Schwarzbuch WWF: Dunkle Geschäfte im Zeichen des Panda (German Edition)
nach der Erfahrung von Dr. Groh werden die meisten Frauen von Bantus einfach vergewaltigt: »Ich schätze, dass ungefähr 80 Prozent der Batwa-Frauen vergewaltigt worden sind. Das Ergebnis sieht man in den Dörfern: Viele der Jugendlichen sind zwei Köpfe größer als ihre Mütter: Mischlinge, die nicht mehr wissen, wohin sie gehören. So wird dieses Volk auch genetisch bald ausgerottet sein.«
Der WWF zeichnet auf seinen Webseiten ein idyllischeres Bild von der Lage der Batwa. In schönster Kolonialprosa heißt es: »Als 1991 der Bwindi-Nationalpark eingerichtet wurde, um die gefährdeten Berggorillas zu schützen, haben Mitglieder der Gemeinde Mukona Parish aus Protest noch zehn Quadratkilometer Wald in Brand gesetzt. Die gleichen Dorfbewohner haben 1998 ohne jede Belohnung einen 5-stündigen Marsch auf sich genommen, um ein Feuer tief im Wald zu löschen.«27
Die bösen Wilden sind dank des erzieherischen Einflusses des WWF zu braven Wilden geworden – lautet so die Botschaft zwischen den Zeilen? Verschwiegen wird dem Leser, dass die Pygmäen den Wald im Jahr 1991 nur deshalb anzündeten, weil sie mit militärischer Gewalt aus ihren Hütten geholt wurden. Nach der Geschichtsklitterung folgt im WWF-Text ein dickes Eigenlob: Der WWF habe bei einer Feldstudie herausgefunden, dass die Pygmäen von der Umwandlung ihres Landes in einen menschenfreien Nationalpark »profitiert« hätten, sie »konnten ihre Einkommensquellen diversifizieren«; vor allem im Tourismus gebe es für sie viele neue Chancen: »Sie profitieren von Jobs, die im Bereich Park und Tourismus entstanden sind ... Trainingsprogramme und andere Maßnahmen haben dazu geführt, dass die Mitglieder der Gemeinschaften ihre organisatorischen und geschäftlichen Fähigkeiten verbessert haben.«28
Für den UN-Experten Arnold Groh ist diese Zustandsbeschreibung eine »Heuchelei, um die schweren Menschenrechtsverletzungen im Nachhinein zu rechtfertigen«. Nach der Vertreibung der Batwa und anderer Naturvölker hätten europäische oder amerikanische Unternehmen die Lizenz zur Vermarktung der ugandischen Nationalparks erhalten. Am meisten Profit bringt das Geschäft mit dem Tourismus. Die Veranstalter scheinen nach Meinung von Dr. Groh in den Batwa »keine Menschen, sondern Gegenstände« zu sehen, die zusätzlichen Gewinn versprechen: »Die Touristen werden in ihren Tropenanzügen in die Dörfer der Batwa gekarrt, um nackte Wilde anzuglotzen, die in einer von der Europäischen Union finanzierten Halle für sie tanzen müssen. Das ist ein ethnologischer Zoo, der für die betroffenen Ethnien zutiefst degradierend ist.«
Wenn WWF-Funktionäre mit den Pygmäen zu tun hatten, kämen sie oft als »Herrenmenschen«, die für sich in Anspruch nehmen, den »Fortschritt« zu bringen: Kleidung, fließend Wasser oder Häuser aus Beton. »Der WWF operiert dabei nach dem Weltbank-Motto: Wir helfen den Ärmsten der Armen. In Wahrheit löscht diese Strategie die indigenen Kulturen aus. Ich habe mich oft gefragt: Warum bemühen wir uns so krampfhaft, jede Erinnerung an unser natürliches Leben möglichst gründlich auszulöschen? Naturvölker brauchen die Güter der Industriekultur nicht, sie brauchen auch kein Geld und keine Marktbeziehungen. All diese Dinge aus unserer Dominanzkultur zerstören das kulturelle Selbstbewusstsein der Stämme.«
Einmal im Jahr dürfen einige von den Behörden auserwählte Batwa unter Aufsicht für einen Tag in ihren Wald zurück, um Heilpflanzen zu sammeln. Das ist jedes Jahr der einzige Glückstag für die Batwa. Vom WWF können sie keine Hilfe erwarten – er profitiert selbst und direkt von ihrer Vertreibung. So veranstaltet der WWF USA Reisen in die ugandischen Nationalparks unter dem Motto Große Afrikanische Primaten-Expedition. Das Gorilla-Trecking ist der Höhepunkt der Tour zum Preis von 11.000 Dollar, darin sind die Flugkosten nach Uganda noch nicht einmal inbegriffen. Der WWF rührt für seine Tour auf dem garantiert Batwa-freien Dschungelpfad die Werbetrommel: »Keine andere Begegnung in der Wildnis kann den Thrill eines Treffens mit diesen wunderbaren Tieren übertreffen, die uns so sehr ähneln.«
Für Arnold Groh liegen die Dinge klar auf der Hand: »Es geht nicht um den Schutz der Tiere, sondern um das Geschäft mit ihnen. Wollte der WWF wirklich die Natur schützen, müsste er dafür sorgen, dass die Batwa wieder in ihre Wälder zurückkönnen. Sie haben das Gleichgewicht der Arten seit Tausenden von Jahren gesichert.«
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