit im Jahr 1931 so getauft hatte, wurde ganz auf diese Linie gebracht.
    Im Sinne der neuen inneren Ordnung wurden die Zeugen unter seiner straffen Führung konditioniert und geistig einheitlich ausgerichtet. So autoritär, dass in Zeugenkreisen der Begriff Generalissimo für Rutherford geprägt wurde.
    Wie passend für eine solchermaßen militarisierte Religion. Erst nach ungefähr drei Jahrzehnten regte sich gegen die Praxis der absoluten und unkontrollierten Führung, die auch von Rutherfords Nachfolger Knorr zunächst beibehalten wurde, der bereits beschriebene Widerstand.
    Aber nur auf höchster Ebene. Nach anhaltendem Ringen in der Leitung der Organisation wurde letztendlich aus der autokratischen Herrschaft einer Einzelperson die einer neu eingesetzten Gruppe, dem „treuen und verständigen Sklaven“. Allerdings nur nominell. Erst nach Jahren wurde dieser Schritt dann auch tatsächlich organisatorisch umgesetzt.
    An dem von Rutherford formulierten und geprägten Anspruch hat sich bis heute nichts geändert. Stets wird der einzelne Zeuge Jehovas dazu aufgerufen, den Vertretern der Organisation, insbesondere der „Sklavenklasse“, sein unbedingtes und uneingeschränktes Vertrauen zu schenken 124 und ihren Anweisungen unwidersprochen und nicht hinterfragt Folge zu leisten. 125 Bis heute herrscht bei den Zeugen Jehovas die Überzeugung vor, dass der treue und verständige Sklave, die Wachtturmorganisation, Gottes einzige Vertreterin auf der Erde ist und daher mit ihm gleichgesetzt werden kann.
    Ein Glaube, der von dieser gegenüber den Betroffenen kaum wahrnehmbar, aber dafür umso nachhaltiger verankert worden ist. Findet ein Kongress statt, ist es im Bewusstsein der Zeugen stets Jehova Gott, der zu dieser Veranstaltung einlädt.
    ER, nicht die Organisation, die dies tatsächlich tut, ist der Veranstalter, richtet den Kongress aus, hält die geistige Speise in vorzüglicher Qualität

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